Eschborn, den 27.03.2021
Positiver Zweifel (Dan 2,47)
Hallo Du,
wer zweifelt schon gerne an sich oder an seinem Wollen oder an seinen Absichten?
Wir wissen: Die schwankende Ungewissheit darüber, ob das, was ich vorhabe auch richtig
ist, die ist anstrengend und quälend. Wenn man aber Bedenken hat, sollte man sein
Vorhaben gründlich bedenken, ganz besonders dann, wenn es wichtig, irritierend oder
teuer ist!
Als Christen lernen wir den Unterschied zwischen dem Zweifel an Gott und dem Zweifel an
der Richtigkeit des eigenen Wollens. Der Zweifel an Gott ist die Störung der Beziehung mit
ihm. Er kommt aus den eigenen Unvermögen, sein Wirken und Wollen verlässlich zu
erkennen, zu akzeptieren und zu verstehen. Aber der Zweifel kommt auch aus der
Uneinigkeit in uns selbst, die Unverständnis bewirkt und Misstrauen aufbaut, ob er auch
tut, was wir wollen und uns gibt, wie wir es uns vorstellen.
Um aus dieser Zwickmühle herauszukommen, gibt es nur einen Weg: Wir müssen uns, trotz
aller Mühe, mit unserem Wollen und unseren Gefühlen, Zielen und Motivationen
auseinandersetzen, die Gründe des Wollens prüfen, die Absichten klären, damit Körper,
Geist und Seele wieder ins Gleichgewicht kommen, damit wir mit uns und mit Gott wieder
ins Reine kommen und eins werden! Dafür brauchen wir eine Entscheidungsbasis, die uns
hilft, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, z.B. ethische, sittliche oder religiöse
Grundsätze oder Vorbilder, an denen wir uns orientieren können und wollen, sozusagen
eine höhere Instanz, deren Vorgaben wir akzeptieren.
Für mich ist sie Gott und sein Wesen, seine Liebe und seine Verantwortungsbereitschaft für
uns Menschen, von ihm erschaffen. Und dieses Wesen, die Summe seiner nur guten
Eigenschaften und der Geist, aus dem er wirkt, die überzeugen mich und sind mir Maßstab.
Jesus ist mir Vorbild und Maßstab, an dem ich mich gerne orientiere.
Das beinhaltet den Glauben und das Vertrauen: Gott ist allmächtig. Gott tut, was er zusagt.
Gott ist unfehlbar. Er hat immer Recht. An Gott zu zweifeln ist unsinnig. Er ist und er will
immer das Gute für uns und für dich und mich. Gott ist immer offen für unsere Anliegen.
Er ist nie ungerecht. Er ist geduldig und nachsichtig mit uns und trägt keinem etwas nach.
Er freut sich an Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Hilfsbereitschaft.
Dieser Gott lässt Zweifel zu und geht auf sie ein. Im Zweifel wird unsere Verbindung mit ihm
immer wieder geprüft, letztlich, um sie zu stärken. Er führt uns auch durch den Zweifel,
wenn wir uns führen lassen.
Paulus schreibt in Hebr 4,12; NGÜ: Denn eines müssen wir wissen: Gottes Wort ist lebendig
und voller Kraft. Das schärfste beidseitig geschliffene Schwert ist nicht so scharf wie dieses
Wort, das Seele und Geist und Mark und Bein durchdringt und sich als Richter unserer
geheimsten Wünsche und Gedanken erweist.
Gottes Wort beinhaltet seine unendliche Weisheit und ist uns Richtschnur. Gottes Wort ist
auch Jesus, der uns Gott zeigt und verständlich macht. Gottes Wort zeigt auch seine
unermessliche Liebe und seine Nachsicht mit unseren menschlichen Ungereimtheiten und
Begrenzungen.
Auf dieser Basis hinterfrage ich mich gerne: Weshalb will ich das, was ich vorhabe? Ist es
tatsächlich gut und langfristig richtig für mich? Schränkt es vielleicht andere ein? Ist das
gewollte Schöne und Verlockende oder vielleicht auch Teure mir angemessen? Kommt
mein Wollen vielleicht aus einer verborgenen Lust oder Gier, aus einem Wunsch nach
Anerkennung oder Bestätigung? Vielleicht aus Überschätzung der eigenen Bedürfnisse?
Wir zweifeln also an der Richtigkeit unseres beabsichtigten Entscheidens und Handelns und
diese Zweifel könne auch Warnhinweise sein.
Deshalb frage ich mich weiter: Ist mein Vorhaben nötig, erforderlich, unerlässlich und
angemessen? Ist es nicht nur schön und begehrenswert, sondern auch gut für mich? Wird
es hilfreich sein? Kommt es vielleicht aus einer gefährlichen Verlockung?
Nun, diese Prüfung ist ein andauernder innerer Kampf, der erst mit der ‚richtigen‘, mit einer
‚stimmigen‘ Entscheidung endet.
Dazu prüfen wir in Gedanken die verschiedensten Entscheidungsmöglichkeiten und deren
mögliche Konsequenzen. Wir wägen zwischen ihnen ab. Wir suchen eine Lösung.
Auf diesem Weg gibt es drei Möglichkeiten:
- Wir geben das Vorhaben relativ schnell auf, um von der inneren Auseinandersetzung und
der quälenden Verunsicherung wieder frei zu werden.
- Wir bleiben hartnäckig in der Suche nach der ‚richtigen Entscheidung‘, wälzen die
Argumente hin und her, vorwärts und zurück und bleiben im Zweifel zwischen Ja und Nein
stecken. Wir entscheiden dann nicht und verbleiben in der ungeklärten und quälenden
Situation, die in uns Verspannung und Unfrieden erzeugt. Doch die kann auch zu einer
spontanen, unbedachten und falschen ‚Irgendwie-Entscheidung‘ mündet, nur um den
Druck loszuwerden.
- Wir bleiben hartnäckig auf der Suche nach der ‚richtigen Entscheidung‘ und lassen uns
dabei helfen. Wir suchen den Rat von vertrauenswürdigen Mitmenschen. Wir suchen
solange, bis die gefundene Lösung befreiend auf uns wirkt, stimmig zu sein scheint, innere
Verknotungen löst, das Gewissen erleichtert und Freude auslöst. Mit dieser Entscheidung
können wir leben und sie macht uns wieder froh. Diese Entscheidung verbindet unser
Wollen, Hoffen und Fühlen wieder friedlich. Sie beendet das innere Ringen und führt zu
fühlbarer Erleichterung, zu neuer Leichtigkeit und Zuversicht. Sie bringt auch das
vorübergehend gestörte Verhältnis mit uns selbst und mit Gott wieder ins Lot.
Diese Variante bringt Verborgenes ans Licht und klärt es. Sie führt zu festigender
Selbsterkenntnis und engerer Gottverbundenheit.
Es gibt keinen Zweifel: Euer Gott ist der größte aller Götter und der Herr über alle Könige!
Er bringt Verborgenes ans Licht, sonst hättest du dieses Geheimnis nie aufdecken können.
(Dan 2,47; HfA)
