Wo wohnt Gott?    (1. Kor 3,16)

 

Hallo Du,

heute, kurz vor Weihnachten, stelle ich einmal bewusst die Frage: Wo wohnt Gott?

 

Auf diese Frage höre ich unterschiedliche Impulse:

a)  Harald, du nervst! Das ist doch jetzt wirklich nicht so wichtig.

Auch wenn ich nerve, ich halte diese Frage für sehr wichtig.

 

b) Wohnt Gott im Paradies? Da, wo Adam und Eva mit Gott zusammen zuhause waren.

     Leider wurden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben, weil sie Gott ungehorsam

     waren. Das gilt auch für uns. Das ist vorbei.

 

c) Wohnt Gott in der Stiftshütte? In 2. Mo 29,45 sagt Gott: Ich will unter den Israeliten

   wohnen und ihr Gott sein, dass sie erkennen sollen, ich sei der HERR, ihr Gott.

   Die war nur ein Provisorium auf der Flucht aus Ägypten.

   Wohnt Gott noch im Tempel in Jerusalem?

   Den gibt es schon lange nicht mehr. Er wurde völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut.

 

d) Wohnt Gott im Himmel! Wir beten doch: ‚Vater unser im Himmel!‘

– Das wird so sein, aber wo ist dieser Himmel? Entweder ist der Himmel überall da, wo Gott

   wohnt bzw. aufgenommen wurde oder er ist irgendwo oben, vielleicht über den

   Wolken oder zwischen den Sternen. Das wäre weit weg von uns.

 

e) Wohnt Gott im herrlichen, von ihm erbauten himmlischen Jerusalem? In Apg 17,24 steht:

   Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der

   Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.

Hat Gott auch jetzt schon da sein Haus? Wie können wir jetzt schon dorthin kommen?

 

In Off 21, 10-11 heißt es: Und er (der Engel) führte mich hin im Geist auf einen großen und

hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel

von Gott, die hatte die Herrlichkeit Gottes.

Nun ja, das ist wohl der Ort, an dem wir Christen nach unserem Tod wieder mit Gott

zusammen sein werden. Es ist tröstlich, dass es diesen Ort auch für uns geben wird.

Doch eigentlich brauchen wir Gottes Nähe auch schon im Diesseits.

Johannes wird im Geist geführt. Das ist doch ein guter Hinweis. Im Geist, können wir

überall hin reisen. Im Geist bin ich schon im Urlaubsort, wenn ich im Reisekatalog blättere

und mir den Urlaub ausmale. Im Geist durchlebe ich die Höhen und Tiefen eines Romans,

als wäre ich dabei. Im Geist wandere ich mit Jesus und seinen Jüngern und erlebe mit

ihnen das damalige Geschehen. Im Geist wird mir das räumlich und zeitlich Ferne wirklich.

 

f)  In Mt 8,20 sagt Jesus: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben

Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

Jesus hat keine feste Adresse, keine Wohnung bzw. kein Haus, wohin er sich zurückziehen

könnte, um zu essen oder zu schlafen oder sich auszuruhen. Er ist darauf angewiesen,

überall als Gast aufgenommen zu werden. So fühle ich mich auch manchmal. Wo ist mein

zuhause? Wo bin ich geborgen? Eine Wohnung ist kein Garant dafür.

Wenn Jesus Verbindung mit Gott sucht, zieht er sich zurück in die Stille und betet.

Im Geist findet er zu Gott. Im Geist sprechen sie miteinander. In Gedanken begegnen sie

sich. Im Geist ist er fest mit Gott verbunden.

 

g) ‚In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.‘

In Joh 14,1-3 sagt Jesus: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu

euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die

Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich

bin.

Glaube spielt sich also im Kopf ab, im Geist. Die geistige und geistliche Verbindung Jesu

mit Gott gibt ihm Wohnung bei ihm. Wenn Jesus uns bei Gott eine Stätte bereitet, setzt er

sich bei Gott für uns ein, damit diese innige Verbindung mit Gott auch für uns möglich

wird. Und wenn Jesus ganz persönlich zu uns kommt und wir ihn als unseren Herrn und

Heiland annehmen, dann wird aus dieser Verbindung eine feste Beziehung und

Gemeinschaft, dann wird Gott für uns real erlebbar, dann sind wir Jesus nahe. Und das

bedeutet: Gott ist mir nahe, wann immer ich ihm Geist seine Nähe suche.

 

h) Nun erschließt sich auch die Aussage Jesu in Joh 14, 19-21:

An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in

euch. Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der

wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm

offenbaren.

 

Im Geist ist Jesus bereits als Mensch mit Gott vereint, einig und eins. Mit unserer

hoffenden und liebenden Hingabe an Jesus, werden auch wir im Geist immer stärker mit

Jesus eins und damit auch mit Gott. Wir kennen und halten seine Gebote freiwillig, weil

wir ihn lieben und sie für richtig halten. In dieser innigen Liebesbeziehung mit Gott sind wir

achtsam und aufmerksam, sodass wir auch kleinste Signale, Hinweise, Angebote und

Liebesbezeugungen wahrnehmen und darin Jesus, Gott und das Wirken des Heiligen

Geistes erkennen.

 

i)   Ist das jetzt Interpretation Harald oder biblisch belegt?

Paulus erklärt uns in 1. Kor 3,16:

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Wenn wir zu Gott gefunden haben und im Geist mit ihm verbunden sind, dann ist Gott

auch in uns, dann wohnt er in uns, dann ist der Himmel inwendig in uns, dann sind wir

seine Eigentumswohnung, sein Tempel, ihm geweiht. Dann ist Gott auch an Weihnachten

mit uns zusammen. Gott hat sich uns zu Eigen, zum Eigentum gemacht. Wir machen uns

Gottes Wollen und seine Liebe zu Eigen und gehen mit ihm seine Wege.

 

 

Zusammenfassung

Räumliche, zeitliche oder bildliche Vorstellungen sind lediglich Denk- und Gefühlshilfen, um

Gott zu erkennen und/oder ihm nahe zu kommen. Sie sind Glaubensbrücken für unsere

begrenzte Wahrnehmung. Tatsächlich braucht Gott kein reales Haus, keine beziehbare

Mietwohnung, um darin zu leben und zu wirken. Dafür hat er ja uns Gläubige, unseren Geist

und unsere Herzen.

Im Geist hat Gott ‚viele Wohnungen‘ und ein ‚großes Herz‘. Im Geist ist er mit uns in Liebe

verbunden und wir mit ihm im Glauben. Gott ist Liebe und Liebe überwindet Raum und Zeit.

Glaube und Gottvertrauen überwinden Raum und Zeit. Vertrauen öffnet und Glaube

verbindet. Wo wohnt Gott? Er wohnt überall da, wo er willkommen ist. Dann wohnt er mit

seinem Geist in uns. Sein Geist verbindet sich mit unserem. Der Himmel, die Wohnung

Gottes, ist inwendig in uns.

Sein Geist wirkt nicht nur durch sein Wort oder durch seine Liebe, sondern auch durch die

Kraft unserer Beziehung mit ihm. Diese Kraft durchdringt uns bis in die letzte Zelle. Gott ist in

jeder unserer Zellen. Dies umso mehr, wenn wir das auch Hoffen und Glauben und uns

Vorstellen. Seine Kraft heilt uns immer wieder. Seine Kraft verändert uns immer weiter nach

seinem Bilde, nach dem wir erschaffen wurden.

 

Unser Glaube, macht uns zu Gottes Tempel. Im Glauben erleben wir Gottes Gegenwart,

seine Nähe, seine Liebe und seine Führung. Im Glauben wird Gott uns im Leben real. Mit ihm

reden wir laut oder im Geist. Ihn hören wir im Geist oder auch mit den Ohren. Ihn verstehen

wir und handeln entsprechend. Wir gehen seine Wege und er begleitet uns. Wir sind immer

dann mit ihm verbunden, wenn wir diese Verbindung suchen. Gott ist da, weil wir glauben,

dass er da ist. Wir vertrauen ihm, weil wir mit ihm vertraut wurden, weil wir gelernt haben,

dass er uns tatsächlich beisteht, wenn wir ihn brauchen. Im Glauben versetzen wir innere

Berge und Hindernisse, weil Gott und dabei hilft bzw., weil wir Gott darum bitten.

 

Mein Glaube ist gewachsen und hat sich dadurch gefestigt, weil ich die Güte und Gnade und

Barmherzigkeit und Hilfe Gottes kennen- und schätzen gelernt habe Gott hat sich mir immer

wieder gezeigt, sich mir offenbart, indem er mir immer wieder weitergeholfen hat, nicht nur

im Geist, sondern auch tatsächlich, real und nachweisbar, für jeden erkennbar.

 

Ich zähle mich zu Gott, glaube an ihn und gehorche ich ihm freiwillig, weil ich ihn lieben und

schätzen gelernt habe. Das hat Jesus ermöglicht. Durch ihn sind wir alle trotz unserer Mängel

zu geliebten Familienmitgliedern in Gottes Familie geworden.

Das besondere an Gott ist, dass er Gehorsam nicht befiehlt, sondern dazu befähigt. Er gibt

uns das, was wir brauchen, um ihm nachzufolgen und zu dienen.

 

Er leitet meinen laienhaften Geist, wenn ich Gedichte oder Texte schreibe, ihm zur Ehre. Das

finde ich toll. Das stärkt mich im Glauben und Gottvertrauen. Das macht meinen Geist zum

Tempel seines Geistes. Im Geist ist er mir immer nahe, egal wo er ist oder wo ich gerade bin.

 

In Mt 18, 19-20 sagt uns Jesus fest zu:

Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie

bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei

oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

 

Auch wenn ich nerve: An Weihnachten finden wir uns im Namen Jesu zusammen. Um ihn

geht es ja gerade. Also wird er nicht als kleine Holzfigur unbeteiligt in er Krippe unter dem

Weihnachtsbaum liegen, sondern leibhaftig als Auferstandener mitten unter uns sein, in

unserem gedenken, lieben und beisammen sein.

 

Ich bin mir sicher und ganz gewiss: Im Bewusstsein seiner Gegenwart wird er uns

gegenwärtig. Im Bewusstwerden seiner Liebe für uns, durchströmt sie uns bereits und fließt

über in die Herzen derer, die sie wollen und brauchen. Im Bewusstsein seines Segens werden

wir zum Segen für andere.

 

Ich freue mich schon jetzt auf die Erneuerung und Bestätigung seiner Geschenke, die ich sehr

gerne mit euch teile: Treue Verbundenheit mit ihm und mit dir, wohltuende Liebe im Kopf

und im Herzen sowie inneren Frieden. Da wird es in mir ganz hell und warm und ich fühle

mich bei Gott geborgen und zuhause.

 

Denn ich bin ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder

Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes

oder sonst irgendetwas können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus,

unserem Herrn, schenkt. (Röm 8,38-39)

 

 

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