Du musst nicht helfen, aber du darfst (Lk 10,27)
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. (Lk 10,27)
Hallo Du,
viele von uns tun sich schwer,
weil sie sich für alle Probleme verantwortlich fühlen,
auch für die anderer.
Sie glauben deshalb,
gerade sie müssten sich darum kümmern,
sie angehen und sie lösen.
Das ist eine ganz falsche Einstellung.
Niemand muss die Lasten eines anderen Erwachsenen tragen.
Niemand kann die Probleme anderer lösen.
Niemand kann und wird dies je schaffen.
Jeder ist damit überfordert.
Eine solche Einstellung ist das Problem des Helfenden,
nicht aber das Problem dessen, dem geholfen werden soll;
dessen, der angeblich Hilfe braucht.
Auch wenn der andere schwach, hilflos und hilfsbedürftig erscheint,
muss er es längst nicht sein.
Selbstmitleid, Bequemlichkeit und Trägheit
hängen eng mit Schwäche und Hilflosigkeit zusammen.
Wenn es um erwachsene Menschen geht,
dann ist und bleibt jede und jeder
für sein eigenes Schicksal verantwortlich.
Je mehr man versucht,
einem anderen die Verantwortung für irgend etwas abzunehmen,
oder sie ihm auch nur zu erleichtern,
desto mehr wandert sie unweigerlich
auf die Helfenden über
und sie werden ihres Lebens nicht mehr froh-
beide Seiten!
Mische Dich also nie in die Selbstverantwortung anderer ein,
sondern festige sie nachhaltig darin.
Du darfst sie ermutigen oder unterstützen;
du darfst mit ihnen Möglichkeiten und Alternativen besprechen,
du darfst ihnen zeigen, dass Du sie magst,
aber die Entscheidungen müssen sie selbst treffen –
und auch verantworten.
Gebe ihnen jede Hilfe zur Selbsthilfe,
aber unterschätze nie ihre eigenen Kräfte;
und auch nicht die Raffinesse,
mit der Menschen immer wieder versuchen,
Dich in ihre Verantwortung zu holen,
um sich selbst ein schönes Leben zu machen.
Sie suggerieren dir das Gefühl,
dass Du von ihnen gebraucht wirst,
dass Du ihnen wichtig bist,
dass sie ohne Dich nicht auskommen.
Aber das sind Deine Gefühle, nicht ihre.
Sie benutzen sie nur.
Bei schwerer Krankheit kann es vorübergehend so sein,
dass jemand wirklich Hilfe und Unterstützung braucht,
aber das darf dann auch nicht dauerhaft sein.
Bedenke,
dass Selbständigkeit den Menschen adelt
und ihm seine Achtung und Würde erhält.
Indem Du ihn von Deiner Hilfe abhängig machst,
nimmst Du ihm seine Selbstachtung.
Bedenke auch,
dass Du nur erleichtern kannst;
wirklich und dauerhaft Helfen kann nur Gott!
Wenn Du aber wirklich
für einen anderen Menschen etwas Gutes tun möchtest,
dann zwinge Dich nicht dazu.
Setze Dich nicht selbst unter einen Zwang oder eine Pflicht.
Damit engst Du Dich nur ein und machst Dich selbst abhängig.
Du darfst anderen beistehen,
sie stützen und unterstützen,
sie fördern und befördern,
sie auch hegen und pflegen, –
mit Abstand und Achtung;
aber, Du musst es nicht
und schon gar nicht dauerhaft!
Wenn Dir Dein Einsatz zuviel wird,
darfst Du Dich jederzeit zurückziehen,
damit Du selbst wieder zu Kräften kommst,
damit es Dir wieder besser geht,
damit Du Dein Gleichgewicht wiederfindest.
Das ist kein Egoismus und auch keine Lieblosigkeit,
sondern realistische Selbsteinschätzung und Liebe zu sich selbst.
Alleine schon der Gedanke,
dass man etwas müsse, belastet und macht krank.
Zu wissen,
dass man nicht muss, aber nach eigenem Ermessen darf,
erhält die Freude und Nächstenliebe.
Es erhält gesund und steigert die Hilfsbereitschaft.
Wenn Helfen zur Freude wird,
ohne dabei etwas für sich selbst zu erwaten,
dann ist es eine sehr schöne Form der Nächstenliebe.
Wenn man aber aus selbstbezogenen Motiven hilft,
z.B. aus Pflichtgefühl,
aus eigener Erwartung,
aus verklärter Vorstellung,
aus Gehorsam,
in Erfüllung einer fremden Erwartung,
oder, um jemand zu sein,
um im Mittelpunkt zu stehen
um etwas zu erhalten,
beispielsweise Anerkennung oder Dankbarkeit,
Geld, Gut oder Macht über andere,
dann kann das nicht gut gehen,
dann wird man immer enttäuscht werden,
dann wird man immer enttäuscht sein,
weil der Aufwand den Einsatz nicht lohnt,
weil der Ärger die Freude überwiegt,
weil man zu wenig zurückbekommt,
weil man nur Undank erntet.
Liebe doch Deinen Nächsten einfach so wie Dich selbst!
Beginne,
- Dich selbst zu lieben,
- Dich um Deine eigenen Angelegenheit zu kümmern,
- Dich selbst zu beachten und zu achten,
- Dir Deine Kräfte einzuteilen,
- Dein seelisches Gleichgewicht zu finden und zu erhalten,
- Deine eigenen Probleme zu lösen,
- Dich mit Deinen Schwächen anzunehmen,
- Dich selbst zu ertragen und zu tragen.
Dann hilfst Du anderen viel mehr,
denn sie freuen sich,
wenn Du glücklich bist,
wenn sie Dein Glück sehen.
Und wenn Du Dich gefunden hast,
mit Dir einig und eins geworden bist,
dann bist Du auch bereit, anderen
aus gutem Grund
und im rechten Maß zu helfen;
dann bist Du auch dauerhaft fähig,
durch Gott – anderen Liebe zu geben
und sie liebevoll zu stützen.
