Würde
Aber die Zeit kommt, ja sie ist schon da, wo Menschen Gott als den Vater anbeten werden,
Menschen, die vom Geist erfüllt sind und die Wahrheit erkannt haben. Das sind die wahren
Anbeter; so möchte der Vater die haben, die ihn anbeten. (Joh 4,23;NGÜ)
Hallo Du,
im Grundgesetz (Art. 1) heißt es: ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar.‘ Doch immer
weniger Menschen wissen, was Würde ist und welchen Wert sie hat. Auch dadurch droht sie
verloren zu gehen.
Der Bedeutungsduden besagt, die Würde sei ein ‚dem Menschen innewohnender Wert und
innerer Rang‘. Diesen Wert kann man achten oder verletzen, indem man den ganzen Menschen
missachtet oder körperlich bzw. geistig verletzt, ihn gering schätzt, entwertet, ignoriert oder
zurückweist.
Eine zweite Bedeutung besagt, die Würde sei eine ‚Haltung, die durch das Bewusstsein vom
eigenen Wert oder von einer geachteten Stellung bestimmt wird.‘ Damit ist seine innere
Einstellung und das dadurch bestimmte Denken, Handeln, Auftreten, Benehmen und Verhalten
gemeint, was sich in innerer Fassung und Beherrschtheit äußert. Dieser Mensch strahlt Würde
aus oder er erträgt schwere Situationen mit Würde.
Für mich kann die zweite Bedeutung willentlich gemacht und dadurch eine selbst aufgesetzte
Krone sein. Verinnerlichte Einstellungen sind veränderlich, anpassungsfähig und damit nicht
ursprünglich. Ein Mensch, der sich kontrolliert und beherrscht, der beschränkt sich selbst und
nimmt sich die gottgegebene Würde des lebendigen Seins. Er beschneidet seinen Wert und sich
selbst. Das wird in der Erläuterung zum Wort ‚würdevoll‘ deutlich. Es beinhaltet eine ‚in seinem
Verhalten bestimmte, feierliche Steifheit und betonte Würde.
Meine persönliche Bewertung ist keine Kritik am Duden, der ja nur aufzeigt, welche Bedeutung
ein Wort in der Sprache haben kann, sondern sie ist eine Verfeinerung des Begriffs ‚Würde‘.
Die Würde ist m.E. ein, jedem Menschen innewohnender, unbeeinflussbarer Wert. Der Mensch
ist würdig, weil er lebt, weil Leben in ihm ist, er ist würdig zu leben. Er ist würdig, weil er – wie
jeder andere auch – sein Leben zu meistern hat. Und er erweist sich als würdig, indem er die
Verantwortung für sich und sein Leben übernimmt und indem er andere in ihrer Eigenart und
ihrem Sein würdigt, sie achtet, sie als gleichwertig anerkennt, ihre Besonderheiten hervorhebt
und sich daran neidlos erfreut.
Wir beten: ‚Vater unser im Himmel.‘ Und wenn er unser aller Vater ist, dann sind wir alle seine
gleichberechtigten Kinder, unabhängig, von Status, Einfluss oder Habe.
Als Christ sage ich: Die Würde jedes Menschen ist darin begründet, dass Gott ihn ins Leben
gerufen und ihm eine angemessene Lebensaufgabe übertragen hat. Gott hält uns für würdig,
seine Kinder und Erben zu sein. Das tut er, weil er uns erschaffen hat und liebt. Das tut er, weil
er für uns und unsere Sünden seinen einzigen und unschuldigen Sohn Jesus am Kreuz leiden
und sterben ließ, damit wir würdig werden und sind. Das tut er, weil wir, nach seinem Bilde
geschaffen sind, weil wir aus Liebe entstanden sind und weil Liebe in uns gelegt ist, weil Jesus
Christus mit seiner Liebe in uns wohnt und uns diese Liebe zeigen und liebevoll ausdrücken
lässt. Die Würde des Menschen erwächst aus seiner individuelle Gottgewolltheit und aus dem
Geist Gottes, der in uns gelegt ist.
Die Dornenkrone dieser Würde besteht aus gelebtem Anstand, aus umfassender Ehrlichkeit
und aus selbstloser, verletzlicher Liebe.
Weltlich ein gestellte Menschen halten diese Krone für töricht, dumm und wertlos, und doch
bewundern sie die ungekünstelte, würdevolle Ausstrahlung der durch sie bedingten Kraft und
Reinheit. Sie fühlen sich davon angezogen und sie möchten daran teilhaben. Sie sehnen sich
danach, dass auch aus ihnen diese Würde heraus strahlen möge und sie als geheiligte Kinder
Gottes erkannt werden, dass die Würde Gottes in ihnen erkennbar wird.
Niemand kann sich Würde nehmen oder selbst geben. Er erhält sie durch Gottes Berufung.
(nach Hebr 5,4; GNB)
Lasst euch selbst als lebendige Steine in das Haus einfügen, das von Gott erbaut wird und von
seinem Geist erfüllt ist. Lasst euch zu einer heiligen Priesterschaft aufbauen, damit ihr Gott
Opfer darbringen könnt, die von seinem Geist gewirkt sind – Opfer, an denen er Freude hat,
weil sie sich auf das Werk von Jesus Christus gründen. (1.Petr 2,5;NGÜ)
