Wie steht es um die Familie? (1.Tim 5,4)

 

Sind aber Kinder oder Enkel da, dann sollen diese lernen, zuerst in der eigenen Familie Gottes Willen zu tun

und ihre Angehörigen zu versorgen. Es gefällt Gott, wenn sie auf diese Weise ihre Dankbarkeit zeigen für das,

was sie von ihnen empfangen haben. (1.Tim 5,4)

 

Hallo Du,

die Familie ist Kern und Zentrum des Gemeinwesens, jedes Staates. Sie kann nur dann ihre

Funktion erfüllen, wenn Eltern liebevoll, verantwortungsbewusst und vorbildlich und sich einig

sind und Kinder gehorsam und einfügsam. Die Familie ist stabil und fruchtbar, wenn jedes

Familienmitglied sich in ihr einbringt und seinen Teil zum gemeinsamen Gelingen beiträgt.

 

Die Familie ist der Ursprung des menschlichen Fortbestandes. Sie ist der Entstehungsort von

Lebensmustern, Lebenseinstellungen und Leitwerten. Sie ist das wichtigste Lern- und Übungsfeld

für eine geregelte, geordnete, soziale und emotionale Interaktion mit anderen, für den Gefühls-

und Gedankenaustausch, für die Entwicklung von Denken, Sprache, Verhalten und Tun im

Miteinander, für elementare Einstellungen wie z.B. Respekt und Achtung vor der Würde und

Eigenständigkeit von anderen und andersdenkenden.

Sie ist Spielwiese und Freiraum zum Einüben von gegenseitiger Liebe, von Zuwendung und Geduld,

von Freundlichkeit und Güte, von Sanftmut, Treue, Verständnis und Selbstbeherrschung, von

Aufmerksamkeit, Gehorsam und Anstand.

In ihr sollten alle ihr Bestes geben und zu ihrem Besten kommen, damit sie werden, was sie sein

könnten, damit sie das entwickeln können, was noch verborgen in ihnen ist.

In ihr sollte man Zuwendung, Anregung, Vorbild und Bestärkung finden, ebenso Schutz, Sicherheit

und Geborgenheit, wie auch Vertrauen, Anteilnahme, Frieden und Freude, damit man mutig und

stark und zuversichtlich durchs Leben gehen kann.

 

Doch wie sieht die Realität von Familie aus? Oft genug ist die Kernfamilie (oder auch die

Großfamilie mit Großeltern und Enkeln und allen anderen Verwandten) lediglich eine gegenseitige

Duldungsherausforderung, ein gefährliches Kampffeld, eine schlappe Schlafgemeinschaft oder eine

unpersönliche Gefängnisgemeinschaft von bzw. für selbstbezogenen Individuen. In ihr spiegeln sich

ungefiltert die Abartigkeit der Spaß- und Leistungsgesellschaft, die Verantwortungslosigkeit von

Politik und Wirtschaft sowie die heruntergekommene Moral der Umwelt und der Eltern.

 

Ist Familie noch der Ort, an dem wir Zeit füreinander haben, an dem wir gemeinsam Essen, Hoffen

und Entscheiden, das Beste voneinander lernen, miteinander spielen, lachen und weinen,

untereinander vertrauen, füreinander da sind und einstehen, einander beistehen, aneinander

Freude haben, umeinander besorgt sind, uns gegenseitig stützen und zusammengehören.

Ist Familie der Ort, an dem wir Beispiel von unserem Glauben geben, an dem wir von Gott und

unserem Glauben reden, miteinander und füreinander beten, in zuversichtlichem Gottvertrauen

und Gehorsam leben, Gott gemeinsam loben und preisen, ihm danken und andere darin

einbeziehen?

 

Wie soll das möglich sein, wenn Papa oder Mama oder beide nicht zuhause sind, weil sie Geld für

überteuerte Lebenshaltungskosten und zu hohe Steuern und Abgaben verdienen müssen.

Wie soll das möglich sein, wenn sie überarbeitet, entnervt und kraftlos von der Arbeit nachhause

kommen, wenn sie unter Arbeitsverdichtung, Stress, Überforderung und Entmenschlichung am

Arbeitsplatz leiden, wenn Familienmitglieder vom Fernseher oder vom Computer in den Bann

gezogen und in Beschlag genommen wird, wenn man sich keine Zeit mehr füreinander nimmt,

wenn man Nähe meidet und nur noch an sich selbst denkt, wenn es vorrangig nur noch ums eigene

bestehen und überleben geht?

Wie soll das möglich sein, wenn Probleme, Nöte oder Schulden sich unüberwindbar auftürmen

und Hilfe oder Beistand nicht vorhanden sind, weil jeder sich selbst der Nächste ist?

Wie soll das möglich sein, wenn der Arbeitsplatz weit vom Wohnort entfernt ist und/oder wenn

hilfsbereite Familienangehörige zu weit entfernt wohnen?

 

Da sind die drei Gründe fast verständlich, die Deutsche gegen eine Familiengründung nennen:

1. Der Wunsch, lieber frei und unabhängig zu bleiben (62 %).

2. Das Gefühl, sich den eigenen Lebensstandard mit Kindern nicht mehr leisten zu können (61 %).

3. Die eigene berufliche Karriere, dann vernachlässigen zu müssen (59 %).

Dann ist es wohl auch besser, dass Kinder solchen Eltern nicht geboren werden. Denn Kinder

brauchen Bindung, Nähe, Pflege, Führung, Anleitung, Ermutigung, Orientierung, Aufsicht und

Beschäftigung, um sich entwickeln zu können und zu eigenen Persönlichkeiten heranzuwachsen.

Bekommen sie das nicht, entstehen in ihnen Entwicklungs- und Verhaltensstörungen, Hemmungen

und Blockaden, Minderwertigkeit oder Aggression, Gleichgültigkeit oder Aufdringlichkeit, Lethargie, ADHS oder Borderline.

 

Ein Lebensstandart in Wohlstand ist für Kinder nicht wichtig, Liebe und Ansprache und

Anteilnahme und gemeinsam verbrachte Zeiten schon. Wem die eigene Karriere wichtiger ist als

eine Familie, der hat Defizite aus der Kindheit, der will auffallen, beachtet werden, sich beweisen,

aus seiner inneren Armut und seinem seelischen Mangel ausbrechen; der will zeigen, dass auch er

oder sie dazu gehört und wertvoll und wichtig ist. Kinder sind immer ein Spiegel dessen, was sie

erleben und aufnehmen, dessen wer sie ‚gebildet‘ hat.

Bedenkt man dann noch, dass bei den verbleibenden 40 %, die eine Familie gründen, mindestens

jede zweite Beziehung scheitert und der Trennung oft langjährige Streitereien vorausgehen, dann

kann man das Leid der Betroffenen ermessen. Die Folge davon sind zerrüttete Familien,

erschütterte Menschen, verletzte Seelen, verlorene Kinder. Die Folgen davon sind auch

Alleinerziehendenbelastung, Sorgerechtsauseinandersetzungen mit einem Hin- und Hergeschiebe

von Kindern als Streitobjekte sowie Orientierungslosigkeit, Haltlosigkeit, Ängste und

Verunsicherung aller Beteiligten.

Kürzlich hörte ich von einem verhaltensgestörten und aggressiven zehnjährigen Kind, das jeweils

14 Tage im Wechsel bei Mutter oder Vater wohnt, damit das Kindergeld ‚gerecht‘ zu gleichen

Teilen an die Elternteile gehen kann. Das ist für ein Kind grausam! Das zeigt den Kampf zwischen

lieblosen Eltern.

 

Wie kann eine Familie heil und segensreich sein und allen Mitgliedern Halt und Geborgenheit

vermitteln, wenn Eltern ihre fürsorgende Rolle und Aufgabe nicht wahrnehmen wollen oder

können, wenn sie nicht zuverlässig sind, wenn sie sich trennen und nicht mehr am gleichen

Erziehungsstrang ziehen, wenn Kinder nicht mehr gehorsam sondern geschädigt und aufmüpfig

sind, wenn Liebe und Geduld und Einfühlungsvermögen und Gemeinschaft nicht (vor)gelebt

werden, wenn sie ständig in egoistischem Zank und Streit verängstigt und verunsichert werden.

Wie kann man in einer Gruppe sein Bestes entwickeln, wenn man ständig vor Willkür oder Strafe

bzw. vor Ärger oder Gewalt den Kopf einziehen muss.

 

Das Schlimmste aber ist, dass alle Erfahrungen in der Familie prägende Grundlagen fürs ganze

Leben sind. Diese Erlebnisse speichern sich im Unterbewusstsein und werden zum Maßstab für

eigenes Elternverhalten und damit auch zum Konfliktthema zwischen den Eltern.

Sie sind kaum zu korrigieren. Sie pflanzen sich fort und werden zur unreflektierten,

beispielfolgenden Erziehungsgrundlage für die Kinder, Enkel und Urenkel. Deswegen ist eine gute

und konsequente und verantwortungsvolle und wertebezogene und ehrliche Erziehung so wichtig.

Deswegen sind unterstützende Elternkurse mit Erziehungshilfen wichtig, damit der verhängnisvolle

Erziehungskreislauf schneller unterbrochen wird. Deswegen ist eine Rückbesinnung auf die

tragenden und schützenden Leitwerte der Bibel notwendig.

 

Gott sagt in 4.Mo 14,18:

`Ich bin der Herr. Meine Geduld, meine Liebe und Treue sind groß. Ich vergebe Sünde und Unrecht.

Und trotzdem lasse ich die Sünde nicht ungestraft, sondern bestrafe die Kinder für die Sünden ihrer

Eltern bis in die dritte und vierte Generation.´

 

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Kinder übernehmen Eigenschaften vorwiegend von ihren

Eltern, von denen sie abhängig sein, auf die sie angewiesen sind, mit denen sie die meiste Zeit

verbringen und die sie am Besten kennen. Das gilt sowohl für die guten, wie auch leider für alle

schlechten Eigenschaften.

 

Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass diese fatale Familiensituation ohne

grundlegende Änderung immer schlimmer wird und die Kinder, die in ihr aufwachsen immer

stärker geschwächt und verbogen werden. Es schmerzt erkennen zu müssen, dass unser

Gesellschaftssystem familienunfreundlich ist, dass es beschädigte, verletzte und entmutigte

Menschen erzeugt, die man leicht manipulieren und übervorteilen kann. Es ist beängstigend, dass

der voranschreitenden Individualisierungsprozess und der gegenseitige Entfremdungsprozess

politisch gewollt und fiskalisch notwendig ist, um Steuereinnahmen zu erhöhen und den von

Politikern zu verantwortenden Schuldenberg zu verringern. Es ist traurig, dass sich in der politisch

propagierten Leistungsgesellschaft wenige die Taschen vollstopfen und viele als moderne

Arbeitssklaven herhalten müssen.

Wer entscheidet über Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsmenge, Einkommenshöhe,

Unternehmensziele und gesellschaftliche Leitwerte? Das ist die Führungsschicht, das ist die

Wirtschaft und die mit ihr verbandelte Politik, das sind gewinnorientierte Menschen, die vorrangig

ihren eigenen Vorteil sehen.

Weshalb sonst werden Mann und Frau noch immer für gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt?

Weshalb sonst kann man nicht mehr von einem Einkommen in einer Familie leben? Weshalb sonst

ist die Teuerungsrate trotz Währungsschnitt durch den Euro so hoch? Weshalb sonst werden

Schülerinnen und Schüler in den Schulen mehr auf Wirtschaftskonformität getrimmt, als auf

Persönlichkeitsentwicklung? Weshalb sonst werden nicht ihre jeweiligen Begabungen und deren

Entwicklung als zentrale Bildungsziele gesehen? Weshalb sonst wird die Lebensarbeitszeit immer

weiter verlängert, werden Burnout immer häufiger, nehmen psychische und psychosomatische

Erkrankungen immer stärker zu?

 

In dieser gefallenen Welt ist nur eines sicher: Die Macht- oder Geldgier einiger ‚Beherrscher‘

geschieht auf Kosten der Allgemeinheit! Seit Menschengedenken hat sich daran nichts geändert.


 

Die Bibel sagt in Lk 11,17: Jesus kannte ihre Gedanken und sagte: „Ein Staat, in dem verschiedene

Herrscher um die Macht kämpfen, steht vor dem Untergang; und eine Familie, die ständig in Zank

und Streit lebt, bricht (zum Schaden aller) auseinander.

 

Und weil die Familie Zentralstelle und natürliche Ausbildungsstelle für den menschlichen Charakter

und die mitmenschlichen Tugenden ist, sollte ihr Schutz und ihre Stabilität wieder erhöht und die

Ursachen für familiären Zank und Streit vermindert werden. Das ist eine Forderung an die Politik.

 

Und weil die Situation für Familien so verfahren ist und weil der einzelne Mensch aus sich heraus

kaum etwas dagegen unternehmen kann, sollten das Wort Gottes und seine Ordnung, sein Geist

und seine Führung, wieder Einzug in die Familien und in die Erziehung der Kinder finden. Wie

sonst könnten Kinder oder Enkel in der eigenen Familie zuerst lernen, was Gottes Wille ist und ihn

zu tun. Das ist eine Bitte an alle Eltern.

 

Sind aber Kinder oder Enkel da, dann sollen diese lernen, zuerst in der eigenen Familie Gottes

Willen zu tun und ihre Angehörigen zu versorgen. Es gefällt Gott, wenn sie auf diese Weise ihre

Dankbarkeit zeigen für das, was sie von ihnen empfangen haben. (1.Tim 5,4)

 

Das würde so manchem unnötige Schmerzen, Leiden und Zweifel ersparen und sie schneller in den

Segen Gottes bringen, in Zufriedenheit, Dankbarkeit, Lebenssinn und Lebenserfüllung.

 

Was Kinder in der Familie lernen sollten aber nicht können, lernen sie dann als Erwachsene auf

dem steinigen Weg zu ihrer Bestimmung, zu Gott.

Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe aus Unkenntnis so manche Fehler begangen, die weltlich

gesehen keine besonderen Fehler sind. Aber heute erkenne ich das Generationenproblem immer

deutlicher und bin froh, heute ein staunendes und dankbares Kind zu sein, ein altes Kind Gottes.

 

So werden Erwachsene und Alte wieder zu Kindern, um in Gottes Glaubensfamilie aufgenommen

zu werden, um Vergebung für ihre Fehler zu bekommen, um aus ihren vielfältigen Abhängigkeiten

wieder befreit zu werden, um der Mühsal, Hektik und Falschheit der Welt zu entkommen und bei

Gott Geborgenheit und innerem Frieden zu finden.


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