Wer liebt, dem ist vergeben
Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt;
wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig (Lk 7,47)
Hallo Du,
da schimpfen Menschen über andere die ihnen nahe standen, weil die sie in ihrer Seele verletzt,
enttäuscht gedemütigt oder hintergangen haben. Ihre ganze Wut und Abneigung,
ihr Zorn und Hass, ihre verschmähte Liebe liegen zitternd in der bebenden Stimme.
Das HB-Männchen tobt. Soll und darf es sich austoben?
Die Psychologen sagen: Wer sich abreagiert, wird ruhiger. Doch wer diesen Zustand kennt weiß,
dass er immer wieder kommt und dass er immer stärker wird.
Mit jeder neuen Ablehnungstirade werden die ‚Vergehen‘ des/der anderen
in der Erinnerung schlimmer und zudem tiefer im Gedächtnis eingegraben.
Man vergisst es kaum noch und man will dem anderen
gar nicht mehr vergeben.
Das ist nicht nur selbstgerecht, sondern auch kurzsichtig und dumm.
Dem anderen ist es ziemlich egal,
wie es in dem Tobenden wühlt und wie es ihn immer mehr zerreißt und,
der Schimpfende und Fluchende schadet sich selbst am meisten.
Sein Zorn blockiert ihn, seine Ablehnung isoliert ihn, seine Verbitterung vergiftet ihn
und seine Lieblosigkeit tötet ihn ab.
Nein, das HB-Männchen darf sich nicht austoben. Es weiß, dass ihm das nicht gut tut.
Es würde ihm nur kurzfristig Genugtuung verschaffen aber längerfristig doch schaden.
Abreagieren kann es sich beim Laufen, Holzhacken oder Klavierspielen, beim Putzen oder Bügel.
Aber Vorwürfe denken oder gar aussprechen, damit vergiftet man sich nur selbst.
Es macht zum Grießgram, zum Sauertopf, zum Eigenbrötler.
Wie kommt das HB-Männchen nun wieder runter von seiner übersteigerten Emotion?
Wie wird ihm sein Entgleisen vergeben? Wie wird seinem Fluch-Objekt vergeben?
Das Bibelwort macht einen tollen Vorschlag: Wer Liebe zeigt, dem sind die Sünden vergeben.
Niemand ist durchweg schlecht und niemand möchte das sein.
Wer verletzende Ablehnung erfahren hat weiß, dass er aus seinem Gefühlstohuwabohu
wieder auf festen Boden kommen muss. Je schneller, desto besser.
Das geht, wenn man sich anderen zuwendet, sie achtet und wertschätzt,
das Besondere an ihnen sieht.
Da ist es ein guter Weg, sich wieder auf das Gute zu konzentrieren.
Ein guter Weg, die negativen Gedanken zu unterbrechen, sie beiseite zu schieben
und sie durch freudige Erinnerungen oder aufbauende Sätze oder liebevolles Tun
allmählich zu beseitigen:
Es gab auch schöne Zeiten! – Alles liegt in Gottes Händen.
Gott ist gut und gerecht. Alles dient zum Besten.
Ein guter Mensch spricht gute Worte aus einem guten Herzen. (Mt 12,35)
Wie geht es dem/der anderen?
Jesus sagt: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen! (Mt 5,44)
Hört auf, andere zu verurteilen, und ihr werdet auch nicht verurteilt werden.
Hört auf, andere zu tadeln, oder es wird euch ebenso ergehen.
Wenn ihr anderen vergebt, wird euch auch vergeben werden. (Lk 6,37)
Liebe, denn wer liebt, dem ist vergeben!
