Eschborn, den 14.07.2020

 

Macht Wissen überheblich?   (1.Kor 8,1b-3)

 

Hallo Du,

Wissen, das ist die Gesamtheit der Kenntnisse, die jemand erworben hat, sei es durch

Bildung oder Erfahrung. Menschliches Wissen ist somit immer individuell und begrenzt.

Allein Gott ist allwissend.

 

Ist Wissen schlecht? Natürlich nicht. Es ist unsere Denk- und Handlungsgrundlage

und, je mehr man weiß, desto umfassender und tiefgründiger ist das Überlegen und

desto angemessener das Verhalten und Tun.

Es heißt, Wissen sei Macht. Vielleicht. Aber Wissen hat mit Sicherheit die Macht, etwas

gelingen zu lassen oder auch, jemanden überheblich werden zu lassen. Die Frage ist,

wie und wozu man sein Wissen verwendet.

Soll es das Ego, die eigene Bedeutung, Wichtigkeit und das eigene Können hervorheben,

dann wird es zu unangenehmer Angeberei, verbunden mit Stolz, Hochmut und

Überheblichkeit. Oder, soll es hauptsächlich den Mitmenschen nutzen und dienen, einer

Gemeinschaft, z.B. der Familie, den Kindern, den Freunden, der Gemeinde, dem Arbeit-

geber, dem Land. Dann ist es mit Liebe, Fürsorge und Verantwortung verbunden. Dann

ist es mit Dank und Achtung verbunden. Dann ist Wissen ein Ergebnis von Liebe, die sich

primär für andere einsetzt.

 

Weshalb ist diese Unterscheidung wichtig? Wer seinem Ego frönt, möchte zeigen,

dass er besser, fleißiger, genialer ist als andere. Er setzt sich in seinem Denken, Handeln,

Fühlen und Verhalten über sie. Er vergisst, dass auch die anderen auf ihren Spezial-

gebieten ein differenziertes Wissen haben, das ihm nutzen könnte, bzw. er nimmt deren

Dienst als selbstverständlich für sich und seinen Wert an.

Wer jedoch mit seinem Wissen der Allgemeinheit dient, reiht sich in die Allgemeinheit ein.

Er ist Gleicher unter Gleichen. Er weiß um sein Teilwissen und um seine Hilfsbedürftigkeit

und Abhängigkeit.

Wissenschaftler und Forscher bereichern das Wissen der Weltgemeinschaft. Sie erweitern

auch die Erkenntnis, was davon gut bzw. schädlich ist. Das führt zu einer kollektiven, aber

auch individuellen Weiterentwicklung.

 

Wissen und Weisheit

Paulus unterscheidet in 1.Kor 8,1b-3 zwischen bloßem Wissen und echtem Wissen und sieht

den Unterschied darin, ob Liebe enthalten ist.

Im Buch der Sprüche wird die Weisheit hochgelobt. Und Weisheit, ist weise angewandtes

Wissen. Weisheit erhält man aus eingebrachtem und geprüften Wissen. Weisheit ergibt

sich aus Lebenserfahrung und Erkenntnis. Weisheit führt zu Abgeklärtheit und zu persönlicher

Reife. Persönliche Reife beinhaltet die geistige, seelische und sittliche Reife, die weiß, was

nützt undwas schadet.

Das bloße Wissen sagt: Da hat man mit seinem Wissen, seinen Fähigkeiten und seinem

Fleiß etwas erreicht und muss es dann an einen anderen abtreten, der sich nie darum

gekümmert hat! Das ist so sinnlos und ungerecht! (Pred 2,21; HfA)

 

Das echte Wissen weiß u.A.,

  • was Gut und Böse ist, (1.Mo 3,5).
  • dass es noch dazulernen kann, (Spr 1,5)
  • dass es sich weitergeben soll, (Spr 15,7)
  • dass es nicht prahlt, (Spr 12,23)
  • dass Gott allein Wissen und Weisheit gibt und dass

Wissen und Urteilskraft nur von ihm kommen. (Spr 2,6)

 

Das Streben nach Weisheit beginnt mit dem aufrichtigen Verlangen, etwas zu lernen.

Daraus erwächst Liebe zur Weisheit, Liebe zur Weisheit führt zur Befolgung ihrer

Gebote, Befolgung ihrer Gebote garantiert Unvergänglichkeit, Unvergänglichkeit aber

bringt in die nächste Nähe Gottes.  (Weisheit 6, 17-1;9 GNB)

 

Und daraus kann man erkennen, dass der Ursprung von Wissen und Weisheit allein

bei Gott liegt und wir keinen Grund haben, überheblich zu werden. Gerne zitiere ich

Paulus und seine Lebensweisheit:

 

„Bloßes Wissen macht überheblich. Was uns wirklich voranbringt,

ist die Liebe. Wenn sich jemand etwas auf sein Wissen einbildet,

weiß er noch gar nicht, was es bedeutet, echtes Wissen zu haben.

Echtes Wissen ist nur bei dem zu finden, der Gott liebt; denn wer

Gott liebt, weiß, dass Gott ihn kennt und liebt.“  (1.Kor 8,1b-3; NGÜ)

 

 

 

 

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