Sich aufdrängen   (1.Kor 13, 4-5)

 

Hallo Du,

kennst du jemanden in deinem Bekanntenkreis,

der dir immer wieder ungefragt seine Meinung aufdrängt,

der dich von seinem angeblichen Können oder Wissen überzeugen will,

der dich und dein Reden durch ‚Über-reden‘, durch `Auf dich einreden`, korrigieren will,

der dir seine angebliche Hilfe aufnötigt und damit aufdringlich ist,

der sich ohne Hemmungen in dein Leben einmischt,

– `natürlich ganz selbstlos und aus reiner Liebe`,

und dir damit zu verstehen gibt,

dass etwas an dir nicht in Ordnung ist und er das hat oder weiß, was du unbedingt brauchst

und der dich damit bedrängt und belästigt und dir lästig und zur Belastung wird?

 

Weshalb tut jemand so etwas?

Sucht er Geltung oder Anerkennung?

Hat er vielleicht eine Beziehungsstörung?

Ist er vielleicht überheblich? Hat er den Drang, sich über andere zu stellen?

Will er andere dominieren und für seine Zwecke benutzen?

Möchte er Macht und Einfluss über andere gewinnen?

Oder hat er nur ein falsches Verständnis von Liebe, Toleranz und Hilfsbereitschaft?

 

Das Schlimme ist,

wenn man so jemandem rät, sich zurückzuhalten, wird das ignoriert.

Und wenn man sich dagegen verwehrt, wird das nicht akzeptiert.

Der Aufdringliche reagiert darauf ungehalten, vielleicht sogar wütend

und sein ‚Opfer‘ wird als ‚Unbelehrbar zum eigene Schaden‘ abgestempelt.

Und selbstgerecht, von der eigenen Unfehlbarkeit überzeugt und zu keiner Selbstkritik fähig,

und selbstherrlich, sich in seinen Entscheidungen ganz selbstverständlich über andere

hinwegsetzend, hört man dann noch ein sarkastisches: ‚Ich vergebe dir!‘

Hauptsache, die Krone bleibt für alle sichtbar auf dem eigenen Kopf.

 

Wer sich so verhält, verliert irgendwann auch noch seine letzten Freunde.

Der macht sich überall unbeliebt und wird immer einsamer.

Der scheitert an sich, an seinem Hochmut und Anspruch.

Seine Einstellung zu sich selbst und zu anderen ist falsch eingestellt.

 

Muss das so bleiben? Nein!

Jeder Mensch ist lernfähig, aber einige lernen erst dann,

wenn ihre Not übergroß wird und ihr Leidensdruck nicht mehr auszuhalten ist.

Dann beginnen sie zu suchen. Zuerst bei den anderen und schließlich in sich selbst.

Erst dann sind sie veränderungsbereit zum Besseren, aber sie wissen nicht wie.

So versuchen sie es auf vielen Wegen und kommen doch nicht weiter.

 

Wer könnte ihnen helfen? Zunächst nur sie sich selbst.

Es gibt da jemanden, der ruft auch ihnen ständig und leise zu:

Kommt her zu mir alle, die ihr niedergedrückt und belastet seid: ich will euch Ruhe schaffen!

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig, und von Herzen demütig:

so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. (Mt 11,28-29; Menge)

 

Hören sie sein Rufen? Lassen sich auf den Rufer Jesus Christus ein? Wollen sie wissen, was sein Joch für sie ist,

was Sanftmut (Freundlichkeit, Geduld, Güte und Langmut) und Demut (Ergebenheit und der Mut, sich unterzuordnen

und zu gehorchen) bewirken? Sind sie so weit, dass sie endlich Ruhe für ihre Seelen und ihren Frieden mit anderen

und mit sich selbst finden wollen? Lassen sie sich jetzt was sagen?

 

Jesus sagt nicht zu: „Dann werdet ihr sofort Ruhe finden“, denn er weiß, dass der Weg dorthin über Berge und Täler geht.

Er führt zu Erfolgen, aber auch zu erneuten Niederlagen, durch die Mühen, Jesus kennen- und lieben zu lernen und durch

ständige Überwindungen, das Alte loszulassen und das Neue vertrauensvoll anzunehmen. Und das fällt jemandem, der so

von sich überzeugt war, nicht leicht.

 

Sanftmut und Demut sind die Garanten für einen Änderungserfolg.

Beide erwachsen aus der Liebe, aus der Liebe für sich selbst, nicht mehr der hochnäsige Bestimmer sein zu wollen,

und aus der Liebe zu anderen, sie so sein lassen zu können, wie sie nun einmal sind und liebevoll warten zu können,

bis sie ihn um Rat fragen oder um Hilfe bitten.

 

Und dann berät und hilft nicht mehr der Hochmütige, sondern Jesus in ihnen mit seiner Liebe, die ohne Hintergedanken gibt

und die nichts fürs Geben einfordert.

Diese Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen neidisch oder eifersüchtig, sie prahlt nicht, tut sich nicht Wichtig

und schaut nicht auf andere herab.

Sie verletzt nicht den Anstand und drängt sich nicht auf. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil, z.B. Anerkennung oder

Überlegenheit oder Gefolgschaft. Sie braucht auch keine eigenen Vorteile, weil Liebe selbst schon der Vorteil ist.

Die Liebe weiß, dass sie aus sich heraus nicht bestehen kann und dass sie ihre Kraft von Jesus, aus dem Glauben an das Gute

und den Guten erhält.

 

Mögen auch sie den rechten Weg mit Jesus finden, den wir gefunden haben.

Mögen die quälenden Täler sie lehren, für die erfreulichen Berge dankbar zu sein.

Mögen wir alle, mit Gottes Hilfe, geduldig und liebevoll sein und bleiben.

 

 

Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht eingebildet.

Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt

keinem etwas nach. (1.Kor 13, 4-5; NGÜ)

 

 

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