Sich Gedanken machen über … (Kol 3,2)
„Richtet eure Gedanken auf Gott und nicht auf das,
was diese Welt beschäftigt.“ (Kol 3,2)
Hallo Du,
was meinst du dazu?
Da fragt mich jemand unverhohlen:
„Wie kommen Sie eigentlich mit ihrem Aussehen klar?“
Ich bin verblüfft!
Ich bin erstaunt.
Ich bin irritiert.
Blitzartig frage ich mich:
„Was meint der? – Bin ich etwa nicht o.k.?“
Doch bevor ich tiefer darüber nachdenke, antworte ich spontan:
„Ach wissen Sie, darüber mache ich mir keine Gedanken!“
Dieser Mensch tut mir leid.
Er macht sich zu viele Gedanken
und müht sich um Dinge, die im Grunde nicht wichtig sind.
Wie kommt er auf so eine Frage?
Was beschäftigt ihn?
Ist er in Gedanken so sehr mit sich selbst beschäftigt?
Kreist er nur noch um sein oder mein Aussehen?
Hält er sich für „schön“
und braucht er das Gefälle zum anderen für sein Ego,
oder hält er sich für „hässlich“
und möchte wissen, wie andere damit umgehen?
So oder so, beides ist Quatsch!
Ich bin, so wie ich bin von Gott gestaltet.
Mein Aussehen macht mich einmalig,
genauso wie auch mein Wesen, meine Fähigkeiten,
meine Kreativität, mein … was auch sonst noch immer.
Meine Originalität zeichnet mich aus. – In ihr zeigt sich Gott.
Ich nehme das, was mir gegeben ist einfach an
und freue mich, zu sein, zu leben.
Was ist, das ist! – Ich könnte es ja sowieso nicht ändern.
Was wollte da ein behinderter Mensch tun, ein kranker oder ein alter?
Leben bedeutet doch viel mehr als irgendeine Äußerlichkeit,
und der Mensch ist viel wichtiger als sein Aussehen.
Trotzdem:
Ich möchte nachempfinden, was in diesem Menschen vorgeht
und lasse mich deshalb mal darauf ein.
Ich denke über mein Aussehen nach;
betrachte mich kritisch im Spiegel;
schaue von oben an mir herab;
vergleiche mich mit anderen.
Obwohl mein Herz mir sagt,
dass das Unsinn ist und zu nichts führt, höre ich nicht auf.
Was passiert dabei in und mit mir?
Was ist an meinen 1.83 m und meinen 85 Kilo nicht o.k.?
Bin ich ihm zu groß? – Gefallen ihm meine Proportionen nicht?
Gefällt ihm meine Glatze nicht,
meine große Nase, meine starken Augenbrauen,
meine großen Füße, meine Kleidung, mein Lächeln, mein …?
Oder meint er etwa meine warmherzige und sanfte Ausstrahlung,
meine Ausgeglichenheit, Geduld und innere Freude,
meine liebevolle Offenheit oder meine strahlenden Augen?
Also: Mit den Füßen könnte er ja Recht haben.
Mit der Nase vielleicht auch.
Vielleicht auch mit der Glatze.
Vielleicht sogar auch mit der Kleidung.
Vielleicht auch mit … ???
Fehlen mir breite Schultern, eine schmale Hüfte, kräftige Arme,
ein knackiger Po, ein Waschbrettbauch oder ein verführerisches Lächeln?
Habe ich einen inneren Mangel, eine innere Hässlichkeit?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto kritischer werde ich.
Je mehr ich über mein Aussehen nachdenke, desto weniger gefalle ich mir.
Je mehr ich mich in Gedanken mit anderen vergleiche,
desto mehr Probleme sehe, bekomme und habe ich!
Meine Gedanken an diese Probleme binden meine Kraft.
Diese Gedanken stehlen mir Zeit und Ausgeglichenheit.
Diese Gedanken ziehen mich ins Negative.
Meine Gedanken leiten meine Gefühle:
Ich fühle mich unvollkommen und minderwertig.
Ich fühle mich unausgeglichen und unruhig und bin es auch
Ich werde skeptisch, vorsichtig, ängstlich.
Ich schäme mich meiner und möchte mich verstecken,
doch das geht ja nicht.
Ich kann mich also nur noch mehr schämen,
meine Scham zeigen, um mich dadurch
für mein Aussehen oder meine Unvollkommenheit zu entschuldigen!?
Nein! Ich lasse mich davon nicht runterziehen!
Ich könnte ja etwas daran ändern, z.B.
- zum Schönheitschirurgen gehen,
- ein Toupet tragen,
- durch geschickte Kleidung etwas kaschieren.
Aber, wie möchte ich eigentlich aussehen?
Etwa wie Robert de Niro oder besser wie Arnold Schwarzenegger?
Würde ich nach einer Operation noch ich sein?
Bliebe ich dann immer noch echt?
Fragen über Fragen,
und damit verbunden, Probleme über Probleme!
Wenn ich mich auf diese (falschen) Fragen
und (scheinbaren) Probleme ernsthaft einlasse,
ihnen Aufmerksamkeit und Zeit schenke,
sie ernst nehme,
sie zu beantworten und zu lösen versuche,
dann versinke ich immer tiefer darin!
Ich rutsche in einen Abgrund von Eitelkeit, Neid, Missfallen und Unvermögen.
Ich werde von meinen eigenen Gedanken gefangen und geknechtet.
Die Gedankenfalle fängt meine Unbesorgtheit ein und macht mich hörig.
Die Angst macht mich unsicher, zurückhaltend und lähmt mich.
Sie gaukelt mir etwas vor, was gar nicht ist, was nur im meinem Kopf ist.
Ich werde meines Lebens nicht mehr froh!
Ich werde zum Schatten meiner selbst.
Ich fühle mich in meiner Haut nicht mehr wohl.
Ich bin nicht mehr ich!!! – Ich bin außer mir!
Nein! Nein! Schluss damit!
Ich entscheide darüber, was meine Gedanken denken.
Ich entscheide darüber, womit ich mich beschäftige.
Ich entscheide, mit wem und worüber ich mit jemanden spreche,
wessen Meinung ich über mich zulasse, wie viel ich esse,
wie ich mich kleide, was ich tue oder nicht tue.
Ich verantworte es, weil es meine Entscheidung ist.
Niemand hat das Recht, sich da einzumischen.
Es ist ein Ausdruck meiner Persönlichkeit.
Ich entscheide darüber, wer der Herr in meinem Hause ist.
Es ist nicht der Zweifel, nicht die Angst und auch nicht die Minderwertigkeit!
Es ist auch nicht die Eitelkeit, der Stolz, der Hochmut oder die Oberflächlichkeit.
Das wäre alles im Kopf,
im Verstand, der mir im Weg stehen würde, der mich verstellen würde.
Ich entscheide mich für das Herz.
Ich entscheide mich für Dankbarkeit, Natürlichkeit und Zuversicht.
Ich entscheide mich
für liebevolle Selbstbeherrschung und himmlische Gnade,
für Gottergebenheit, Sorglosigkeit und Wahrhaftigkeit.
Ich bleibe echt!
Ich bin und bleibe, wie Gott mich erschaffen hat.
Ich stehe dazu.
Ich kritisiere ihn nicht, indem ich anders sein möchte.
Vergleichen bringt nichts.
Es verdeckt nur die eigenen Werte und Schätze
und verhindert die persönliche Entwicklung.
Ich weiß, was für mich wichtig ist.
Ich weiß, worauf es wirklich ankommt.
Ich wahre meine gedankliche Freiheit.
Ich betrachte meine guten Seiten.
Ich freue mich über meine Begabungen und Fähigkeiten,
lasse sie durch Übung stark werden und setze sie ein.
Ich erfreue mich an meinen Freundschaften.
Ich lasse mich auf verbindende menschliche Beziehungen ein.
Ich verschenke meine Warmherzigkeit, mein Wohlwollen und meine Liebe.
Ich verschenke mich, ungeschönt, ganz und gar.
Ich bete für Menschen, die zu selbstkritisch oder zu selbstherrlich sind
und
ich danke Gott dafür, dass er mich so einmalig und besonders geformt hat.
Hast du dir schon einmal Gedanken
über dein Aussehen, deine Fähigkeiten oder deinen Glauben gemacht?
„Der Herr durchschaut die menschlichen Gedanken in all ihrer Sinnlosigkeit.“
(Psalm 94,11)
Mk 7,20 «Was aus dem Inneren des Menschen kommt, seine Gedanken, Worte und Taten,
die lassen ihn unrein werden.
Mk 4,19 Aber nur allzu schnell ersticken die Sorgen des Alltags, die Verführung des Wohlstandes und die Gier
nach all den Dingen dieses Lebens Gottes Botschaft in ihrem Herzen, so dass keine Frucht wachsen kann.
