In großer Not
Hallo du,
ich kenne dich nicht und du kennst mich auch nicht,
aber da ist jemand, der weiß, dass du gegenwärtig in sehr großer Not bist
und der weiß. dass du Hilfe, Unterstützung und Führung brauchst.
Und der sagt mir, dass ich dir schreiben soll. Das tue ich gerne.
Du bist unzufrieden, aufgeregt, verärgert, wütend und außer dir.
Du bist enttäuscht,
du fühlst dich nicht verstanden, nicht richtig beachtet und nicht gewürdigt,
du fühlst dich zurückgewiesen, überflüssig und nicht geliebt.
Hass- und Rachegedanken durchwallen dich.
Sie werden immer stärker und wollen sich verwirklichen.
Am liebsten würdest du etwas sehr schlimmes tun und du hoffst,
dadurch Erleichterung zu bekommen,
aber das ist ein Trugschluss. Alles wird nur noch schlimmer.
Du suchst Befreiung und doch zieht es dich immer tiefer.
Du hast dir jemandem zum Feind erkoren und fürchtest dich so sehr vor ihm,
dass du ihn loswerden willst – schnellstmöglich, unwiderruflich und endgültig.
Deine Wut, dein Zorn und dein momentaner Hass geben dir eine gefährliche Stärke.
Du genießt diese rücksichtslose und verheerende Kraft.
Endlich regt sich etwas in dir. Endlich spürst du dich wieder.
Du möchtest diese Kraft nutzen, um dein Problem loszuwerden,
aber irgendetwas hält dich noch zurück.
Irgendetwas sagt dir, dass das Problem möglicherweise woanders liegt.
Irgendwie ahnst du, dass das Problem immer da sein wird, wo du gerade bist.
Du glaubst, diesen Menschen geliebt zu haben – und du liebst ihn noch.
Du glaubst, von ihm nicht (mehr) geliebt zu werden und doch möchte er dich nicht verlassen.
Du glaubst, seine Nähe nicht mehr aushalten zu können und doch zieht es dich zu ihm.
Er liebt dich, aber er versteht dich nicht.
Er ist anders als du und darf es sein.
Er muss anders sein als du, denn sonst würdest du ihn nicht lieben!
Du braucht nicht das, was du willst, sondern du brauchst, was dir gegeben wird.
Ich weiß, dass das widersinnig klingt, aber es ist so, du weiß es nur noch nicht.
Jeder kann nur geben, was er hat, auch du.
Wenn du etwas willst, legst du den anderen fest und überforderst ihn.
Das was er jedoch hat, gibt er gerne und freiwillig.
Es ist ihm etwas wert, weil du ihm etwas wert bist.
Es ist ihm etwas wert, weil es aus ihm kommt und deshalb für ihn wert hat.
Er verschenkt und vergibt sich damit selbst.
Im Grunde geht es gar nicht darum, was er gibt, sondern nur darum,
dass er gibt, dass er sich dir zuwendet, dich sieht und dir gibt.
Lasse mich aber auch sagen, dass du dich elend fühlst,
dass du dich deiner Gedanken und Gefühle schämst
und dass du dich ihnen gegenüber manchmal hoffnungslos ausgeliefert siehst.
Bedenke:
Je häufiger du solche Gedanken zulässt und denkst,
desto stärker werden sie und desto mehr beherrschen sie dich.
Je mehr Öl du ist Feuer schüttest, desto verzehrender wird die Flamme.
Schüre deinen Hass nicht.
Steigere dich nicht in eine Wut, die dich verderben könnte.
Gebe deinem Zorn keinen Raum, damit er nicht ausbricht.
Du stehst über deinen Gedanken und Gefühlen.
Deine Empfindungen werden von deinen Wünschen und deinem Wollen gesteuert.
Drei Dinge möchte ich dir raten:
1. Sehe im anderen nicht nur das für dich Ärgerliche und Schlechte,
sondern suche und finde das Gute an und in ihm und schreibe es auf.
Es wird mehr sein, als dir bewusst ist.
2. Es könnte auch sein, dass das eigentliche Problem in dir liegt.
Darum prüfe doch einmal deine Vorstellungen, Einstellungen, Erwartungen und Haltungen
und auch deine Wünsche, Ziele, Hoffnungen und Ängste.
Und wenn du feststellst, dass dir das zu groß und zu bedrohlich wird,
dann lasse dir von anderen helfen. Das ist ihre Berufung. Sie helfen gerne. Sie können das.
Ich kenne dich nicht, aber du bist mir nahe. Ich mag dich, Gott weiß warum.
Ich schaue in dich hinein und sehe deine impulsive Ohnmacht.
Du möchtest wieder lieben und geliebt werden.
Du möchtest vergessen und vergeben, aber du kannst es nicht alleine.
Hier mein dritter Rat (und das ist der Beste, den ich dir geben kann):
3. Falte deine Hände und bete. Sage Gott, was dich bedrückt und bedrängt.
Schildere ihm deine Not und bitte ihn, dir zu helfen,
dich aus Verstrickung, Not und Leiden zu befreien und dich künftig zu führen,
damit du deinen Aggressionen nicht länger ausgeliefert bist.
Gerne bete ich für dich und mit dir.
Gerne begleite ich dich ein Stück auf deinem neuen Weg.
