„Langweilt er dich?“  (Mt 7,8)

 

Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. (Mt 7,8)

 

 

Hallo Du,

kürzlich bekam ich mit, wie eine Frau ihren Mann fragte, ob sein Freund ihn nicht langweile.

Das erschreckte und alarmierte mich. Auch war es für mich völlig neu, die Bezeichnung

‚langweilig‘ auf einen Menschen anzuwenden, denn dieses Attribut kennzeichnet und

entwertet ihn als doof, hohl, substanzlos, geistlos, beschränkt, dümmlich, ermüdend, öde,

lahm, leer, stumpfsinnig, glanzlos, stupide, unbedeutend, uninteressant, unoriginell,

wie auch als unangenehm und lästig.

 

Wie kann man so etwas überhaupt denken und fragen?

Gab es darüber schon vorher Gespräche zwischen den Beiden?

Welches Selbstbild und welches Menschenbild stecken dahinter, welche Ansprüche und

Erwartungen an ihre Nächsten?

 

Entstehen Bewertung und Abwertung bzw. Beurteilung und Aburteilung nicht aus Hochmut

und Überheblichkeit, aus einem Bewusstsein, etwas oder jemand Besseres zu sein?

 

Wohnt nicht in jedem Menschen ein Wert, etwas Göttliches, Eigenes und Besonderes, eine

Würde, die es zu würdigen gilt?

Wurde nicht jeder Mensch von Gott erschaffen und auf seinem Lebensweg unterschiedlich

geprägt?

Ist nicht jeder Mensch ein Suchender und schon deswegen interessant? Weshalb sucht er?

Was sucht er? Wen sucht er? Was hat er bisher gefunden? Ist es etwas, was mir/anderen

weiterhelfen kann? Bei wem klopft er an und wer tut ihm auf?

 

Wer nicht auftut, der sucht erst gar nicht.

 

Muss ein ‚angenehmer‘, also nicht langweiliger, Mensch kurzweilig sein? Also unterhaltsam,

abwechslungsreich, anregend, spannend, originell, reizvoll und bedeutend, um ihn

interessant, liebenswert und zu lebenswert finden? Kurzweil bedeutet so viel wie ›lustiger,

angenehmer Zeitvertreib‹. Ist es das, was uns unsere Nächsten zu bieten haben müssen?

Natürlich nicht. Jeder ist eigen und anders. Jede und jeder kann eine Ergänzung des eigenen

Ichs sein. Vielleicht ist er eine Herausforderung, vielleicht sogar unbequem. Die Kernfragen

aber sind:

Weshalb ist er das für mich? Was berührt er in mir? Wieso reagiere ich so auf ihn?

 

Und wie ist das mit der Liebe? Wie würde Jesus sich verhalten? In 1.Kor 13 wird uns seine

Einstellung dazu genannt und auch, was sie beinhaltet. U.a: ‚Sie verhält sich nicht ungehörig‘.

Jesus nimmt jede und jeden an wie sie/er ist. Die Liebe sieht das Gute und Besondere und

Andere im Nächsten. Sie freut sich darüber und bestärkt es. Liebe öffnet und ermöglicht.

Sie freut sich auch über die Vielfalt des gottgegebenen Seins.

 

 

Jesus sagt in Joh 17,26:

Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie

meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt

gegründet war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese

haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan

und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.

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