Mächtige Gefühle
Ein junger Mönch kam völlig aufgeregt zu seinem Meister:
„Meister, ich brauche ganz dringend Deine Hilfe! Ich bin so wütend und so voller
Aggression, dass ich alles kurz und klein schlagen könnte!“
Der Meister wiegte seinen ergrauten Kopf und zwirbelte seinen langen Bart:
„Nun Bruder, gehe in die Scheune und hacke das Holz für den nächsten Winter.“
Der Mönch bedankte sich und ging.
Nach bald getaner Arbeit kam der Mönch wieder zum Meister:
„Meister, ich bin immer noch voller Aggression, ich könnte laut schreien vor Wut!“
Der Meister wiegte erneut seinen ergrauten Kopf und zwirbelte seinen langen Bart:
Nun Bruder, gehe und schreie das Evangelium aus Dir heraus und halte einen Monat
lang die Abendmesse.“
Der Mönch bedankte sich und ging.
Nach diesem Monat ging es dem armen Mönch immer noch nicht besser:
„Meister, ich bin immer noch aggressiv, ich könnte vor mir selbst weglaufen!“
Der Meister hob eine Augenbraue, wiegte seinen ergrauten Kopf und zwirbelte seinen
langen Bart:
„Nun Bruder, gehe und bringe dieses Schreiben nach Rom zum Pabst.“
Der Mönch bedankte sich und ging.
Als er nach einem halben Jahr zurückkam, sagte er:
„Meister, ich fühle mich immer noch schlecht und ohnmächtig, ich könnte weinen.“
Und der Meister fragte ihn: „Bruder, was bedrückt Dich so sehr?“
„Meister, ich finde es fürchterlich, dass ich meine Gefühle nicht zeigen kann.“
Der Meister lächelte ihn an und wiegt seinen ergrauten Kopf:
Nun Bruder, komme doch bitte Morgen wieder.“
Der Mönch bedankte sich und kam am nächsten Tag wieder.
Der Meister lächelte ihn warmherzig an und reichte ihm ein kleines Lämmchen, dass er
in Arm hielt.
„Bruder, Du hast es weit gebracht. Nehme dieses Lämmchen, schütze, pflege und nähre
es. Es wird Dich zur Vollendung führen!“
