Ohh Gooott!
Hallo du,
die folgende Erkenntnis habe ich einem achtjährigen Jungen zu verdanken, der in seiner Umgebung eine Redewendung aufgeschnappt hatte und sie einfach im gleichen Tonfall nachsagte. Und als seine Mutter ihm sagte, er solle das sooo nicht sagen, fragte er, was das denn überhaupt hieße.
Nun, der Ton macht die Musik. Der Tonfall und die Gestik zeigen, was man wirklich damit meint.
Wie schön, dass unsere Kinder ein Spiegel sind, in dem wir uns selbst und unser Verhalten erkennen können. Gerade, weil es uns nicht gefällt. Leichter ist es anzunehmen, sie hätten das irgendwo anders aufgeschnappt und sie dafür zu tadeln.
Ich habe ein wenig nachgeforscht und entdeckt, dass Gott in Redewendungen oft missbräuchlich verwendet wird und dass die, die ihn so verwenden, sich überhaupt nicht bewusst sind, was sie mit sich und mit Gott machen und wie das ihre Haltung gegenüber Gott beeinflusst.
Hier einiger Beispiele: Eine Mutter bittet ihren Sohn, sein Zimmer aufzuräumen. Er verdreht die Augen und stöhnt: Oh Goooott! Er ärgert sich und meint damit: Hey du, muss das schon wieder sein?
Ein Mädchen spielt auf der Straße mit ihrer Freundin. Plötzlich sagt sie bestürzt: Oh Goooott, da drüben kommt mein Klassenlehrer! Und sie meint damit: Den mag ich nicht! Das ist mir peinlich. Vor dem würde ich mich am liebsten verstecken.
Ein Kind hört von der Oma: ‚Oh mein Gott‘ , du bist mal wieder ziemlich vorlaut! Und sie meint vielleicht damit: Dafür solltest du bestraft werden.
Und im Streit zwischen den Eltern sagt der Vater: ‚Mein Gott‘, was ist schon dabei, wenn ich mal später nachhause komme?
Manche Leute sagen erschrocken: Ach du lieber Gott, wie siehst du denn schon wieder aus?
Oder: Gott im Himmel, das habe ich doch nicht wissen können.
Oder sie stammeln in ihrer Bestürzung über ein schlimmes Erlebnis: ‚Allmächtiger!‘ oder ‚Großer Gott‘ und sie meinen damit: ‚Gott hilf‘ oder auch ‚Gott, was hast du da gemacht?!
Einmal ist die Anrufung Gottes ein angemessener Hilferuf, ein anderes Mal ist es ein Vorwurf an Gott und drückt Unverständnis und Missbilligung aus. Das aber steht uns nicht zu. Gott ist Gott. Er ist unabhängig und souverän. Er weiß was richtig ist. Missbrauch seines Namens oder ständige Kritik an ihm, führt zu Unglaube.
Es ist nicht schlimm, Gott in seinen Alltag und in sein Erleben einzubeziehen und im dadurch nahe zu sein. Ganz im Gegenteil, es ist gut und richtig, sich seiner Gegenwart bewusst zu sein. Doch der Ton macht die Musik und mancher Aussageinhalt ist haarsträubend verdreht: Beispielsweise Redewendungen wie:
‚Gott verdamm mich!‘ Das ist eine derbe Selbstverfluchung und das sollten wir nie wollen. Gott liebt uns, doch nicht alles was wir tun. Und er hilft uns, ungutes Tun zu unterlassen. Ein Fluch ist unpassend.
Auch ‚Gott soll mich strafen, wenn …‘ sollten wir auch nicht sagen. Wir brauchen unsere Ehrlichkeit nicht zu beteuern. Gott will nicht bestrafen. Er will verändern, vergeben und uns liebevoll machen.
Und der Ausspruch: ‚Gnade dir Gott …‘ , der ursprünglich Gnade auf einen Sünder lenken sollte, ist heute zur versteckten Drohung geworden und meint: Jetzt wird es dir aber schlecht ergehen.
Ganz übel ist die Aussage: Du bist ‚eine Strafe Gottes‘. Niemand ist für einen anderen eine Strafe. Jede möchte geliebt werden und lieben, nur einige wissen eben noch nicht, wie das geht.
Und ‚den lieben Gott einen guten Mann sein lassen‘, bedeutet so viel wie: Gott kann mir egal sein.
Und dann gibt es noch die Besserwisser, die sagen: ‚Gottes Mühlen mahlen langsam, aber fein‘, und sie meinen damit: Du wirst deiner gerechten Strafe nicht entgehen.
Doch bei Gott gibt es Barmherzigkeit und Vergebung. Und seine Gerechtigkeit ist nicht unbedingt Strafe, sondern meist liebevolle Ermahnung und Begegnung und Veränderung zum Guten.
Und die Floskel: ‚In Gottes Namen‘ ist Resignation. Das meint: Dann mach es eben, damit ich endlich meine Ruhe habe, aber auf eigene Verantwortung.
Dagegen stehen viele positive Redewendungen, die Gott in gutem Licht darstellen:
Grüß dich Gott, mein Lieber! Gott sei mit dir. Du bist ein Kind Gottes.
Vergelt’s Gott, danke, dass du mir geholfen hast, ich konnte es gut gebrauchen.
Es sei Gott getrommelt und gepfiffen, ihm sei Lob und Dank für seine Unterstützung.
Gott sei gelobt! Ich bin erleichtert über das Ergebnis.
So Gott will, wenn nichts dazwischen kommt.
Leider Gottes, ist …, bedauerlicherweise ist etwas Unangenehmes geschehen.
Gott steh uns bei! Etwas könnte noch schlimmer werden.
Oder:
Ein erschrockenes: Um Gottes Willen!
Ein tröstendes: Gott hab ihn selig, den Gestorbenen.
Ein anerkennendes: Das ist ein Mann Gottes.
Gott sei Dank drückt Erleichterung über ein gutes Ende aus.
Gott auf Knien danken meint: das ist gerade noch einmal gut gegangen.
Da sei Gott vor beteuert, das werde ich nie tun.
Gott bewahre meint: Das will ich durchaus nicht.
Gott behüte besagt: Mit dem möchte ich nichts zu tun haben.
Gott sei’s geklagt! bedeutet so viel wie: leider.
Seinen Frieden mit Gott machen heißt so viel wie: Er beugt sich jetzt dem Willen Gottes.
Bei Gott ist eine Bekräftigung. Ich wünschte, dass …
Dein Wort in Gottes Ohr will sagen: Schön, wenn es so kommt.
Bei Gott ist kein Ding unmöglich meint: Gott kann alles!
Das walte Gott, davor möge Gott uns bewahren.
So wahr Gott helfe, da gibt es keinen Zweifel.
Wir haben über Gott und die Welt geredet, über alles Mögliche.
Und zum Abschied wünsche ich euch ein segnendes: Gott befohlen! oder Behüt‘ dich Gott!
