Geiz – sich selbst nicht genug     (2.Kor 9, 6-12)

 

Hallo Du,

Geiz ist nicht geil!

Geiz giert nach vielem, z.B. nach Geltung, Anerkennung, Zuwendung, Liebe,

   Zeit, Geld, Macht, Autorität, Ruhm oder Ehre.

Geiz ist ärmlich, heimlich, ausschließend und selbstsüchtig.

Geiz möchte immer mehr haben, nichts hergeben, nichts loslassen.

Geiz ist egoistisch und hat nie genug.

   Er strebt nach einer Steigerung der Selbstwertgefühls und pflegt die eigene Eitelkeit.

Geiz hält fest, hält zurück, hält ab. Er verschließt.

Geiz klammert sich selbst an Kleinigkeiten und seine Gier frist den Menschen allmählich auf.

Geiz ist nicht offen und kennt deshalb auch kein Vertrauen.

Er ist blind, sieht nicht die anderen, sondern nur sich selbst.

 

Das heißt: dem Geizigen fehlt es an Selbstwert.

Er hält sich für nicht gut genug, für unvollkommen, für minderwertig.

Er kennt sich und seine Begabungen nicht.

Er orientiert sich an anderen, denen es seiner Meinung nach gut geht.

Er möchte das sein, was sie sind. Er neidet es ihnen und strebt selbst danach.

Er möchte etwas sein, was er nicht ist und was er nie sein kann, ein anderer.

 

Er möchte bekommen und haben, was er nicht hat, deshalb giert, geizt er.

Geiz geht von der falschen These aus, die besagt: Wer hat, der ist jemand!

Das aber beruht auf blinder Einbildung und ignorantem Hochmut.

Tatsächlich aber gilt in der Realität:

Wer gibt, ist jemand und der bekommt auch zurück!

   Dabei kommt es nicht auf die Menge an,

   sondern auf die innere Haltung, auf das ‚Gerne geben’.

 

Der Geizige ist ängstlich und ungeduldig.

Er geizt auch mit kontinuierlichem Krafteinsatz und mit Engagement.
Er geizt mit der Mühe, etwas langfristig in sich selbst zu investieren,

   weil er glaubt, es nütze ohnehin nichts.

Seine brennende Gier nach Bekommen, Behalten und ‚Jemand sein’

   hält ihn vom Erkennen und vom stetigen Wachsen und Werden ab.

 

Geiz ist eine heimtückische Kopfkrankheit, eine geistige Verklemmung, ein Grundübel.

Nicht umsonst wird er den sieben Kernsünden der Menschheit zugeordnet.

(Stolz, Neid, Völlerei, Geiz, Faulheit, Zorn, Wollust)

Geiz bewirkt Unzufriedenheit, Verbitterung und Isolation.

 

Wohl dem, der diese Geisel überwindet.

Wohl dem, der ein fröhlicher Geber ist.

Wohl dem, der im Vertrauen auf Gott mit sich selbst genug hat.

 

Wer immer auf seinen eigenen Vorteil aus ist, gönnt den anderen nichts.

Wer den anderen nichts gönnt, gönnt auch sich selbst nichts.

Wer seine Zeit ins Zusammenhalten und Zusammenkratzen investiert,

   hat keine Zeit zum Leben.

 

Misstrauen, Ängstlichkeit und Habgier,

Geltungsdrang, Minderwertigkeit und Einsamkeit,

Unfreundlichkeit, Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit

sind Ursache oder Folge von Geiz.

 

Nur wer sich geliebt und angenommen weiß hat genug,

   um sich selbst aufmerksam zu betrachten.

Nur wer sich vorbehaltlos betrachtet und betrachten lässt,

   erkennt auch seine wirklichen Stärken.

Nur wer seine wirklichen Stärken kennt, ist stark genug,

   auch seine Schwächen zu akzeptieren.

Nur wer seine Schwächen nicht als Makel, sondern als Lernchance versteht,

   ist bereit, loszulassen und zu geben.

Nur wer erkannt hat, dass festhalten dumm und kurzsichtig ist, beginnt zu geben.

Nur wer gibt stellt fest, dass der Geber mehr erhält, als der, dem gegeben wird.

 

Wer gibt, lernt sich besser kennen und überwindet sich selbst.

Wer gibt, wird innerlich stark. Er erkennt, dass er mehr hat, als er glaubte zu haben.

Wer gibt, stellt irgendwann fest, dass Geben glücklich und zufrieden macht,

   ganz besonders dann, wenn man sich selbst gibt und wenn man gerne gibt.

 

„Wer wenig sät, der wird auch wenig ernten; wer aber viel sät, der wird auch viel ernten.“

 

Erkenntnis, inneres Wachstum, Zufriedenheit, Wohlbefinden,

   Fröhlichkeit, Freundlichkeit, Dankbarkeit und Großzügigkeit,

   liebevolles Verhalten gegenüber sich selbst und gegenüber anderen

   sind das, was wir ernten,

   sind das, was das Leben lebenswert macht,

   sind das, was unserem Leben einen Sinn gibt.

Wir sind Gemeinschaftswesen; wir brauchen die Gemeinschaft;

   Wir leben von dem, was die Gemeinschaft zusammenhält:

   Bindung, Beziehung, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Vertrauen, Liebe.

 

Gott gibt uns nichts, was uns schaden könnte, das besorgen wir uns selbst.

Gott gibt aber gern, was alle brauchen und von dem es genug für alle gibt.

 

Wer einmal angefangen hat, Liebe zu geben, der stellt erstaunt fest,

   dass er um so mehr davon hat, je mehr er gibt.

 

Genauso ist es mit den verschiedenen Formen der Liebe,

   mit Freude, Frieden und Geduld,

   mit Freundlichkeit, Güte und Treue,

   mit Besonnenheit und auch mit Selbstbeherrschung. (Gal 5,22)

Schwer ist immer nur der Anfang,

das Ausbrechen aus eingeübten Gedankenmustern,

   das Loslassen von Materiellem,

   das Überwinden der Angst, nicht genug zu haben,

   das Überwinden des Gefühls, zu kurz zu kommen,

   darauf geduldig zu vertrauen, dass etwas Besseres zurückkommt,

   an die zugesagte Gerechtigkeit und Gnade Gottes zu glauben.

 

Wir glauben immer, wenn wir nicht selbst etwas tun,

   dann kommt auch nichts für uns dabei heraus.

Selbst ist der Mann oder die Frau.

Wir denken dabei daran, dass wir etwas Bestimmtes haben wollen,

   woran wir gerade unser Herz gehängt haben, worauf wir uns fixiert haben.

Wir kämpfen darum und wollen es uns nehmen,

   aber je mehr wir darum kämpfen, desto schwieriger wird es, es zu bekommen.

Was kostbar erscheint, will keiner hergeben.

 

Wenn man aber etwas freiwillig und selbstlos gibt, erfreut man den anderen

   und der ist gerne bereit, etwas von seinem ‚Reichtum’,

   von seiner Vielfalt und Begabung zurückzugeben,

   um seine Dankbarkeit zu zeigen und um dem Geber eine Freude zu machen.

 

„Wer wenig sät, der wird auch wenig ernten; wer aber viel sät, der wird auch viel ernten.

Gott liebt den, der fröhlich und bereitwillig gibt. Er wird euch dafür alles schenken,

was ihr braucht, ja mehr als das. So werdet ihr nicht nur selbst genug haben,

sondern auch noch den anderen Gutes tun können.

Gott aber, der dem Sämann Saat und Brot schenkt, wird auch euch Saatgut geben.

Er wird es wachsen lassen und dafür sorgen, dass eure Opferbereitschaft Früchte trägt.

Ihr werdet alles so reichlich haben, dass ihr unbesorgt weitergeben könnt.“ 2.Kor 9, 6 – 12)

 

Gott gibt uns nie zu wenig. Er gibt angemessen.

Er gibt uns zur Nahrung, d.h. so viel, dass wir satt werden

   und darüber hinaus noch mehr, damit wir es aussäen und weitergeben können.

Es soll sich außerhalb von uns vermehren und in gewandelter Form zu uns zurückkommen.

Gott gibt reichlich, sodass alle davon haben.

 

Er hat angefangen zu geben und er möchte, dass wir das von ihm Gegebene weitergeben.

Er hat uns das Leben gegeben, unseren Körper und Geist, Begabungen und Fähigkeiten

   sowie Hände und Füße und Mitmenschen, um sie ein- und umzusetzen.

Er hat uns Aufrichtigkeit und Wahrheit, Verlässlichkeit und Gerechtigkeit,

   Klugheit und Tapferkeit, Friedfertigkeit und Barmherzigkeit, Stärke und Mäßigung,

   Güte, Demut, Glaube, Hoffnung und Liebe gegeben,

   um seine Alternativen zu erkennen und auch um sie anzunehmen,

   um die Möglichkeiten zu verwirklichen, die in uns angelegt sind.

 

Also, schäme dich nicht zu geben.

Beginne damit, irgendetwas zu geben. Übe es.

Erzähle es niemanden, damit es dich stark machen kann.

Steigere dich, indem du immer mehr von dir gibst,

   von dem, was du bereits hast und bist – und sei es noch so wenig.

Vervollständige dich, indem du das gibst, wovon du glaubst, nichts zu haben.

   Es wird sich auf wundersame Weise vermehren.

Die Krönung erreichst du, wenn du alles geben kannst,

   wenn du dich selbst ganz einbringen und ganz hingeben kannst – ohne Eigennutz;

   wenn du dein Leben Jesus übergeben kannst, um ein neues zu bekommen,

   wenn du dich Gott zur Verfügung stellst,

     um nach seinem Willen zu leben,

     um ihm in Liebe zu dienen – an deine Nächsten wie auch an dir selbst.

 

Die entscheidende Frage ist:

„Was haben andere Menschen davon, dass es mich gibt?“

Je mehr andere Menschen etwas davon haben, dass es dich gibt

und dass du tust, wozu du dich berufen fühlst,

umso klarer wird deutlich, ob in deinem Tun auch deine Berufung liegt.

Das ist ein Prozess, der Zeit braucht.

Man kann diesen Prozess beschleunigen,

   indem man die Dinge einfach tut, die man heute für richtig hält.

Dieses Tun bewirkt die Orientierung.

Im täglichen Einsatz lernt man am meisten

   und dieser Einsatz bringt dich ans Ziel deiner Berufung,

   zu deiner gottgewollten, erfolgreichen Bestimmung.

 

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