Lebenskatastrophen gestärkt überwinden (Mk 9, 23-24)
Jesus sagt: „Alles ist möglich, wenn du mir vertraust.“ Verzweifelt rief der Mann:
„Ich vertraue dir ja – hilf mir doch, meinen Unglauben zu überwinden!“
(Mk 9, 23-24; HfA)
Hallo Du,
manchmal sind wir einschneidenden und verhängnisvollen Katastrophen unerwartet
ausgesetzt, die uns völlig aus der Bahn werfen. Sie brechen über uns herein wie gewaltige
Naturkatastrophen und erschüttern uns bis in Mark und Bein.
Wie von einem verheerenden Erdbeben werden wir durchgerüttelt. Wie von einem
furchtbaren Hurrikan werden wir hin und her geworfen. Wie bei einem nahenVulkan-
ausbruch werden wir überschüttet von elementarer Gewalt, erstickt in undurchsichtiger,
tödlicher Asche. Wie von einer riesigen Flutwelle werden wir überschwemmt von Angst,
Ohnmacht und Ausweglosigkeit.
Darin wird unser bisheriges Sein hinterfragt. Unser Leben gerät aus den Fugen. Es droht, zu
zerbrechen. Und wir fragen: Was nun? Wie geht es weiter? Geht es überhaupt weiter?
Welche Katastrophe hat uns getroffen? War es ein schwerer Unfall oder eine schlimme
Erkrankung, wurden wir zum Opfer eines Überfalls, von Missbrauch, Mobbing oder anderer
Gewalt, war es eine Insolvenz oder ein anderer Verlust der Arbeit, war es der Tod eines
geliebten Angehörigen oder die Trennung oder Scheidung einer Beziehung, waren es der
Verlust von Hab und Gut oder ein persönlicher Irrtum, verbunden mit Niederlage und
Schmach? Dennoch: Man lebt noch! Auch wenn alles verloren scheint, das Leben geht
weiter.
Ist das ein tiefer Einschnitt? Ja. Bin ich auf einem Tiefpunkt? Ja. Kraftlos? Ja. Verzweifelt? Ja!
Aber: auch Hoffnungslos? Verloren? Dem Untergang geweiht? Nicht unbedingt. Nur wenn
ich aufgebe, nicht mehr aufstehe. Nur wenn ich mich dem Selbstmitleid hingebe und darin
versinke.
Auch wenn ich mich katastrophal fühle, auch wenn für mich Wichtiges zerbrochen ist,
auch wenn die Folgen schwerwiegend sind: Es gibt einen Weg in ein neues Leben!
Vielleicht musste mich ein Schicksalsschlag treffen, um mich endlich aufzurütteln, um mich
Aufzuwecken und wieder auf die rechte Bahn zu bringen, um mir einen Neuanfang zu
ermöglichen. Liegt nicht alles in Gottes Händen, das Angenehme wie auch das
Unangenehme?
In meiner persönlich tiefsten Tief hatte ich mir gewünscht, mein Leben möge zukünftig nur
noch aus Höhen bestehen. Zwischenzeitlich habe ich aber gelernt: Das Leben muss beide
Teile beinhalten, denn:
– Ohne Tiefen gäbe es kein Besinnen, kein Reifen und Wachsen und ohne Höhen keine
Freude, keine Ermutigung und keine Dankbarkeit.
– Nur Tiefen, das würde uns zerstören. Nur Höhen, das würde uns überheblich machen.
– Die individuelle Mischung macht‘s. Sie zeigt unsere Ohnmacht und Hilfsbedürftigkeit,
unsere Abhängigkeit von Unterstützung in der Not wie auch von Liebe, Zuwendung und
Gemeinschaft.
Meine bisher schwerste Lebenskatastrophe war ein schwerer, plötzlicher, gesundheitlicher
Zusammenbruch, verbunden mit langjährig anhaltenden starken Schmerzen und mit Verlust
nicht nur des alten, ‚erfolgreichen‘ Lebens, sondern auch von Beziehung, Vertrauen,
Zuversicht und Lebensfreude. Schlimmer noch, ich hatte mich darin selbst verloren.
Dennoch habe ich gehofft. Die Hoffnung auf Genesung und Heilung hat mich
Erhalten, hat mich angetrieben, einen Ausweg zu suchen. Und bei dieser Suche habe ich vier
unterschiedliche Möglichkeiten zur Überwindung der Lebenskrise ausprobiert:
1. Ich war enttäuscht, unzufrieden, haderte mit meinem Schicksal und bin dabei immer tiefer
ins Lamentieren gefallen, in bejammerndes Selbstmitleid, in Isolation, Ausweglosigkeit und
Selbstaufgabe. Das war ein Irrweg, aber kein Ausweg, denn das Leben mied mich.
2. Ich ließ das unangenehme Geschehen nicht mehr an mich heran, verdrängte und
überspielte es, setzte mich damit nicht weiter auseinander, lief innerlich davon und malte
mir stattdessen das Schlechte schön. Weil sich die Realität sich jedoch nicht änderte, lebte
ich dauerhaft in einem auf Einbildung beruhenden, trügerischen Luftschloss und damit am
Leben vorbei. Die prächtige Kutsche, die mich ins Leben zurückbringen sollte, kam nie. Im
Wartesaal der gemiedenen Erkenntnisse überlebt man nur mühsam und wird verschroben.
3. Ich hinterfragte mich und das Geschehen. Ich machte Inventur und erkannte manches:
Z.B. falsche Prägungen aus der Erziehung, eigene Fehlentscheidungen aus Unkenntnis,
überhöhte Ziele aus Ehrgeiz und Wunschdenken. Kindheitserlebnisse in Armut hatten mich
zu falschem Denken, Fühlen, Verhalten und Handeln geführt und das hatte Spätfolgen.
Ich durchstand die Katastrophe irgendwie und hake die Vergangenheit ab. Ich raffte mich
wieder auf und begann neu. Ich wagte wieder Beziehung und Vertrauen, das Leben – bis zur
nächsten Katastrophe.
Diese drei Möglichkeiten führten nicht zu dauerhafter Entlastung, zu Wohlbefinden,
Erfüllung und innerem Frieden. Die Dritte, war noch die Beste. Die Rückschläge zeigten mir,
dass noch etwas fehlte, ein festes Fundament, eine verlässliche Leitlinie, ein führender
Unterstützer. Und ich erkannte: Wenn ich in meiner ‚Kurzsichtigkeit‘ beim Neubeginn immer
nur auf mich selbst baue, gerate ich bald wieder in Schwierigkeiten.
Das führte mich zur 4. Und besten Möglichkeit, die ich nicht alleine gefunden habe, sondern
die ich in einer kurzen Vision, in einem hellen Moment der Erkenntnis, gesehen habe.
Ganz plötzlich erfasste ich meine verworrene Lage glasklar und sah meine traurige Zukunft.
Erschreckend wurde mir eindringlich deutlich, was zu verändert war, um in eine gesicherte
Zukunft zu kommen. Mein Bewusstsein änderte sich schlagartig. Geführt von einer
unsichtbaren Kraft, handelte ich erstaunlich klug und entschieden. Ich wurde machtvoll zu
Gott und seinem Wort hingezogen, wollte unbedingt seine Gebote kennenlernen und
möglichst viel von ihm kennen lernen. Ich suchte mir eine Gemeinde, ging regelmäßig in die
Gottesdienste, las viel in der Bibel und verschlang viele Predigten, besuchte immer wieder
Bibelschulen, fand schließlich zu Jesus und ließ mich immer stärker vom Geist Gottes leiten.
Mein altes Leben wurde nach und nach durch ein neues, besseres, erfüllendes und
sinngebendes Leben ersetzt. Ausgeglichenheit und innerer Frieden kamen zurück.
Dankbarkeit und Liebe breiteten sich aus. Erkenntnis im Wort, Weitsicht und Weisheit
nahmen zu. Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Verständnis, Anteilnahme,
Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung folgten. Ich wurde zum Kind Gottes. Gott sei Dank!
Rückblickend erkenne ich: Nur mit Jesus konnte ich gestärkt aus einer Lebenskatastrophe
entkommen. Nur durch neue Einstellungen konnte ich wieder gesellschaftsfähig werden.
Durch Jesus wurde mir Altes vergeben und Neues ermöglicht. Durch ihn erhielt mein Leben
einen erfüllenden Sinn.
Heute kann ich sagen: Gut, dass ich aus der alten Bahn geworfen wurde und eine bessere
gefunden habe. Ich fahre nun auf den Gleisen von Glaube und Gottvertrauen im Zug der
erneuernden Liebe.
Ja: Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig
geschliffenen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren
Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein unbestechlicher Richter über die
Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens. (Hebr. 4,12; HfA)
Was mich auf diesem Weg hielt, war eine mir bis dahin unbekannte Zuversicht:
Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch
mit allem anderen versorgen. (Mt 6,33; HfA)
Diese Zusage ist auch an mir in Erfüllung gegangen. Und ich füge dankbar hinzu:
Ich wurde überreich versorgt. Vieles davon kann ich segensreich weitergeben. Die
Himmelsbriefe sind meine Liebesbriefe an die Nächsten, gegeben in Dankbarkeit, Freude
und Herzlichkeit.
Auf diesem aufgezeigten Weg habe ich in den kleinen und großen Nöten durch
Gottvertrauen einen festen Halt gefunden und auch gelernt, das an Gott abzugeben, was
mich überfordert. Ich verlasse mich darauf: Er ist allmächtig und voller Liebe. Er wird
vollbringen, was ich nicht vermag und was gut für mich und gleichzeitig auch für andere ist.
Aus meinen Katastrophenerfahrungen habe ich gelernt:
Es kommt gar nicht darauf an, welcher Katastrophe wir ausgesetzt sind. Es kommt viel mehr
Darauf an, wie wir uns darin verhalten, was wir aus ihr lernen und wohin sie uns führt.
Katastrophen sind schmerzhafte Wendemöglichkeiten. Sie sind markante Wegkreuze, die zur
Abkehr vom Mainstream mahnen, zum Abzweigen auf bescheidene Nebenwege zu Gott
auffordern und mit ihm in ein anständiges, erfreuendes Leben in der Nachfolge Jesu.
Diesen, aus weltlicher Sicht ungewöhnlichen Weg mit Jesus, der uns gestärkt aus jeder
Katastrophe herausführt, skizziere ich abschließend mit 3 Kernpunkten:
1. Besinnung
– Ich höre in mich, besinne und hinterfrage mich und meine Situation.
– Ich mache Inventur und bedenke, was mir geblieben ist.
– Ich ergründe, was mir innerlich fehlt und was mich glücklich machen würde.
2. Nur mit Jesus
– Ich bete und durchstehe jede Situation mit Gottes Hilfe und Unterstützung.
– Mit Jesus überwinde ich alte Bindungen und Abhängigkeiten.
– Mit ihm stehe aus meinem Elend auf und beginne neu: Angeleitet durch sein Wort,
geführt von seinem Geist, gehalten in seiner Liebe und ermutigt durch seine Vergebung.
3. In Gottvertrauen
– Demütig und geläutert unterstelle ich mich Gottes Willen.
– Ich freue mich für das neue Leben und bin dankbar für jede neue Chance.
– Ich höre auf Jesus und bleibe an ihm. Dadurch werde ich im Denken, Fühlen,
Verhalten und Tun erneuert und befähigt, mit meinen Gaben Gott zu dienen.
In Mt 24,45-47 gibt Jesus uns einen Hinweis, wie wir gestärkt aus Katastrophen hervorgehen
werden:
»Woran erkennt man denn einen treuen und klugen Diener? Angenommen, ein Herr hat
einem seiner Diener die Verantwortung übertragen, der ganzen Dienerschaft (Gemeinde) zur
gegebenen Zeit das Essen (seine Worte) auszuteilen.
Wenn nun sein Herr kommt und ihn bei der Arbeit findet – wie glücklich ist da der Diener zu
preisen! Ich sage euch: Der Herr wird ihm die Verantwortung für seinen ganzen Besitz
übertragen.
