Selbstmitleid

 

Hallo Du,

auf sanften Pfoten und schleiche ich mich ein,

Mitleid mit den anderen ist doch so fein;

warum dann nicht auch mal an mich denken,

und die Blicke aller auf mich lenken.

 

Anfangs funktioniert das mit dem Mitleid anderer,

doch die merken bald,

dass Dein Leid selbst auferlegt ist

und Du es nicht überwinden willst.

Sie ziehen sich befremdet zurück, weil sie merken,

dass ihr mitleiden ausgenutzt wird.

 

Mitleid will Leid teilen,

damit es schneller überwunden werden kann.

Wie aber kannst Du Dein Leid mit Dir selbst teilen?

Statt es zu teilen, wird es verdoppelt.

 

Ich, das Selbstmitleid, bin wie ein trojanisches Pferd.

Wenn Du mich hereinlässt, bekämpfe ich Dich von innen.

Ich verbreite mein Gift, indem ich Dir zuerst

die Selbstdisziplin und dann die Selbstachtung nehme.

Als Ersatz gebe ich Dir die Illusion, die Selbstlüge,

damit Du die Orientierung verlierst.

Du willst z.B. glauben,

dass Du Dein Leid unter Kontrolle hast,

dass andere für Dein Leid verantwortlich sind,

dass andere Dir helfen müssen,

dass Du sie manipulieren kannst,

dass andere durch Dein Leid Deine Unschuld erkennen werden.

 

Mit diesem falschen Denken verbreite ich mein Gift weiter.

Ich säe in Dir Selbstzweifel, Unruhe, Verbitterung und Lüge

und öffne dadurch die Tore für weitere Qualen,

auch für Egozentrik, Stolz, Sucht, Habgier und Neid.

Ich raube Dir die Freude, den Schlaf und die Lebenskraft,

das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen.

Ich führe Dich in die Isolation und Depression,

damit Du Deinen Stolz überwinden

und Dein liebevolles Ich entdecken kannst

und damit Du Dein Leben neu ausrichtest.

 

Sei bitte achtsam und lasse mich nie wieder bei Dir ein.

Wehre den Anfängen und unterbreche jammernde Gedanken.

Danke Gott dafür, dass es Dir trotz allem sehr gut geht,

viel besser, als den meisten Menschen auf diesem Planeten.

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