Eingemachtes   (Hebr 4,12-13)

 

Kein Geschöpf ist vor Gott verborgen; alles liegt offen

und ungeschützt vor den Augen dessen da, dem wir

Rechenschaft geben müssen. (Hebr 4,12-13)

 

Hallo Du,

in meinem Keller stehen 30 Gläser mit liebevoll und

aufwendig eingemachtem Obst, Pflaumen, Mirabellen,

Kirschen und Stachelbeeren.

An vielen klebt noch ein Schildchen mit Hinweis auf

Inhalt und Einmachdatum:

Stachelbeeren 1981, Kirschen 1982, Mirabellen 1984, Pflaumen 1986.

Viele Schildchen sind im Laufe der Jahre abgefallen.

Diese Gläser sind namenlos und alterslos.

Dazu kommen 28 Gläser Marmelade der Jahrgänge 1982-1984,

   Erdbeere, Himbeere, Stachelbeere, Kirsch und Pflaume 

   und auch noch 5 Flaschen Obstsaft aus 1986.

 

Und das alles gehört mir nicht. Es hat sich eingeheiratet.

Es ist von einem Abstellgleis aufs andere verschoben worden und nun, nach dieser Ehe,

wird die Hinterlassenschaft zum Mahnmal von liebevollem Teilen

   aber mehr noch von Habgier, verschmähter Liebe und gelebter Lieblosigkeit.

 

Ich wollte das Obst essen, aber schmeckte nach nichts. Das Meiste ist verdorben.

Ich habe versucht, das älteste Eingemachte zu entsorgen, aber das war nur mit Gewalt

und mit Schmerz möglich.

Mit Gewalt, um die Gläser überhaupt zu öffnen

   und mit Schmerz, weil es mich große Überwindung kostete,

   die sichtbaren Beweise von Mutterliebe einfach zu vernichten, wegzuwerfen

   und dem Vergessen preiszugeben.

Nun, das sollen die über sich bringen, die diese Liebe nicht sahen und nicht annahmen.

 

Was ich schreibe ist hart. Ablehnung ist hart. Lieblosigkeit ist hart. Gier macht hart.

Das geht ans Eingemachte. Das berührt im tiefsten Herzen und die Erkenntnis der

   vergebenen Liebeschancen macht traurig.

 

Deshalb braucht Liebe immer wieder ein Mahnmal,

   damit zukünftige Geschenke gewürdigt und angenommen werden,

   damit wir sorgsam und verantwortungsbewusst mit ihnen umgehen,

   damit der Liebesfluss nicht ins Stocken kommt.

Damit wir erkennen,

   dass Liebe im Moment des Schenkens und Annehmens wirkt,

dass sie vorsorgend sein will,

dass sie auch im sinnlichen Genuss, erfahren wird,

dass sie sprichwörtlich ‚durch den Magen geht‘,

dass ihr Annehmen nicht verschoben werden kann.

 

Liebe will gelebt werden und fließen,

   gezeigt werden und Gutes bewirken, angenommen werden und erfreuen!

Dann ist die enge Verbindung zwischen Liebender/em und Geliebter/em aktiv.

Nur so ist sie für beide Teile belebend.

Wenn sie verstaubt, verkommt und vergessen wird, ist sie wirkungslos.

 

Danke Herr Jesus, dass du uns deine Liebe täglich frisch und neu schenkst

und uns lehrst, sie dankbar anzunehmen.

Danke Vater im Himmel, für die Früchte, die deine Liebe in uns bewirken.

Danke Heiliger Geist,

   dass deine Hinweise ans Eingemachte gehen, an die Substanz unseres Liebensempfindens,

   dass sie Erkenntnis offenbaren und Reste von Dankbarkeit in uns ansprechen,

   dass sie Reserven deiner Liebe in uns mobilisieren, die uns genesen lassen.

 

Denn eines müssen wir wissen: Gottes Wort ist lebendig und voller Kraft.

Das schärfste beidseitig geschliffene Schwert ist nicht so scharf wie dieses Wort,

das Seele und Geist und Mark und Bein durchdringt und sich als Richter unserer

geheimsten Wünsche und Gedanken erweist.

Kein Geschöpf ist vor Gott verborgen; alles liegt offen und ungeschützt vor

den Augen dessen da, dem wir Rechenschaft geben müssen. (Hebr 4,12-13)

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