Eschborn, den 26.02.2021

 

Schritt für Schritt für Schritt   (Ps 25,5)

 

Hallo Du,

damals, als der Same des Gottvertrauens gerade in mir zu keimen begann, bat ich Gott

ziemlich naiv, meine innere Leere mit einer Aufgabe, mit einem Dienst zu füllen,

was er überraschenderweise in der Nacht tat. Ich bekam eine erste geistliche Inspiration,

meinen ersten geschenkten Text. Etwas war mir zugefallen, hat mein Denken erleuchtet,

überkam mich als plötzliche Erkenntnis in Form von bisher unbekannten Gedanken, Ideen,

Impulsen und Eingebungen. Intuitiv sah ich Zusammenhänge und konnte, durfte, darüber

schreiben.

Nach dieser bewegenden Nacht, noch in großer Euphorie, dankte ich für sein schnelles

Geben, fragte aber auch, wie es nun weitergeht und sogleich formten sich in meinem Kopf,

in meinem Geist die Worte: ‚Gemach, Schritt für Schritt.‘

Heute, etwa zwanzig Jahre später, blicke ich zurück auf sein großes Werk und bin ich

überwältigt von seinem schrittweisen Geben, von über 1500 geschenkten Texten und

Gedichten an einen absoluten Schreiblaien.

Er brachte Ordnung in meine Gefühls- und Gedankenwüste und ließ mich ‚mich‘ und ‚ihn‘

erkennen. Nach und nach!

Schritt für Schritt wurde mein Geist umgeformt, also mein Bewusstsein, meine Denkart und

Denkweise, meine innere Einstellung, Gesinnung und Haltung, meine Persönlichkeit und

mein Charakter. Das alles wurde neu ausgerichtet, verändert und geweitet.

 

Und heute Morgen wurde mir wieder einmal so richtig bewusst: Die Gnadengabe seiner

Schreib-Aufgabe war nicht nur Dienst für mich an den Nächsten, sondern vor allem sein

Dienst an mir, sein Weg für mich, immer näher zu ihm zu finden und ihm zu folgen.

Dank sei dem himmlischen Vater, in seinem Sohn Jesus und durch ihren Geist und ihr Wort.

 

Und so wurden auch an mir Zusagen Gottes wahr:

Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird

aufgetan. (Lk 11,10; L)

 

Lehre mich Schritt für Schritt, nach deiner Wahrheit zu leben. Du bist der Gott, bei dem ich

Rettung finde, zu jeder Zeit setze ich meine Hoffnung auf dich. (Ps 25,5; HfA)

 

Gott wird euch die Kraft geben, ´im Glauben` festzubleiben, bis das Ziel erreicht ist.

(1.Kor 1,8)

 

Abschließend zitiere ich den großen, geisterfüllten Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry

und lasse ihn auch für mich demütig beten:

 

„Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um Kraft für den Alltag.

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.

Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei rechtzeitig meine

Erkenntnisse und Erfahrungen zu notieren, von denen ich betroffen bin.

Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung, schenke mir das Fingerspitzengefühl,

um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist.

Ich bitte um Kraft für Zucht und Maß, dass ich nicht durch das Leben rutsche, sondern den

Tagesablauf vernünftig einteile, auf Lichtblicke und Höhepunkte achte, und wenigstens hin

und wieder Zeit finde für einen kulturellen Genuss.

Lasse mich erkennen, dass Träume alleine nicht weiterhelfen, weder über die

Vergangenheit, noch über die Zukunft.

Hilf mir, das nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu

erkennen.

Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glattgehen.

Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge,

Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und

reifen.

Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt.

Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu

sagen.

Ich möchte dich und die anderen immer aussprechen lassen. Die Wahrheit sagt man nicht

sich selbst, sie wird einem gesagt.

Ich weiß, dass sich viele Probleme dadurch lösen lassen, dass man nichts tut.

Gib, dass ich warten kann.

Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen.

Gib, dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschenk des

Lebens gewachsen bin.

Verleih mir die nötige Phantasie im rechten Augenblick ein Päckchen Güte, mit oder ohne

Worte, an der richtigen Stelle abzugeben.

Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff mit Tiefgang gleicht, um auch die zu

erreichen, die unten sind. Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.

Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche.

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!“

 

Amen.

 

 

 

 

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