Erkannt oder verkannt? (2. Kor 6,9)

 

Ich werde verkannt und bin doch anerkannt. Ich bin ein Sterbender und doch lebe ich. Ich werde

misshandelt und dochkomme ich nicht um. (2.Kor 6,9)

 

„Von den Menschen verkannt zu werden, aber sich nicht zu grämen, ist das nicht die Haltung eines Edlen?“

(Konfuzius)

 

Hallo Du,

wirst du als Mensch, in deinen Absichten, in deinem Wert oder in deiner wirklichen Bedeutung

von anderen verkannt, nicht richtig anerkannt? Vertrauen sie dir? Hören sie auf dich? Achten sie

dich? Ehren sie dich oder fühlst du dich von ihnen unterschätzt und missverstanden?

 

Woran mag das liegen? Vielleicht kennen sie dich nicht lange genug und gut genug. Vielleicht

sendest du widersprüchliche Signale aus. Vielleicht erkennst du dich selbst nicht an? Vielleicht

verkennst du deine eigene Lage, deinen Auftrag, deine Bedeutung oder Gottes Absicht mit dir?

 

Ich werde verkannt und bin doch anerkannt. Ich bin ein Sterbender und doch lebe ich. Ich werde

misshandelt und doch komme ich nicht um. (2. Kor 6,9)

 

Paulus relativiert die Erkenntnis, dass er von anderen verkannt wird. Er weiß, dass er gegen den

Strom schwimmt, dass er sich kompromisslos für seine Aufgabe und für Jesus einsetzt und sich

damit Gegner schafft, dass er als Mensch eher unscheinbar ist und als Redner eher anstrengend,

trocken und fordernd. Das alles ist aber nicht wirklich wichtig. Und es geht ihm auch nicht um die

Anerkennung von anderen.

 

Er ist, wie er ist. Gott hat ihn deswegen ausgewählt. Wichtig ist, dass er von ihm anerkannt ist, dass

er ihn am Leben erhält für seine Aufgabe. Es geht in erster Linie um das Wort und die Botschaft

Gottes? Ihm gebührt die Anerkennung und Ehre.

 

Der Überbringer einer Botschaft, der ermahnt und darauf hinweist, dass Menschen eine falsche

Lebenseinstellung haben, macht sich nicht beliebt. Und doch ist gerade das notwendig. Wie sonst

sollten die Menschen es sonst merken und darüber nachdenken? Ihnen nach dem Mund zu reden,

bringt doch nichts! Paulus würde seine Aufgabe verfehlen und sie hätten keinen Gewinn, keine

Erkenntnis, kein Wachstum, keine Weiterentwicklung, keinen Vergleich, keine Leitlinie, keine

Orientierung, würden nicht zu Gott und Jesus finden, an der Vergebung und Versöhnung und am

Heiligen Geist teilhaben.

 

Wie sollen denn kurzsichtige, schwerhörige und sture Menschen erkennen, mit Augen und Ohren

deutlich wahrnehmen? Ihre Wahrnehmung ist getrübt durch das Übliche und Gewohnte, das sie

für das Richtige halten. Wie können sie unterscheiden, wem sie vertrauen können und wem nicht?

Da ist es doch sicherer, erst mal zu misstrauen und abzulehnen und zu schauen, wie es anderen

geht, wenn sie sich darauf einlassen. Geht es ihnen besser, dann kann man sich ja immer noch

darauf einlassen.

Seht doch, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns

nennen, und wir sind es tatsächlich! Doch davon weiß die Welt nichts; sie kennt uns nicht, weil sie

ihn nicht erkannt hat. (1.Joh 3,1)

 

Und ist es nicht so, dass Erkenntnis, eine durch geistige Verarbeitung von Eindrücken und

Erfahrungen gewonnene Einsicht ist? Das braucht Zeit und Vertrautheit.

Erst viele Eindrücke schaffen Klarheit. Erst gute Erfahrungen schaffen Vertrauen.

Der Verstand und das Gefühl wollen überzeugt werden. Überzeugung ermutigt zum Wagnis und

aus dem Wagnis entstehen Einsicht und Weisheit und Bestätigung.

Paulus geht unbeirrt und furchtlos seinen Weg. Es kommt ihm nicht auf Anerkennung und

Würdigung an. Er weiß, weshalb er sich für die gute Nachricht, die Botschaft Christi, die Liebe

Gottes einsetzt. Er hat sie am eigenen Leib erfahren und darin Errettung, Befreiung, Sinn und

Erfüllung gefunden. Und seine Liebe drängt ihn, diese Wohltaten auch anderen zukommen zu

lassen. Dafür setzt er sich ganz ein. Dafür lebt er. Die Kraft dafür bekommt er von Gott, seinem

und unserem Herrn. Er hat Jesus als Christus für uns alle erkannt.

 

Er ist uns wie Jesus Vordenker und Vorbild. Auch wir haben als Christen die Aufgabe, das Erkannte

weiterzugeben und den Erkannten bekannt zu machen, uns zu ihm zu bekennen und unsere guten

Erlebnisse und Erfahrungen mit ihm anderen weiterzugeben, damit auch sie ein gelingendes Leben

haben.

 

Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. (Lk 24,31)

 

Wir werden erkannt an dem, was wir tun und wie wir es tun, wofür wir uns einsetzen, für wen wir

es tun und weshalb wir es tun, woraus wir Überzeugung und Zuversicht schöpfen.

 

Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns: ‘Wir lieben, weil er uns zuerst

geliebt hat‘. (1. Joh 4,19)

 

Lesen wir die Aussage von Paulus doch einmal im Zusammenhang (2.Kor 6,3-10):

 

Weil mir diese Botschaft anvertraut ist, sehe ich darauf, dass mein Verhalten in jeder Hinsicht

einwandfrei ist; denn ich möchte nicht, dass der Dienst, der mir aufgetragen ist, in Verruf kommt.

Meine »Empfehlung« ist es, dass ich mich in allem als Diener Gottes erweise: Mit großer Geduld

ertrage ich Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten.

Ich werde geschlagen, ich werde eingesperrt, sie hetzen das Volk gegen mich auf. Ich arbeite mich

ab, ich verzichte auf Schlaf und Nahrung.

Ich empfehle mich weiter durch ein einwandfreies Leben, durch Erkenntnis, durch Geduld und

durch Freundlichkeit, durch Wirkungen des Heiligen Geistes und durch aufrichtige Liebe,

durch das Verkünden der Wahrheit und durch die Kraft, die von Gott kommt. Meine Waffe für

Angriff und Verteidigung ist, dass ich tue, was vor Gott und vor Menschen recht ist.

Es macht mir nichts aus, ob ich geehrt oder beleidigt werde, ob man Gutes über mich redet oder

Schlechtes. Ich werde als Betrüger verdächtigt und bin doch ehrlich.

Ich werde verkannt und bin doch anerkannt. Ich bin ein Sterbender und doch lebe ich. Ich werde

misshandelt und doch komme ich nicht um.

Ich erlebe Kummer und bin doch immer fröhlich. Ich bin arm wie ein Bettler und mache doch

viele reich. Ich besitze nichts und habe doch alles.

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