Kraft aus Lebenssinn  (Jer 32,39)

 

Und ich will ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel geben, dass sie mich fürchten ihr Leben lang, auf dass es ihnen

wohl gehe und ihren Kindern nach ihnen. (Jer 32,39)

 

Was ist unser Lebenssinn?

Der Sinn unseres Lebens ist nicht, um uns selbst zu kreisen, uns faul bedienen zu lassen und uns dabei unerfüllt zu

langweilen sondern, uns mit dem was wir gerade haben einzubringen und einzufügen, uns anderen zuzuwenden und

für andere da zu sein. Man könnte auch sagen:

Der Sinn unseres Lebens liegt in aufrichtigem Geben, Dienen und Lieben. Das ist auf andere ausgerichtet. Damit

werden wir gebraucht. Darin sind wir willkommen. Daraus erwachsen Kraft, Freude und Lebensmut.

 

Die Gefahren dabei sind:

1. dass wir uns aufdrängen, andere bevormunden und sie wie Unmündige behandeln,

uns als ‚besser‘ empfinden oder für uns daraus ein Recht auf Beeinflussung ableiten,

2. dass wir uns dabei übernehmen und kraftlos werden oder,

3. dass wir einen selbstgezogenen Maßstab anlegen.

 

Deshalb stellt sich in der Bibel Gott als Herr an die erste Stelle. Er ist unser Boss, damit wir zuverlässige Orientierung

haben. Für ihn sind und arbeiten wir. Er gibt die Richtung vor und hat in allem das Sagen. Ihm sind wir Rechenschaft

schuldig. Vor ihm müssen wir uns verantworten.

 

Jesus formulierte als Lebenssinn: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer

Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst. (Lk 10,27)

 

Er sagte nicht, dass der Sinn unseres Lebens darin liegt, dass wir wohlhaben, selbstgefällig, lieblos, selbstgerecht,

bequem, gefühllos, unbarmherzig, hart, gleichgültig oder träge werden sollen. Er weiß, dass uns das schaden würde.

 

Sich ausgeschlossen fühlen und ausgeschlossen sein

Ältere Menschen leiden in unserer Gesellschaft oft darunter, dass sie nicht mehr gebraucht werden, dass ihr Leben

keinen Sinn mehr hat, dass sie nicht mehr gefragt sind. Sie fühlen sich ausgegrenzt, abgewiesen oder nicht mehr

ernst genommen. Sie wollen sich einbringen doch ihre Meinung und ihr Wissen sind nicht mehr gefragt. Sie

empfinden ihr Dasein als sinn- und zwecklos und sich selbst als Hindernis, Belastung und Ballast. Ihre nachlassende

Kraft und Gesundheit bietet ihnen Gelegenheit zu Selbstbeschränkung und Rückzug in oft unerträgliche und

unwürdige Langeweile.

 

Seltsamerweise gilt auch für junge Menschen, für Kinder und Heranwachsende. Auch sie sehen die Welt mit ihren

Augen, aus ihrem eingeschränkten Wissen und Verständnis, mit ihrer Hoffnung und Zuversicht, mit ihrem Elan und

Selbstbewusstsein, mit ihrer Naivität und Unvoreingenommenheit. Und weil sie noch nicht über das ’notwendige

Wissen‘ verfügen, noch keine Lebenserfahrung haben, noch nicht zuverlässig und verantwortungsbewusst

funktionieren, nimmt man sie nicht ernst und lässt sie an wichtigen Entscheidungen nicht teilhaben. Sie sind

Abhängige und müssen sich fügen. Sie sind Lernende und haben zu akzeptieren und den Mund zu halten. In den

Augen von Erwachsenen sind sie weltfremde, hoffnungsüberbetonte und ahnungslose Utopisten, die die

Beschränkungen und Zusammenhänge im Leben nicht kennen. Wie gut für sie! Beneidenswert!

 

Und, ehrlich gesagt, das gilt auch mehr oder weniger für viele Menschen in den Altersstufen dazwischen. Viele Chefs

und Vorgesetze geben sich als Wisser (jedenfalls tun sie so, um sich zu beweisen und ihre Macht damit zu

untermauern). Nach eigenem Urteil und Gutdünken. erkennen sie Menschen an oder unterdrücken sie. Sie loben

oder tadeln, sie fördern oder beschneiden, sie stellen ein oder entlassen. Sie entscheiden über den Arbeitswert, die

Anerkennung und den Lohn. Das stärkt ihre Position und macht ihre Untergebenen zu unmündigen und zwangsweise

gefügigen Abhängigen (jedenfalls hätten sie das gerne).

 

Und die Geführten wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen und wie sie sich dagegen wehren können. Sie wissen

nicht, was in ihnen steckt und welche Rolle sie im Arbeits- und Weltgefüge spielen. Ein Chef, der nur

Gewinnoptimierung anstrebt, dem aber die Untergebenen nicht mehr gehorchen und nachfolgen, ist nicht mehr

lange Chef. Ein Chef ist auch auf seine Mitarbeiter und auf ihr Engagement, auf ihre Ideen, ihre Geduld, ihr

Wohlwollen und ihre Akzeptanz angewiesen. Und er trägt Verantwortung für das Betriebsklima, ihre Gesundheit und

ihr Wohlergehen. Auch daran wird er gemessen.

 

Häufig lassen wir etwas mit uns machen, weil wir unsicher sind und unseren Wert nicht kennen. Wir halten zu wenig

von uns und wissen nicht, was wir anderen von uns geben könnten. Wir haben keine Ahnung davon, was Liebe

wirklich ist und wie lieben geht.

Deshalb sind wir lieber passiv. Wir glauben, dann hätten wir es leichter, hätten keine Verantwortung und könnten

nicht bestraft werden. Doch verantwortlich für unser Tun bzw. Nichtstun sind wir trotzdem.

 

Unser Lebensglück hängt nicht nur von anderen ab. Zum großen Teil bestimmen wir es selbst. Wie ernten, was wir

vorher gesät haben. Und wer nicht mehr sät, hat auch nichts mehr zu ernten. Ältere Menschen haben Zeit in Fülle,

Kinder haben Energie und Ideen in Fülle und die Menschen dazwischen oft den Bedarf dafür.

–  In asiatischen Gesellschaften wird die Lebenserfahrung der Alten hoch geschätzt und ihr Rat gesucht.

–  Kinder gelten in der Bibel als Vorbild für Ewachsene. In Mt 18, 1-4 wird Jesus die Frage gestellt:

   Wer ist eigentlich der Größte im Himmelreich? Und wie antwortet Jesus?

   Jesus rief ein Kind, stellte es in ihre Mitte und sagte: »Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die

   Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Darum: Wer sich selbst erniedrigt und wie dieses Kind

   wird, der ist der Größte im Himmelreich.


Kinder erkennen Autorität an, gehorchen, lernen und fügen sich. Kindern sind aus sich heraus nicht überheblich oder

selbstgerecht. Kinder wissen, dass sie ohnmächtig sind leben daher aus Vertrauen auf die Liebe, Güte und Gnade

ihrer Eltern und Mitmenschen.

     

    Im Epheserbrief 5, 21-33 wird die Einstellung für ein gelingendes Zusammenleben am Beispiel der Ehe verdeutlicht:

     

    Ordnet euch einander unter!

    Niemand sei des anderen Bestimmer. Euer Stolz will das nicht zulassen, doch

    tut es aus Ehrfurcht vor Christus! Er sagt, so soll es sein und ihm könnt ihr vertrauen. Er ist überparteilich und

    möchte für alle das Gute.

     

    Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter!

    Ordnet euch ihnen unter, damit sie euch lieben und achten können, damit sie euch beschützen wollen und können

    und damit ihr und eure Kinder behütet seid. Dann habt ihr in eurem Mann eine zuverlässige und starke Schulter, an

    die ihr euch anlehnen könnt und die euch Sicherheit gibt.

     

    Die Frau soll ihrem Mann mit Ehrerbietung begegnen (V 33),

    also mit Achtung und Rücksichtnahme, mit Toleranz für seine Eigenarten und mit und Bewunderung für seine

    Fähigkeiten. Sie sei seine Stütze und sein Halt. Lasst ihm das letzte Wort und die abschließende Entscheidung. Darin

    bestätigt sich seine Liebe.

     

    Plagt ihn nicht mit Nörgeleien, Zank und Streit, das vergiftet eure Liebe und zersetzt die Bindung. Wenn ihr mit euch

    selbst nicht klar kommt, liegt das nicht an ihm, sondern an euren Einstellungen und Erwartungen, an euren

    Vorstellungen und eurem Verlangen.

     

    Bedenkt: Eure Eitelkeit will das nicht immer zulassen, doch

    Ihr zeigt damit, dass ihr euch (auch) dem Herrn (Jesus) unterordnet.

     

    Denn der Mann ist das Haupt der Frau, genauso wie Christus das Haupt der Gemeinde ist – er, der sie

    errettet und zu seinem Leib gemacht hat. Und wie die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen

    sich auch die Frauen ihren Männern in allem unterordnen.

     

    Das ist nicht nur weise, sondern dient auch euch selbst. Der Mann hat Fähigkeiten, die ihr nicht habt, die ihr aber zu

    eurem Glück benötigt. An ihnen könnt ihr euch erfreuen, dann werden sie euch gerne geschenkt.

     

    Und ihr Männer, liebt eure Frauen!

    Was bedeutet das? Das bedeutet:

    Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht eingebildet. Sie

    verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem

    etwas nach. Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit. Alles erträgt

    sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand. (1.Kor 13)

     

    Die Frauen haben andere Fähigkeiten als die Männer und können euch darin ergänzen. Sie sehen die Welt anders

    und empfinden Situationen und Menschen anders. Ihre Sichtweise erweitert eure Sicht und hilft euch, gute

    Entscheidungen zu finden.

    Sie sind oft unsicher, reden viel, wägen alles ab, riskieren ungern etwas und können sich deshalb nicht leicht

    entscheiden. Deshalb brauchen sie eure Liebe und eure Führung.

     

    Liebt sie so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat.

    Mit Freundlichkeit, Geduld, Barmherzigkeit und Nachsicht, mit Takt und Weitsicht. Eure Liebe bestimmt das

    Betriebsklima, ihre Liebe gestaltet es. Auch ihr erntet, was ihr sät.

     

    Er hat sein Leben für sie hingegeben, um sie zu seinem heiligen Volk zu machen. Durch sein Wort hat

    er den Schmutz ihrer Verfehlungen wie in einem reinigenden Bad von ihr abgewaschen. Denn er

    möchte sie ´zu einer Braut` von makelloser Schönheit machen, die heilig und untadelig und ohne

    Flecken und Runzeln oder irgendeine andere Unvollkommenheit vor ihn treten kann.

     

    Makellose innere Schönheit erreicht sie nur indem ihr sie achtet und ehrt und berücksichtigt. Dadurch wächst in ihr

    eine dankbare Liebe, die ihr Bestes zum Strahlen bringt.

     

    Genauso sind nun auch die Männer verpflichtet, ihre Frauen zu lieben und ihnen Gutes zu tun, so wie

    sie ihrem eigenen Körper Gutes tun.

     

    Männer, eure Liebe und Güte zu euren Frauen sei euch eine Verpflichtung. Sie hat angenehme Folgen:

    Ein Mann, der seine Frau liebt und ihr Gutes tut, tut sich damit selbst etwas Gutes.

     

    Also sei nicht dumm und tu dir und deinen Kindern etwas Gutes.

    Begieße täglich die zarte Pflanze der Liebe wie du ja auch täglich deinen Körper pflegst und nährst,

    genau wie Christus es mit der Gemeinde macht – mit seinem Leib, dessen Glieder wir sind.

     

    Sich gegenseitig dienen, bestätigt und kräftigt

    Wer sein Leben, seine Zeit, seine Kraft wie auch sein Können und Wissen, seine Liebe und Vernunft nicht für andere

    einsetzt, setzt sie nur für sich ein.

    Wer keinen Herrn über sich duldet, will gerne selbst Herr und Bestimmer sein!

    Wer nicht zu Toleranz an Akzeptanz ist bereit, zu Hilfe und Nächstenliebe, zu Nachsicht und Geduld, der kreist

    ständig um sich selbst und fühlt sich nicht ausgelastet, der langweilt sich zu Tode, der hat keine erfrischenden

    Beziehungen, der entzieht sich seinem Lebenssinn und der damit verbundenen Kraft der gegenseitigen Liebe und

    Erneuerung.

    Geben, dienen und lieben sind das Elixier von neuer Kraft. Wer das erkannt hat, möchte diese Quelle nicht missen.

    Er gibt sich und seine Liebe immer wieder, um neue Kraft dafür zu erhalten. Er wird gebraucht, weil er sich gibt. Er

    lebt, weil er gestaltet. Er ist willkommen und bewirkt, weil die Liebe Gottes durch ihn wirkt.


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