Innere Sackgassen
Hallo Du,
bemerkst du, wenn du dich verrannt hast,
bemerkst du, wenn du nicht mehr vorwärts kommst,
bemerkst du, wenn du in eine ausweglose Situation geraten bist?
Meine Fragen sind rhetorisch, denn jeder merkt früher oder später,
dass er vom rechten Weg abgekommen ist und nicht mehr weiterkommt.
Die eigentlichen Fragen sind daher:
Was tue ich, wenn ich es bemerke?
Bin ich stolz, stur und unbelehrbar?
Beharre ich selbstgerecht auf meinem Fehler?
Will ich mit meinem Kopf durch die Wand?
Wie gehe ich mit mir selbst um?
Lasse ich zu, dass falsche Einstellungen oder zweifelhafte Ziele mich bestimmen,
gefangen halten, terrorisieren und mir den Rückweg versperren?
Erkenne ich an, dass auch ich mich irren kann?
Suche ich ernsthaft eine Lösung,
auch wenn sie bedeutet, dass ich -für andere erkennbar- zugeben muss,
dass ich mich verrannt hatte und auf dem Holzweg war,
dass ich die Verantwortung für mein Missgeschick trage,
dass ich etwas ändern muss, um da wieder heraus zu kommen?
Wer in einer Sackgasse verharrt, versauert darin.
In den Sackgassen des Lebens ist es eng, dunkel, kalt und einsam.
In den Sackgassen des Lebens kann man verhungern und verdursten.
In den Sackgassen des Lebens wird man sprachlos und beziehungslos.
In den Sackgassen des Lebens bleibt man glücklos und erfolglos.
Und wisst ihr, was das Schlimmste an einer Sackgasse ist?
Das Schlimmste ist, dass sie an einem Ende offen ist,
dass ich jederzeit heraus könnte, wenn mein Stolz es zuließe,
dass mein eigener Dickkopf mich gefangen hält.
Etwas Falsches einzusehen, ist normal und klug.
Auf einem verkehrten Weg umzukehren, ist normal und klug.
Falsches zu bereuen, wiedergutzumachen und zu lassen, ist normal und klug.
So wird man reif und erwachsen.
So entstehen führende Erfahrungen.
Dieser (manchmal schmerzhafte) Prozess ist Wachstum,
Persönlichkeitsentwicklung und Charakterbildung.
Alle müssen ihn gehen, um menschlich zu bleiben oder wieder zu werden.
Und zum Menschsein gehört zum einen,
Fehler zu machen, daraus zu lernen und sie zu korrigieren
und zum anderen,
Lernpartner zu sein, Fehler von anderen auszuhalten und sie zu vergeben.
Zum Mensch sein gehört auch,
andere liebevoll und einfühlsam ihre Fehler erkennen zu lassen,
damit sie ihnen bewusst werden und sie sie meiden können.
In unserer Menschlichkeit sind wir alle unvollkommen
und auf das Wohlwollen anderer angewiesen.
Wir alle müssen erkennen, dass Sehnsüchte und Wünsche,
dass Verstand oder Gefühl uns leicht verführen und manipulieren,
wenn wir es zulassen.
Es gilt, Sackgassen frühzeitig zu erkennen,
die Ursachen für das Verrennen herauszufinden und abzustellen
um so auf den richtigen Weg zurückzukehren.
Umkehren bedeutet immer, sich neu zu orientieren,
sich lohnende und erfüllende Ziele zu suchen,
Wege zu finden, auf denen man sich wohl fühlt
und auf denen man die neuen Ziele auch erreichen kann.
Umkehren bedeutet meistens auch,
Ziele nicht mehr alleine erreichen zu wollen,
Wege nicht mehr alleine zu gehen
und, sich vom Guten führen zu lassen.
Sich führen zu lassen bedeutet,
einzusehen, dass man unvollkommen ist und punktuell Führung braucht,
jemandem zu vertrauen, ihm zuzutrauen, dass er etwas besser weiß oder kann,
sich einzufügen und jemanden über sich anzuerkennen.
Da Menschen untereinander oft eifersüchtig, neidisch und misstrauisch sind,
fällt es ihnen schwer, sich gegenseitig zu vertrauen
und sich von anderen führen zu lassen.
Doch nicht alle Menschen sind gleich!
Suche den Menschen deines Vertrauens,
mit dem du über deine Probleme sprechen kannst.
Suche die Neutralität und Sachlichkeit eines anderen,
um die Hitze deiner Emotionen abkühlen zu lassen.
Suche die Sichtweise eines Mitmenschen,
die deine eigene ergänzen und erweitern kann.
Zum Abschluss möchte ich dich bitten zu prüfen,
ob du vielleicht in einer Sackgasse steckst.
Viele Menschen stecken in der Sackgasse der Gewöhnung.
Sie haben sich mit ihrem und in ihrem Elend abgefunden.
Sie trauen sich selbst nicht viel zu und haben sich mit den widrigen Umständen arrangiert.
Sie haben berechtigte Wünsche und Hoffnungen begraben, weil sie sich selbst nichts wert sind.
Sie haben keinen inneren Antrieb mehr um umzukehren, weil sie aufgegeben haben.
Sie verkümmern langsam und werden immer weniger. Ihr Leben wird zur Qual.
Sie sie sterben zuerst seelisch und dann auch körperlich.
Ihr Leben hatte keinen Sinn und sie fanden darin keine Erfüllung.
Wozu haben sie gelebt? Was haben sie bewirkt? Wen haben sie geliebt?
Manche Menschen stecken in der Sackgasse der Gleichgültigkeit.
Sie sind achtlos, abgestumpft, abgebrüht oder dickfellig.
Sie sind teilnahmslos, innerlich unbeteiligt und ungerührt und damit unmenschlich.
Alles ist ihnen egal und bedeutungslos.
Sie erachten vieles als nebensächlich, nichtig, unbedeutend oder unerheblich
Sie selbst sind unwesentlich und unwichtig.
Sie wurden irgendwann einmal verletzt und geschwächt und sind es geblieben.
Sie haben sich häufiger die Finger verbrannt und scheuen jetzt das Risiko.
Sie führen ein selbst auferlegtes Schattendasein und mogeln sich durchs Leben.
Sie sind unglücklich und enttäuscht, vielleicht sogar verbittert.
Sie unterdrücken ihren Lebenswillen und beschneiden ihre Lebenskraft.
Sie halten sich aus allem heraus und wollen keine Verantwortung übernehmen.
Obwohl sie sich weitgehend zurückgezogen haben, kreist doch alles um sie selbst.
Sie fühlen sich oft als Opfer und schwimmen im selbstzerfleischenden Selbstmitleid.
Ihre Gleichgültigkeit ist das Produkt aus empfundener Minderwertigkeit,
aus enttäuschtem Egoismus und aus selbstgerechter Lieblosigkeit.
Manche Menschen stecken in der Sackgasse der Minderwertigkeit.
Oft genug wurden sie mir anderen verglichen, die angeblich besser sind.
Oft genug wurde ihnen gesagt, dass sie etwas falsch machen oder nicht können.
Oft genug, wurden sie wegen ihrer Ungeübtheit oder Ungeschicklichkeit
ausgeschlossen, ausgeschimpft oder gar bestraft.
Oft genug hat die Ungeduld, Unbesonnenheit oder Überheblichkeit anderer
sie missachtet, verschreckt, eingeschüchtert und entmutigt.
Sie haben die Beleidigungen und Entwürdigungen ihres Könnens,
auf ihre Person bezogen und halten sich im Vergleich zu anderen für Minderwertig.
Sie halten nichts von sich und glauben nichts zu können.
Sie halten sich für schlecht und schwach und sind es deswegen auch.
Sie fühlen sich miserabel und oft von geringer Qualität,
doch sie ahnen, dass das pauschal nicht stimmen kann.
Manchmal werden sie aggressiv und wollen sich und anderen beweisen,
dass sie doch etwas können und das geht dann meist schief,
weil sie dabei nicht locker und selbstbewusst sind.
Leider kennen sie ihre Stärken nicht und weil sie glauben, sie hätten keine,
versuchen sie auch nicht, sie zu finden und auszubauen.
Sie trauen sich nichts zu und, sie vertrauen sich nicht.
Manche Menschen stecken in der Sackgasse der Überheblichkeit.
Sie überheben sich über andere und überheben sich dabei.
Sie machen ihre Einbildung zum Maßstab und glauben dabei, sie seien gebildet.
Sie glauben, besser zu sein als andere, z.B. intelligenter, klüger. gescheiter, fähiger,
geschickter, genauer, umsichtiger oder schöner, größer, schneller, reicher, erfahrener usw.
und dabei verkennen sie, dass es andere gibt, die sie überragen,
die davon aber kein großes Aufheben machen, für die es genügt,
etwas und jemand zu sein, ohne es aufdringlich hervorzuheben.
Wer glaubt, besser zu sein, sieht auf andere herab, ist herablassend.
Wer auf andere herabsieht, verachtet sie, er achtet sie nicht.
Wer andere missachtet, erkennt sie nicht an und entwürdigt sie damit;
ja, er entwürdigt sich damit selbst.
Wer das Gute im anderen nicht erkennen will, der ist ein selbstgerechter Egoist.
Und Egoisten sehen nur sich selbst. Sie sind nicht bereit,
andere zu loben, zu ehren und angemessen zu honorieren.
In Wirklichkeit sind diese Menschen nur aufgeblasen und anmaßend.
Sie überschätzen sich selbst. Sie sehen nur, was sie sehen wollen.
Sie sind arrogant, blasiert, dünkelhaft und hochnäsig.
Sie sind eitel und hochmütig, selbstgefällig und stolz.
Sie sind unsozial und nicht gemeinschaftsfähig.
Das isoliert sie. Deswegen geht man ihnen aus dem Weg.
Und um so mehr müssen sie zeigen, dass sie anerkennungswürdig sind.
Manche Menschen stecken in der Sackgasse der Unfreundlichkeit.
Sie haben keine Freunde und keine Lebensfreude.
Sie sind verkniffen, haben keinen Humor und können höchstens hämisch lachen.
Sie empfinden Fremde als Feinde und Gefahr.
Sie sind sich ihrer selbst nicht sicher und können nicht locker sein.
Sie sind wenig liebenswürdig und ohne fast ohne Entgegenkommen.
Oft sind sie barsch, brüsk, herb und lieblos,
oder auch rüde, rüpelhaft, ruppig, schroff und unhöflich.
Vielleicht sind sie überfordert und entnervt.
Sie könnten aber auch perfektionistisch sein
und unter ihrer eigenen Unvollkommenheit leiden
oder auch überheblich und andere als minderwertig betrachten.
Sie könnten Beurteiler und Verurteiler sein,
die gerne und schnell andere bewerten und abwerten;
sie könnten aber auch besonders ängstlich sein
und andere als Bedrohung und Gefahr empfinden.
Unfreundliche Menschen sind auch zu sich selbst unfreundlich.
Sie können (und wollen) nicht anders. Manche finden das originell.
Sie haben sich in ihrer Unfreundlichkeit eingeigelt und ekeln andere damit weg.
Sie wollen ihre Ruhe haben und schon gar nicht kritisiert werden.
Manchmal sind auch Verbitterung, Enttäuschung,
aber auch Neid, Geiz oder Eifersucht Ursache ihrer Ablehnung.
Manche Menschen stecken in der Sackgasse ihres Freiheitswunsches.
Sie fühlen sich eingeengt, eingeschränkt, gebunden, gehindert, verpflichtet und abhängig.
Sie wollen die Freiheit haben, zu tun und zu lassen was sie wollen und wann sie es wollen.
Sie wünschen sich einen freien Raum, in dem sie das Recht haben zu tun, was ihnen gefällt.
Sie wollen selbständig unabhängig und ungebunden sein
und sie glauben, dann auch frei von Verpflichtungen und Zwängen zu sein,
frei von Sorgen und Nöten, frei von Last und Belastung.
Sie glauben durch Freiheit zufrieden zu werden und inneren Frieden zu haben.
Sie glauben, Freiheit wäre ein Freifahrtschein durchs Leben.
Das aber ist eine Selbstlüge! Niemand kann völlig frei sein.
Wir sind Gruppenwesen. Unsere Freiheit ist immer relativ.
Unsere persönliche Freiheit endet da, wo die Freiheit des anderen anfängt.
Wir haben zwar immer die Freiheit, uns frei zu entscheiden,
aber jede Entscheidung erzeugt Bindung.
Man bindet sich an das, wofür man sich entscheidet.
Wir haben die äußere Freiheit, selbständig und unabhängig zu sein,
aber wir fühlen uns dabei nicht wohl.
Wir wollen gebraucht werden und nützlich sein.
Wir haben die innere Freiheit, zu denken was wir wollen,
aber schon unsere Gedanken binden uns.
Sie bestimmen uns und richtet uns aus.
Sie wirken sich auf unsere Gefühle und Empfindungen aus.
Allein schon unsere menschlichen Grundbedürfnisse machen uns unfrei.
Wir brauchen Nahrung, Schutz, Liebe und Gemeinschaft.
Von ihnen sind wir abhängig. Ohne sie könnten wir nicht leben.
Wir brauchen Arbeit, um unsere Fähigkeiten zu entfalten und
um unseren Lebensunterhalt zu verdienen.
Wir brauchen Aufmerksamkeit, Geduld, Verständnis und Zuwendung von anderen,
um das Gute in uns zu finden, zu stärken und zu geben.
Wir brauchen den Schutz und die Geborgenheit in der Gemeinschaft.
In Wirklichkeit träumen die von Freiheit,
deren Individualität und Unabhängigkeitsdrang übergroß sind,
die aus selbstauferlegten Zwängen ausbrechen wollen,
die aus eigener Entscheidung in Abhängigkeit, Not und Angst geraten sind,
die den Mut und die Kraft nicht haben, ihr Leben zu verändern.
Wer Freiheit sucht, will im Grunde frei sein vom eigenen Wollen.
Wer Freiheit sucht, sucht nach Sinn und Selbstverwirklichung.
Wer Freiheit sucht, sucht sich selbst.
Sich selbst findet man aber nur in Verbindung mit einem Gegenüber
und im frei werden vom ‚Frei sein wollen‘.
Frei wird man nur durch eine freiwillige Bindung an Gott,
der uns aus der Bindung des Egos befreit.
Frei ist man, wenn man Gott vertraut und auf seine Gnade baut.
Manche Menschen stecken in der Sackgasse des Unglaubens.
Sie glauben nur, was sie sehen und anfassen können – und selbst das nicht.
Sie sind überängstlich und misstrauen allem und jedem.
Was in ihrer Vorstellung nicht sein kann, das kann nicht sein
und was ihrer Meinung nach falsch sein muss, das ist falsch.
Sie sind eingeschränkte (beschränkte) Verstandesmenschen
und was ihr Verstand nicht fassen oder erklären kann,
das wollen sie nicht wahrhaben.
Sie haben einen übergroßen Mangel an Vertrauen und an Gewissheit.
Oft sind sie Theoretiker, die die Praxis scheuen,
denn sie können im (angeleiteten) Tun ihren Irrtum erkennen.
Sie benutzen ihre negativen Vorahnungen als Ausrede dafür, etwas zu unterlassen,
und sie verkennen dabei, dass sich erfüllt, was man befürchtet (oder auch erhofft),
weil man sich darauf einstellt und ausrichtet.
Ungläubige trauen niemandem, noch nicht einmal sich selbst.
Wenn Unglaube, also Misstrauen, das Leben und das Verhalten prägen,
gewinnen Angst, Sorge, Furcht und Bedenken die Oberhand
und der Reichtum und die Vielfalt des Lebens können nicht angenommen werden.
Es gibt noch viele andere Sackgassen.
In Sackgassen gerät man durch Fehlleitungen des Ego,
und das Ego, der überstarke Selbstbezug, das ‚Nur um sich kreisen‘
und das ‚Sich im Mittelpunkt von allem sehen‘ wird allein vom Kopf bestimmt.
Im Kopf nisten sich gerne Gedanken, Einstellungen und Gewohnheiten ein,
die das Wahre und Rationale umgehen
und die über Seele und Körper, über unser Wohl- oder Unwohlsein bestimmen.
Wir sehen nur, was wir sehen wollen
und wir erkennen nur, wenn wir uns selbst genau und kritisch betrachten.
Tatsächlich erkennen wir erst, wenn wir uns mit den Augen Gottes sehen.
Spüre deine Sackgassen auf. Enttarne sie. Lasse dir dabei helfen.
Befreie dich von ihrer Einengung und Versklavung.
Kehre um und suche den Weg im Licht,
suche den Weg, auf dem es keine Geheimnisse und Zwänge zu geben braucht,
weil Echtheit und Wahrheit sich immer sehen lassen können.
Suche den Weg des Guten, der dich zum Guten führt.
Suche Gott, der dich liebt, wie du bist
und der dir beim Umkehren und beim Dazulernen hilft,
damit du stark wirst und andere liebevoll führen kannst.
Suche Gott, deinen Schöpfer, der das Gute in dich gelegt hat
und der dir dabei hilft es zu finden und zu leben.
