Eschborn, den 11.02.2017

 

Kann man heute noch vertrauen?  (Ps 40,5)  

 

Kann man der Werbung vertrauen? Kann man Menschen vertrauen? Seinen Nächsten?

Sagen sie die Wahrheit? Tun sie das Rechte? Haben sie vielleicht verborgene Absichten?

Sind im Umgang mit anderen Vorsicht und Skepsis angebracht, um nicht enttäuscht,

verletzt, betrogen oder ausgenutzt zu werden?

 

Wem kann ich mich in der Not anvertrauen? Wen um Hilfe bitten?

Ich habe gelernt: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle und Schweigen ist besser.

 

 

Leitvers:

Glücklich zu preisen ist, wer sein Vertrauen auf den Herrn setzt und nicht hört auf die Stolzen,

die vom richtigen Weg abweichen und nur allzu leicht zum Lügen bereit sind. (Ps 40,5)

 

Anfangsgebet

 

Weiser Vater im Himmel,

oft zweifeln wir an uns und wissen nicht, was richtig und was falsch ist.

Wir begegnen anderen mit Vorsicht und Skepsis,

   weil wir immer wieder enttäuscht wurden.

Wir misstrauen denen, die uns fremd sind,

   denen, die wir nicht verstehen und denen, die etwas von uns oder für uns wollen.

Und wir spüren eine Wand zwischen ihnen und uns,

   die uns belastet, die uns isoliert,

   die Freundlichkeit, Herzlichkeit und Gemeinschaft verhindert.

 

Das gefällt uns nicht. Misstrauen tut uns nicht gut.

Wie kommen wir da wieder raus?

Wie können wir uns ohne Ängste für andere öffnen?

Wie können wir vertrauen, ohne verletzt zu werden?

Wie sollen wir Menschen begegnen?

 

Dir Vater, vertrauen wir, denn du liebst uns. Du kennst und leitest uns.

Dir ist nichts fremd.

Dich haben wir über viele Jahre kennen und lieben gelernt.

Du bist immer da und bist uns immer vertrauter geworden.

Dir vertrauen wir, denn du bist weise und gut.

 

Dir vertrauen wir an, was wir fühlen und denken,

   auf was wir hoffen und wonach wir uns sehnen.

Wir vertrauen uns dir ganz an,

   von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit ganzem Verstand!

Wir bitten dich um Mut, zu anderen Brücken zu bauen.

 

Denn in deiner Liebe sind wir geborgen.

Deine Liebe trägt uns durch schwere Zeiten.

Sie baut Enttäuschtes wieder auf.

Sie ermutigt zu neuem Vertrauen.

Sie ermöglicht Vergebung.

Sie gibt Stärke, Mut und Zuversicht.

 

Mit dir, können andere uns nicht mehr schaden.

Mit dir, erwächst in uns eine Liebe, die erkennt und versteht,

   die Heilung und Segen und inneren Frieden gibt.

Darum bitten wir im Namen Jesu. 

Amen.

 

Input

Kann man heute noch jemandem vertrauen?

Weltliche gesehen: Grundsätzlich nein!

Sollte man also besser misstrauen?

Nein! Damit würden wir uns selbst schaden.

 

Ja was denn dann?

 

Liebe kann nur vertrauen! Liebe zweifelt nicht am Anderen.

Liebe wagt Vertrauen immer wieder neu.

Liebe begegnet und sie wertschätzt Menschen ohne Vorbehalte.

Vertrauen ist die verbindende Lebensgrundlage.

Auch wenn unser Vertrauen immer wieder enttäuscht wird,

   ist es doch die einzige Möglichkeit, andere und anderes kennenzulernen

   und uns mit dem Guten in ihnen zu ergänzen und zu weiten!

 

Vertrauen öffnet Türen. Unsere eigne und die der anderen.

Nur bei geöffneter Tür können wir aus uns herausgehen,

   unseren wahren, echten Kern zeigen und auch andere zu uns einlassen.

Nur durch eine geöffnete Tür können wir andere besuchen, sie kennen lernen

   und mit ihnen vertraut werden.

 

Vertrauen ist eine Form von Liebe.

Es baut Brücken und die Liebe überwindet Hindernisse.

Vertrauen ist Zuwendung und Austausch.

Wer liebt, hat keine Vorbehalte, kennt kein trennendes Misstrauen.

Wer liebt, vertraut, lässt zu, nimmt an und gibt.

Nur im Vertrauen wächst und gedeiht Beziehung und Gemeinschaft.

Jemandem zu vertrauen, das ist Stärke, Mut und Souveränität.

 

Vertrauen ist definiert als Zuversicht, dass man sich auf jemanden oder auf etwas verlassen kann.

Vertrauenswürdig ist, wer sich das Vertrauen verdient hat, wer würdig ist, dass wir ihm vertrauen.

Vertrauenswürdig ist, wen wir für aufrichtig, glaubwürdig, rechtschaffen oder zuverlässig halten

Vertrauenswürdig ist jeder, auf den wir zählen und bauen können.

Das Wort „trauen“ gehört zu der Wortgruppe um „treu“ = „stark“, „fest“.

Wem wir etwas zutrauen, den halten wir für stark, an dem halten wir gerne fest,

   von dem glauben wir, dass sein Tun gut ist und es ihm gelingen wird.

Wer vertraut, ist stark und wagt. Wer nicht vertraut, ist unsicher und schwach.

Jemandem Vertrauen schenken, ist immer auch Zutrauen, Zuneigung und Anerkennung.

Es wird meist mit Dank und Gegenvertrauen beantwortet und Verbindung entsteht.

 

Dennoch ist Vertrauen immer ein Wagnis, denn es könnte auch missbraucht werden.

Wer vertraut, macht sich verletzlich. Er gibt einen Vertrauensvorschuss.

Er riskiert Beschädigung, hofft aber auf Mitmenschlichkeit, Anstand und Unterstützung.

Er baut darauf, dass der andere seine Schwäche nicht zum eigenen Vorteil ausnutzt.

Er traut ihm zu und ermöglicht ihm, liebevoll und rücksichtsvoll zu sein.

Somit ist Vertrauen aufbauend, fördernd, stärkend und anerkennend und verbindend.

Und das, ist beruhigend und heilend.

 

Das Gegenteil von Vertrauen ist Misstrauen.

Ein bisschen Vertrauen gibt es nicht.

Ein Vorbehalt zeigt grundsätzliches Misstrauen.

 

Aspekte des Vertrauens sind:

Urvertrauen, Selbstvertrauen, Vertrauen zum Nächsten und Gottvertrauen.

Auf die will ich unter weltlichen Aspekten eingehen.

 

Urvertrauen

Urvertrauen wächst in der frühen Kindheit, also in einer Zeit, in der Kinder auf Versorgung,

Hilfe, Verständnis, Zuwendung und Führung angewiesen sind. Werden ihre Bedürfnisse

zuverlässig erfüllt, wird ihnen Liebe, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Fürsorge und Sicherheit

verlässlich gegeben, dann wachsen sie in der Zuversicht auf, dass ihnen Hilfe immer nahe ist,

dass sie nichts zu befürchten haben, dass sie eigene Fähigkeiten vorhanden sind.

 

Ist diese ständige, verlässliche Liebe, Fürsorge, Zuwendung und Sicherheit für sie nicht

vorhanden, dann werden sie geprägt von Angst, Unsicherheit und Misstrauen, die ihr

Denken, Fühlen, Reden, Handeln und Verhalten lebenslang bestimmen, wenn sie nichts

dagegen tut.

 

Selbstvertrauen

Ein gesundes Selbstvertrauen, also das Vertrauen in die eigenen Kräfte und Fähigkeiten

erwächst aus erfolgreichem Tun verbunden mit Ermutigung, Bestärkung und häufigem

Loben. Auch hier wird die Grundlage in der Kindheit gelegt.

 

Mangel an Selbstvertrauen entsteht durch häufigen Misserfolg oder durch ständiges Kritisieren.

Auch durch schlechtes Vorbild oder durch Überängstlichkeit von Eltern, die

ihr Kind abwerten und einengen oder ihm nichts zutrauen. Es entsteht durch schlechte

Erfahrungen oder durch fehlende Zuwendung und positive Bestätigung. Auch durch

Gleichgültigkeit oder Zeitmangel oder Überforderung oder Lieblosigkeit von Bezugspersonen.

 

Kinder brauchen Anregung und Bewährung. Was sie sich zutrauen oder was ihre Eltern ihnen

zutrauen, dürfen sie ausprobieren. Mit evtl. leichter Hilfe wird es dann immer gelingen

und ihr Mut nimmt zu.

 

Vertrauen zum Nächsten

Ein berühmter Hochseilakrobat fragte die Zuschauer, wer sich von ihm in einem Schubkarren

über eine tiefe Schlucht balancieren lasse. Keiner war dazu bereit. Nur ein kleiner Junge

meldete sich. Einer fragte ihn: „Warum traust du dich?“ Und er antwortete: „Das ist mein

Vater, der kann das!“

 

Wenn der Kopf eingeschaltet ist, wenn Risiken abgewogen werden, wenn Ängste aufkommen

und sich ausbreiten, dann bricht ein schwaches Vertrauen schnell zusammen.

Wenn man selbst kein Urvertrauen hat und auch kein Selbstvertrauen, wie kann man dann

anderen vertrauen? Wer sich nicht selbst vertraut, der kann auch anderen nicht vertrauen.

 

Wer nicht an sich glaubt, hält sich für Unfähig und Minderwertig. Der kennt seine Stärken

nicht, hat ein falsches Bild von sich selbst, fürchtet sich vor Niederlagen und traut sich auch

nicht, andere zu fragen oder zu bitten. Der befürchtet, sich dadurch bloßzustellen oder zu

blamieren. Und, der unterstellt seine eigene Schwäche anderen. Er spiegelt sie quasi in

andere hinein und verachtet sie deswegen.

 

Gottvertrauen

Für weltliche denkende Menschen ist es schwer, zu jemandem Vertrauen zu entwickeln,

den sie nicht kennen, nicht einschätzen und nicht verstehen können; mit dem, körperliche

Nähe und Vertrautheit und Gespräche nicht möglich sind. Sie verlangen zuverlässige und

mehrfach abgesicherte Beweise.

 

Ich habe 10 Punkte ausgewählt, die Menschen an Gottvertrauen hindern:

  1. Für sie ist Gott unsichtbar, unhörbar, nicht anfassbar.

 

  1. Ihnen ist Gott egal. Sie wollen mit ihm nichts zu tun haben.

 

  1. Sie nehmen ihr Schicksal als gegeben hin, hinterfragen die Ursachen nicht und haben

        auch keine Hoffnung auf Befreiung daraus.

 

  1. Sie haben Angst vor Veränderungen. Sie wollen bleiben wie sie sind. Sie wollen auf

        Nicht auf Altes verzichten.

 

  1. In ihrem ständigen Strampeln im Hamsterrad machen sie sich keine Gedanken über

        Gott und die Welt, über Recht oder Unrecht, über Fügung oder Zufall und über den

        Lebenssinn und ihre Lebensaufgabe.

 

  1. Sie haben kein Interesse an neuen Horizonten oder an spirituellen Möglichkeiten.

        Die sind ihnen suspekt.

 

  1. Wenn sie etwas lesen, dann sind das vielleicht Krimis oder Liebesromane oder diverse

        Lebenshilfebücher, nicht aber die Bibel, als Buch der Lebensweisheit.

 

  1. Für sie ist die Bibel nicht aus Gottes Geist. Sie ist ihnen zu langweilig, zu langatmig und

        zu unverständlich. Eine intensive Beschäftigung mit den Texten ist ihnen zu zeitaufwendig.

        Im Spiegel von Gottes Wort würden sie vielleicht ihre Sündhaftigkeit und Mängel sehen,

        aber das gerade wollen sie nicht. Es reicht ihnen, dass andere an ihnen herumnörgeln.

 

  1. Einige von ihnen werden von allzu ‚frommen‘ (und trotzdem sündigen) Menschen in den

        Kirchengemeinden abgeschreckt. Sie wissen nicht, dass die Errettung aus Abhängigkeiten

        und der Übergang in ein neues Leben und die Nachfolge Christi ein andauernder Prozess ist

        und nicht ein momentanes und allumfassendes Superwunder.

 

  1. Und weil sie Gott nicht kennen und kein Gottvertrauen haben, keinen Glauben in seine

        Weisheit, Güte und Kraft, geschieht ihnen nur selten Wundervolles.

        Weil sie Jesus nicht kennen, wissen sie auch nichts vom Wirken des Geistes Gottes, des

        Heiligen Geistes, nichts von göttlicher Führung und Orientierung, nichts vom Geheimnis der

        Liebe zu anderen, nichts von Vergebung, nichts von dem Frieden, der inneren Heilung und

        dem Segen, die Gott ihnen geben kann. Deswegen sind wir von Jesus beauftragt, sie zu

        lieben, ihnen zu vertrauen und zu erzählen, weshalb wir Gott vertrauen, was wir mit ihm

        erlebt haben und zu zeigen, was er an uns zum Guten verändert hat.

 

Dazu fällt mir Apg 3,16 ein:

Und jetzt ist der Mann, den ihr hier seht und den ihr alle kennt, durch sein Vertrauen auf den

Namen Jesu und durch die Macht dieses Namens von seiner Lähmung geheilt worden.

Der Glaube, den Jesus in ihm geweckt hat, hat ihn vollständig gesund gemacht; das könnt ihr

alle bezeugen.

 

Amen.

 

 

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