Eschborn, den 11.05.2019

 

Wie auch wir vergeben!   (Eph 1,7)

 

Leitvers:

Durch ihn, der sein Blut für uns vergossen hat, sind wir erlöst;

durch ihn sind uns unsere Verfehlungen vergeben.

Daran wird sichtbar, wie groß Gottes Gnade ist; er hat sie uns

in ihrer ganzen Fülle erfahren lassen. (Eph 1,7)

Ein Gedicht zum Einstieg:  Verletzt worden sein

 Du hast mich schon wieder stark verletzt!

Schmerzenstränen haben mich benetzt.

Empörung tobt in meinem Bauch! —

Wo ist der Liebe milder Hauch?

 

Ich gehe zu dir auf Distanz.

Trenne mich von deiner Arroganz;

werfe dich böse aus meinem Herz,

um zu genesen – von diesem Schmerz.

 

Was du mir Übles hast getan,

das laste ich jetzt dir auch an.

Es ist dein Kummer und deine Wut,

die aus dir brechen wie Feuerglut.

 

Es ist deine Seele, die aufschreit,

die dich zwingt in verletzenden Streit. —

Wenn ich dir zukünftig böse bin,

hätte dein Schreien – doch keinen Sinn.

 

Weil ich dich jetzt ganz anders sehe,

weil ich dein Leiden nun verstehe,

weiß ich: ‚Die Pein hat dich getrieben.

Viel lieber, würdest du mich lieben.‘

 

Diese Sicht, macht mich leicht, stark und frei,

mitfühlende Liebe hilft dabei.

In Stärke kann ich dir vergeben;

Gott bitten, für dein weitres Leben.

 

Durch Erkennen – ist mein Ärger verraucht.

Durch Verständnis – ist meine Wut verbraucht.

Durch Liebe – werde ich vom Hass entbunden.

Durch Vergebung –

habe ich zum Gleichgewicht zurückgefunden.

 

 

Was bedeutet ‚vergeben‘?

Das Wort ‚vergeben‘ hat eine 3-fache Wortbedeutung:

  1. Ich verzeihe dir deine Kränkung/Verletzung (die ich subjektiv empfinde).

        Deine Bitte um Entschuldung ist angenommen. Die Sache ist vergeben und vergessen.

  1. Ich gebe dir mein Vertrauen wieder.

  2. Ich vergebe auch mir, meinen Zorn, meine Mitschuld und meine Fehler.

        Ich habe dazugelernt und nehme nicht mehr alles persönlich.

        Ich nehme mich nicht mehr so wichtig.

 

  • Wenn wir vergeben, dann vergeben wir uns nichts.

    Wir verlieren nicht, sondern wir gewinnen,

    wir gewinnen dazu an Liebe, Größe und Mitgefühl, an Persönlichkeit,

    an Reife, Umgänglichkeit und Beziehungstiefe.

  • Wenn wir vergeben, geben wir nur unsere Verletztheit auf und mit ihr

    unser Schmollen, unsere Sturheit, unseren Stolz und unseren Hochmut.

  • Wir erkennen, dass auch wir nicht fehlerfrei sind und immer wieder der Vergebung

    anderer bedürfen.

  • Wenn wir anderen und auch uns selbst nicht vergeben,

    dann tragen wir eine unnötige Last,

    dann gären und wüten in uns Zorn und Rache sowie Hass und Bitternis,

    die uns vergiften, die uns von Gott trennen und die die Liebe in uns abtöten.

 

Anfangsgebet

Oh Gott, ich kann es nicht mehr hören!

Jeder will meine Ruhe stören!

Jeder sagt mir, was ich machen soll.

Das finde ich überhaupt nicht toll!

Ich habe mich gut eingeigelt

und mein Verletztsein fest versiegelt.

 

Verflucht soll sein, wer gegen mich hetzt,

wer mich und meine Ehre verletzt! —

Alle sagen: Du musst vergeben!

Du darfst nicht nach Vergeltung streben!

Du darfst nicht Rachepläne schmieden!

Du musst endlich dein Herz befrieden!

 

Doch, meine wilde Wut macht mich stark.

Sie macht mich mutig und auch autark. —

Aber leider, kann ich nicht mehr schlafen,

seitdem Gemeinheiten mich trafen,

seitdem in mir Gefühle toben

und Vergebung — ist aufgeschoben.

 

Warum will meine Qual nicht enden?

Warum kann Gott mein Los nicht wenden?

Warum, weshalb ist mein Stolz verletzt,

bin ich dem Peiniger ausgesetzt?

Bin ich vielleicht ganz auf ihn fixiert

und verhalte mich — ziemlich borniert?

 

Ich will nun wieder zur Ruhe finden, —

mich an Freundschaft und Liebe binden, —

mich mit meinen ‚Feinden‘ vertragen —

und neue Freundlichkeit wagen. —-

Es wird Zeit, Böses zu vergeben

und mit allen – in Frieden zu leben!

 

Gott, vergebe mir bitte mein Hassen.

Ich möchte es künftig unterlassen!

Amen

 

Lied EKG 584, 1-4   Meine engen Grenzen

 

Input – Gedicht: Wie auch wir vergeben (Mt 6,12)

Barmherziger Herr Jesu,

ich weiß nicht mehr, was mich immer wieder geritten,

als ich gesündigt, verleumdet und gestritten,

als ich in Wut und Hass und Abwehr war gefallen

und eitler Stolz mich hielt, mit mächtigen Krallen.

Herr,

ich bin nur ein Mensch, launig, dazu noch blind und taub.

habe andere verflucht in Asche und Staub,

habe gelitten unter meinem eigenen Tun

und konnte nicht mehr Lachen, Beten und Ruhn.

Herr,

mein schlechtes Verhalten, das will ich künftig lassen.

Ich möchte mich bescheiden in Demut fassen

und dir immer wieder meine Schuld eingestehen.

Durch dein Erbarmen – möge sie dann vergehen.

Herr,

vergebe mir gütig, mein ‚Nicht auf dich hören‘.

Vergebe mir Hochmut, Sturheit und auch Stören.

Vergebe mir bitte – mein selbstsüchtiges Denken.

Nur du noch, Jesus, sollst mein Verhalten lenken.

Herr,

auch ich will vergeben, was andere mir taten,

denen, die meine Ehre mit Füßen traten,

denen, die kurzsichtig, eitel, andere betrügen,

die verleumden, hintergehen und lügen.

Herr,

dein Leiden und Sterben am Kreuz, hat mir vergeben,

hat mir gnädig geschenkt ein ganz neues Leben.

Ein gehorsames Leben, nun an deiner Seite,

ein Leben in Liebe, Dank und Herzensweite.

Amen.

 

 

Fürbittgebet

Allmächtiger Vater im Himmel,

kein Mensch ist frei von Schuld und Sünde,

und weil sie uns belasten und immer tiefer ins Böse ziehen,

brauchen wir alle dein Erbarmen, dein liebevolles, entlastendes Vergeben,

die Chance zur Umkehr und zum Neuanfang durch deinen Sohn, Jesus Christus.

 

Mit großer Sorge sehen wir, wie Vorteilnahme, Rücksichtslosigkeit und Gier

in der Welt zunehmen und sich mit ihnen

Verletzungsbereitschaft und Verletztheit,

Ruhelosigkeit und Unfrieden ausbreiten,

die zu körperlicher, seelischer und geistliche Erkrankung und Vergiftung führen.

 

Allzu leicht – reagieren auch wir lieblos verärgert, mit Ablehnung oder Unverständnis.

Allzu leicht – schwinden uns Nächstenliebe, Geduld, Freundlichkeit und Güte,

   auch die Lebensfreude, die Selbstbeherrschung und der innere Frieden.

Ungewollt – werden wir immer tiefer in den Strudel des Bösen hineingezogen.

Um dem zu entgehen, brauchen wir deine Hilfe und deinen Beistand!

Zeige uns, wie wir diesem Teufelskreis entfliehen können,

wie wir wieder   mit dir   und mit uns selbst    ins Reine kommen können.

wie wir wieder zurück zur Liebe finden, zu dir.

 

In deinem Sohn Jesus finden wir ein Vorbild.

Trotz Verleumdung, Verletzung und Misshandlung,

   trotz Ablehnung, Kreuzigung und Ermordung ruft er dir in seinem Sterben zu:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

 

Auch wir wissen nicht, was wir tun!

Unsere Sichtweise ist begrenzt, unsere Gefühle sind widersprüchlich,

unser Wissen ist bruchstückhaft und unsere Liebe ist launig.

 

Auch sind wir meist auf uns bezogen.

Auch meinen wir, Angriff sei besser als Verteidigung.

 

Barmherziger Herr Jesus,

lasse uns an deinem Beispiel erkennen,

dass auch wir oft ungerecht sind,

dass auch wir uns gegen Ungerechtigkeit nicht wehren müssen,

dass auch wir Verständnis für Missetäter haben können.

 

Wir alle brauchen deine Liebe, deine Hingabe, dein Vergeben.

Auch wir können Schmerz und Verletztheit in Liebe ertragen.

Auch wir können gütig, mitfühlend und nachsichtig vergeben.

 

Ja, wir sollten immer wieder vergeben,

   weil auch wir immer wieder auf die Vergebung anderer angewiesen sind.

Ja, wir sollten immer wieder vergeben,

   damit wir im Gleichgewicht bleiben, damit wir den Bezug zu dir nicht verlieren.

   damit wir immer wieder von der Qual der Lieblosigkeit befreit werden.

 

Deswegen bitten wir dich immer wieder:

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. (Mt 6,12)

 

Dein Vergeben ermöglicht unser Vergeben.

Deine Liebe ermöglicht unsere Liebe.

Dein Erbarmen hilft uns, das Böse mit Gutem zu überwinden.

 

Danke Herr, für dein Erhören unserer Gebete.

Danke Herr, für deine Liebe, Güte und Vergebung.

Danke Herr, für deine Führung und Bewahrung.

Danke, dass wir mit Jesus auferstehen in ein neues Leben – in deinem Geist.

 

Du, Herr, bist doch gütig und gern bereit zu vergeben,

   reich an Gnade gegenüber allen, die zu dir rufen. (Ps 86,5)

 

Darauf hoffen wir. Darauf bauen wir. Daran glauben wir.

 

Amen

 

Lied: 417 – Lass die Wurzel unsers Handelns

 

 

 

 

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