Ernst ? (Ps 35,9)
Ernst bin ich im Kopf, nachdenklich, sachlich, überlegt, schwerblütig oder verärgert, doch ein
Wesenszug muss das nicht sein. Vielleicht ist es nur eine Einstellung oder Haltung. Hoffentlich!
Das Leben ist schon gefährlich und bedrohlich genug mit seinen schwerwiegenden Bedeutungen
und vereinnahmenden Gewichtigkeiten.
Der Ernst der Lage ist beklemmend, ja so groß, dass man nur staunen kann über die Komik der
dadurch verhärteten Gesichter. Am liebsten würde ich lachen. Ich sollte es tun, das befreit.
Ich lache.
Mein Großvater väterlicherseits hieß Ernst.
Möglicherweise habe ich seine Ernsthaftigkeit geerbt –
neben der unbeschwerten Heiterkeit vom anderen Opa.
Wo blieben herzliche Fröhlichkeit und spielerische Leichtigkeit, wenn ich immer alles ernst nehmen
würde. Das Leben ist schon ernst genug. Mein Leben liegt doch in Gottes Hand.
Als ich das letztemal ernst war, habe ich in den Spiegel geschaut und bin erschrocken.
Ich sah traurig und verklemmt aus. Lieber will ich das meistens nicht sein.
Halt nur, wenn es unbedingt sein muss –
wegen der anderen, die nicht anders können oder weil ich manchmal zeigen muss,
dass ich erwachsen bin. Muss ich das?
Ernsthaft? Ernst nimmt in Haft!
Meine Seele soll sich freuen des Herrn und fröhlich sein über seine Hilfe. (Ps 35,9)
