Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

 

Hallo Du,

sitze ich etwa zwischen allen Stühlen?

Was ich habe, ist mir nicht genug

und was ich haben möchte,

ist zu groß und zu unerreichbar für mich.

 

Was ist es,

   was mich immer wieder in diese Zwickmühle bringt?

Es muss etwas mit mir zu tun haben,

etwas in mir sein,

was mich immer wieder antreibt

   und mich wünschen und streben lässt;

was mich etwas ‚haben wollen’ lässt,

   was ich im Grunde gar nicht brauche.

 

Oh, ich merke schon,

es ist mein Kopf, der da eigene Wege geht;

es ist mein Verstand, der nach Geltung drängt;

es ist mein kleines, verstecktes Ego,

   das groß und stark sein möchte,

   das seinen Willen verwirklichen möchte,

   das meinen Geist beeinflusst und verführt. 

 

Es geht um’s „haben wollen“ und „sein wollen“,

   um’s mehr sein wollen, als ich bin.

Es geht um Eitelkeit, Stolz, Hochmut und Macht,

   um’s erkannt werden wollen, so wie man sein möchte,

   um’s sich sonnen im erwünschten Erfolg,

   um’s Einfluss nehmen und haben auf andere, zum eigenen Vorteil,

   um’s ‚sich präsentieren’,

     um einen überhöhten Geltungsdrang,

     um die Einbildung eines überlegenen Geistes,

     um die Überzeugung des ‚besser Wissens’ oder ‚besser seins’,

     um die Vorstellung der eigenen Unfehlbarkeit,

     um den Anspruch der Richtigkeit im Denken und Tun,

     um den Denkfehler, mehr zu sein, wenn man mehr hat,

      oder mehr zu sein, wenn man sich mehr durchsetzt und Recht behält.

 

Das kann auf Dauer nicht gut gehen,

   trotz anfänglicher Erfolge, denn

   das ist Selbstlüge, mit der ich mir etwas vormache,

   das sind Träume, die verschwinden, wenn ich erwache,

   das sind Seifenblasen, die schnell und leicht zerplatzen,

   das sind Einbildungen ohne jegliche Grundlage,

      die schnell erkannt und durchschaut werden,

      die mich bloßstellen, meinen Mangel vermehren

         und meine Situation noch schlimmer machen,

      die meine Freude verhindern und mich in Zwiespalt und Leid führen.

 

Wie aber kann ich verhindern,

in diesen Strudel von Wollen und Selbstüberhöhung zu geraten?

 

Nur durch ‚zufrieden sein’

   mit dem, was ich habe und bin,

   mit dem, was mir Gott gegeben hat und gibt,

   mit dem, was auf mich zugeschnitten ist

      und was ich auch wirklich ausfüllen kann

und im Vertrauen darauf,

   dass ich wichtig und einflussreich bin, dadurch, dass ich bin,

   dass ich mit dem wirke, was ich von Natur aus habe,

   dass Gott durch mich und mein Wesen wirkt.

 

Ich habe erkannt,

dass mein Wesen, meine Seele, das Göttliche in mir,

gespalten und zerrieben wird zwischen Wunsch, Anspruch und Wirklichkeit,

verletzt und gefoltert wird durch meine zu starke Selbstbehauptung,

unterdrückt wird durch mein kleinkariertes, selbstsüchtiges Ego,

   durch den kleinen, fordernden, unzufriedenen Teufel in mir.

Ich habe erkannt,

dass mein Wunschdenken mich auf Abwege und ins Leid führt

und dass die wahre Wirklichkeit sehr viel Freude bereithält,

   die ich nur annehmen muss, damit sie in mir wirklich werden kann.

Ich habe erkannt, dass es Gott ist,

der uns die Wirklichkeit schenkt,

   zu unserem Wohl und für unser Wachstum,

der darin wirkt, sie beeinflusst und uns darin führt,

   damit wir Wahrheit und Freude finden,

   damit wir ihn darin finden und Freude an ihm haben.

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