Eschborn, den 19.09.2021

Lernen, um zu tun   (Mt 23,2-3)

 

Hallo Du,

Jesus sagt in Mt 23,2-3 (HfA): Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind dazu eingesetzt,

euch das Gesetz von Mose auszulegen. Richtet euch nach ihren Worten und tut alles, was

sie euch sagen! Nehmt euch aber kein Beispiel an ihren Taten! Denn sie halten selbst

nicht ein, was sie von den anderen verlangen. Er beanstandet ihr widersprüchliches und

inkonsequentes Denken und Tun und hält das für Heuchelei.

 

Assaf Zeevi schreibt in seinem lesenswerten Buch ‚Lass das Land erzählen‘ zu dieser

Bibelstelle zusammengefasst:

Damals gab es unter den Rabbinern eine kontroverse Diskussion darüber, was größer ist,

das Lernen oder die Tat? Und mit ‚Tat‘ meinten sie alles, was zur Nächstenliebe gehört.

Ein Rabbi sagte: Die Tat ist größer. Ein anderer Rabbi sagte: Größer ist das Lernen.

Alle antworteten und sagten: ‚Größer ist das Lernen – denn das Lernen bringt Taten

hervor.‘ Manche Rabbiner waren anderer Meinung: ‚Wer lernt, um zu lehren, wird

lernen und lehren. Wer lernt, um zu tun, wird lernen, lehren, halten und tun‘.

 

Weshalb ist diese Frage nach unserem Lernen oder Tun so wichtig? Weil viele Gott nicht

kennenlernen wollen. Weil viele ihn kennen, aber nicht nach seinen Geboten handeln.

Weil einige die Liebe in ihren Herzen haben, aber Gott und Jesus nicht kennen.

 

1. Allein zu wissen, was in den Geboten steht, ist unfruchtbar.

Sich an den Geboten auszurichten und sie zu halten, das ist fruchtbar für sich und für

andere. Wissen muss angewendet werden und sich im eigenen Verhalten zeigen.

 

2. Wer durch Glauben und Vertrauen ein ‚neuer‘ Mensch geworden ist, muss das auch

anderen zeigen, denn nur dann können die es auch sehen und daran orientieren.

 

3. Wenn wir für den uns geschenkten Glauben nicht mit Treue und Gottvertrauen

einstehen, erhalten wir auch nicht die Gnade, dass Gottes große Zusagen uns zuteil

werden und wir durch sie Gutes bewirken. Aus abstraktem Wissen heraus, geschehen

noch keine Wunder. Durch das Vertrauen in Gott beim eigenen Tun, aber schon – und

wenn es nur das Wunder der Selbstüberwindung ist.

Jesus ist unser Vorbild. Er handelte immer in der Verbundenheit mit und im Vertrauen

auf seinen himmlischen Vater. Jesus handelte im Geist Gottes und nach seinem Willen.

Gott zeigte sich in ihm, auch in seinen großen Wundern und Taten und auch in seinem

Wort und Geist. Jesus ist ganz bewusst unser Lehrer und Vorbild.

 

4. Wer in seinem Leben und Tun nicht immer wieder die Lenkung und Unterstützung

Gottes erkennt und in ihnen wundersame Gebetserhörungen erlebt, der verharrt in dem

zersetzenden Zweifel, ob es Gott wirklich gibt und ob Gott auch für ihn da ist.

Der handelt dann nicht aus fester Überzeugung.

Zauderer beten und handeln nicht öffentlich. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen.

Oder, sie haben Bedenken, dass nicht eintritt, worum sie Beten und sie sich dadurch

blamieren könnten.

 

5. Kopfwissen bleibt hohl, wenn es nicht erprobt wird, wenn es nicht angewendet wird,

wenn damit nicht der Mut verbunden ist, Gott zu bekennen und seinen Glauben und

seine Liebe zu leben und zu zeigen.

 

Johann Wolfgang von Goethe schrieb 1797 im Zauberlehrling:

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,

was keiner sagt, das sagt heraus

was keiner denkt, das wagt zu denken

was keiner anfängt, das führt aus.

 

Aus jedem Lehrling soll ein Geselle und Meister werden. Und wie der Lehrling, so auch

wir. Nicht aus eigener Kraft, die das alleine nicht vermag, sondern aus der Kraft Gottes,

der in uns wohnt, der uns bewegt, der an uns und durch uns wirkt.

 

Auch diese Wirkungskette ist ein Gnadenwunder, gegeben, Gottes Reich zu vergrößern,

Menschen zu ihm zu bringen, damit auch sie mutig und stark werden, damit auch sie

Frieden finden.

Amen.

 

 

 

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