Schuhe

Hallo Du,

danke für die Bitte, einmal über Schuhe nachzudenken.

Zunächst: Schuhe sind ein Gottesgeschenk, wie alles andere auch.

Sie sind zweckmäßig und hilfreich. Ein Segen für die Füße.

Ihr Hauptzweck ist, unsere Füße zu schützen und zu wärmen,

   uns durch dick und dünn zu tragen,

   für unser Wohlsein und unsere Geborgenheit zu sorgen

   und uns das Leben leichter zu machen.

Das tun sie treu und klaglos, obwohl sie ständig getreten werden.

Sie dienen uns, wie Gott uns dient.

Auch wenn sie am Anfang manchmal knarren, –

   sie gewöhnen sich an die Füße, die Last und Belastung.

Und auch wir gewöhnen uns an sie.

Aber: sie müssen passen, an den Fuß passen, zu uns passen;

   nicht zu lang oder zu kurz sein, nicht zu weit oder zu eng;

   auch im Aussehen unseren Geschmack treffen und unser Wesen ausdrücken.

Schuhe sind ein Ausdruck unserer Persönlichkeit.

Sie zeigen, wofür wir sie brauchen und wie wir zu ihnen sehen,

   beispielsweise, ob wir sie dankbar pflegen und in Schuss halten.

Früher waren Schuhe etwas wertvolles und individuelles.

Darin zeigte sich wahre Handwerkskunst.

Man hatte normalerweise nur ein Paar.

Das waren dann einfache Schuhe, die auch immer wieder geflickt wurden.

Der Flickschuster hat davon seinen Namen.

Die Schuhe waren ein Abbild des erlebten Lebens.

Oft wurden Schuhe sogar vererbt,

   doch nur selten passten die Füße der Kinder in die Schuhe der Eltern.

Deren Fußstapfen waren noch zu groß. Da mussten sie erst reinwachsen.

Mit den Füßen stehen wir mitten im Leben oder gehen wir unseren Weg.

Der Boden ist unser Kontakt mit der Welt.

Die Schuhe sind unser erster und unmittelbarer Schutz,

ganz besonders, wenn der Lebensweg steil und steinig ist.

Dann sagen sie uns, wo der Schuh drückt.

Auch bemerken wir schnell, wenn uns jemand etwas in die Schuhe schieben will.

Meist ist es etwas was dem anderen unbequem ist oder ihn belastet.

Doch Schuhe sind nicht nur Schuhe,

sie sind ein Abbild der treue Gottes und unseres Lebenswegs.

Sehe dir einmal deine Schuhe an:

Beachtest du Sie?

Achtest du sie oder sind sie dir selbstverständlich wie manch anderes auch?

Sind sie neu oder alt? Gut gepflegt oder etwas vernachlässigt?

Verschrammt, angestoßen und voller Gebrauchsspuren

   oder hast du dich aus allem rausgehalten?

Hast du dir darin die Hacken rund und die Sohlen abgelaufen?

Wonach? Wofür? Für wen?

Ich kenne Leute, die haben zu jedem Anlass (und Kleid) andere Schuhe.

Die gehen mit der Mode. Für die ist ein Schuh so etwas wie Schmuck an den Füßen.

Leicht können Schuhe da zum Götzen werden, der der Eitelkeit dient.

Jesaja (3,18) schreibt: Zu der Zeit wird der Herr den Schmuck an den kostbaren Schuhen wegnehmen.

Ja, es geht uns nicht immer gut. Doch wenn es uns gut geht, dann ziehen wir gerne die Schuhe aus und genießen den unmittelbaren Kontakt mit dem Leben, unsere Bodenständigkeit.

Wenn man der Anzahl unserer Schuhe im Schuhregal glaubt,

   ist unser Lebensweg steiniger und vielseitiger geworden.

Da ist es gut, sie häufiger zu lüften, ihnen eine Pause zu geben, sie entspannen zu lassen.

Da geht es den Schuhen wie uns. Dauerbelastung zermürbt, Überanstrengung beschädigt,

Rastlosigkeit verschleißt.

Und wenn sie dann ‚vorzeitig‘ kaputt sind, reagieren wir gereizt und unzufrieden.

Wir schimpfen über die Schuhe, aber nicht mit uns. Wir gehen, wir sind rastlos.

Oft wird offen Kritik geäußert. Manchmal beziehen wir sie auf uns.

Das machen wir zwar ungern, doch im Verborgenen wird dann wahr:

‚Wem der Kritik-Schuh passt, der zieht ihn sich an‘.

Mir geht es so, dass ich Schuhe ungern wegwerfe.

An ihnen hängen Begegnungen, Erfahrungen und Erinnerungen.

Sie sind für mich wie Bilder, wie lebendige Erlebnisse.

Dann hänge ich diese Schuhe an den Nagel, aus Treue und Dank

   und zum Lob und zur Ehre Gottes.

Praktisch gesehen, sind diese Überlegungen ein guter Anstoß, den Schuhbestand zu prüfen.

Die wenig getragenen, meist die, die nicht richtig passen, kann ich weitergeben.

Die kaputten und zerschlissenen werden mit einem Dankgebet entsorgt.

Die gebrauchsfähigen werden mal wieder gepflegt und vielleicht auch mal wieder ausgeführt.

Die erinnerungsvollen neu gewürdigt.

Zu den erinnerungsvollen Schuhen gehören u.a. meine Spikes,

   die mich durch viele Wettkämpfe treu begleitet und die mir immer Halt und Abdruck gegeben haben.

Dazu gehören auch meine allerersten Schuhe,

   in denen ich stehen lernte und mit denen ich meine ersten Schritte unternommen habe.

An ihnen erkenne ich noch heute die große Liebe meiner Mutter, die sie in schweren Nachkriegszeiten für ihren Sohn beim Schuster anfertigen ließ.

Sie haben mich durchs Leben begleitet und mir immer deutlich gemacht,

   woher ich komme, wohin ich gehe und was ich wirklich brauche.

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