Die Zeitfalle – Lebe im Jetzt     (Lk 12,22 – 34) 

 

Hallo Du,

kennst Du das auch:

Jeden Tag der gleiche Ablauf, ein ständiges Wiederholen,

tagein tagaus keine Besonderheiten, gefangen in der Routine,

ein Leben ohne Höhe- und Tiefpunkte, ohne wirkliches Leben,

nur Monotonie, Langeweile und vertane Zeit?

 

War nicht die Vergangenheit viel besser als das Jetzt?

Gibt es noch Hoffnung für die Zukunft?

 

Die Vergangenheit besteht nur

   aus den Erinnerungen an das damalige Jetzt.

Sie ist eine verkürzte Zeitreihe,

in der die Erinnerung an die Ereignisse

wie Perlen auf einer Kette verdichtet aufgereiht sind.

Die Vergangenheit besteht nur noch aus

   verklärten und bewerteten Gedankenbildern.

Sie ist unwiederbringlich vergangen,

   nicht mehr zu wiederholen und nicht mehr zu verändern.

Wozu auch, sie hat ihren Sinn bereits erfüllt.

 

Stattdessen gibt es etwas viel Besseres,

   das Jetzt, die lebendige Gegenwart,

jeden Augenblick, den wir bewusst empfinden, erleben und leben.

Dieses Jetzt ist vielfältig, reichhaltig, unerschöpflich und unbegrenzt.

Es enthält ein Leben in Fülle. 

 

Doch was machen wir damit?

Nutzen wir es? Leben wir es? Genießen wir es?

Oder wollen wir es wie die Vergangenheit festhalten

   und uns für die Zukunft sichern? Wozu sichern?

Vielleicht aus Sorge, die Zukunft könnte schlechter werden,

oder aus Furcht, mir könnte es schlechter gehen,

oder aus der Angst,

   mich auf Neues und Unbekanntes einstellen zu müssen?

Leben ist doch ständige Veränderung und Anpassung.

Es gibt keinen Halt, nur den in Gott.

 

Für welche Zukunft?

Die Zukunft ist doch nicht wirklich. Sie existiert nur im Kopf,

nur in meinen Hoffnungen, Wünschen,

   Vorstellungen, Planungen und Projektionen,

nur in dem, was ich jetzt für Morgen denke und tue.

Ich kann sie nicht wirklich vordenken und vorplanen,

   nicht entgültig bestimmen.

In der Wirklichkeit kommt es meist doch anders.

Die Zukunft kann ich erst verstehen und meistern,

wenn sie unmittelbar zum Jetzt wird,

wenn ich sie lebe und löse,

wenn ich sie annehme, erlebe, durchlebe,

wenn ich sie erschließe und genieße.

Wenn ich mitten in der jeweiligen Situation bin

   und mich darin und dazu verhalte.

Für die Zukunft kann ich mich nur im Jetzt stark machen,

um dann stark zu sein.

 

Und so schwanke ich zwischen Erinnerung und Hoffnung,

zwischen richtig und falsch,

zwischen Vergangenheit und Zukunft

   und bin gefangen in der Zeitschleife des ‚Dazwischen’,

   in der Zeitfalle des ‚hin- und hergerissen Werdens’,

   außerhalb meines eigenen Seins.

Mein Leben steht still,

   ich werde gelebt und alles wiederholt sich.

Ich komme nicht weiter und weiß nicht, was zuerst zu tun ist.

Ich verharre, warte und verzweifle

   zwischen schier unüberwindbaren, selbsterbauten Mauern.

So kann es nicht weitergehen, aber es geht doch so weiter.

Wer hilft mir? Wer stößt mich an? Wer erlöst mich?

Ich ahne: Das kann nur ich selbst! Die Lösung liegt in mir!

 

Ich muss mich endlich entscheiden!!!

Ich muss wichtige Entscheidungen treffen und sie befolgen.

Nur klare Entscheidungen bringen mich aus der Falle heraus.

Egal welche! Nur raus aus der Falle.

Eine Falsche ist besser als keine. Ich kann sie ja wieder ändern.

Ein Leben ohne zu leben, ist kein Leben!

Jede Entscheidung bringt mich zurück zum Hier und Jetzt,

zurück ins vielschichtige, interessante und erfüllende Leben.

 

Es zählt nur das,

   was ich im Moment denke, fühle, empfinde, sage und tue

   und was sich daraus entwickelt.

Nur das, was mich gerade jetzt

   mit der Wirklichkeit verbindet und am Leben teilhaben lässt,

   jede reale Chance, Gelegenheit und Möglichkeit des Alltags.

 

Weshalb denke ich so oft an die Vergangenheit

und wozu träume ich immer wieder von der Zukunft?

Habe ich etwa Angst vor der Gegenwart?

Will ich vor dem Jetzt fliehen?

Es gibt doch nur das Jetzt!!

Ohne das Jetzt, gibt es keine Erinnerung und keine Hoffnung,

keine Vergangenheit und keine Zukunft;

nichts, das es wert wäre,

   darüber nachzudenken und darauf zu hoffen.

Leben besteht nicht aus theoretischem Denken oder Zurückhaltung,

   sondern daraus, das Leben unmittelbar und spontan zu wagen,

   mich ihm auszusetzen, mich darauf einzulassen und es zu erleben.

Was also verunsichert und besorgt mich?

 

Wozu sich sorgen? Sorgen existieren doch nur im Kopf!

Sie verändern nichts, aber sie belasten jeden Moment.

Sie behindern das Leben im Jetzt.

Sie verringern und erschweren jede Chance.

Sie bauen Mauern und verhindern den Durchblick.

Sie verunsichern, engen ein und machen blind.

Im „Sorgen“ missbrauchen wir unsere Phantasie,

   töten wir unsere Kreativität und blockieren wir unsere Tatkraft.

Um „mich zu sorgen“ brauche ich Zeit.

Wenn ich mich sorge, habe ich zu viel Zeit

   und ich nutze sie nicht, um zu leben.

 

Im Jetzt muss ich mich jeden Moment entscheiden,

   für oder gegen etwas, sonst geht es nicht weiter,

   sonst stehe ich unentschlossen an einer Lebenskreuzung.

Je schneller ich mich entscheide, desto besser,

   am Besten selbstbewusst und selbstsicher,

   voller Vertrauen auf Gott und meine Gaben,

damit genug Zeit bleibt, das Ergebnis auszukosten,

   daraus zu lernen und daran zu wachsen.

Der Weg ist das Ziel.

 

Um etwas sinnvoll zu tun,

muss ich mich dafür entschieden haben,

muss ich entschieden sein und dahinter stehen.

Im Jetzt entscheide ich mich,

   weil ich es muss,

   weil ich keine Zeit zum Sorgen habe,

   weil das Leben mich braucht,

   weil das leben sonst ohne mich weitergeht.

 

Wenn ich die Zukunft

   mit ihren Eventualitäten nicht mehr vorausplane,

   sondern voller Gottvertrauen die Gegenwart lebe,

   und alle meine Probleme direkt angehe und löse,

   dann verschwinden die Sorgen und der innere Frieden kehrt zurück.

Dann lebe ich wieder ganz im Hier und Jetzt und gehe darin auf.

Dann bin ich wieder lebensmutig und setze Kräfte frei,

   die mich Berge versetzen lassen,

   die mich unglaubliche Aufgaben vollbringen lassen,

   die meinem Leben Sinn geben,

   nur weil es möglich oder notwendig ist,

   nur weil es schön ist, sie zu tun und zu vollbringen.

 

Indem ich mich ganz auf das Jetzt einlasse,

es bewusst suche und erlebe,

daran teilnehme, es handelnd annehme,

Gemeinschaft habe und mitten darin bin,

lebe ich wieder und bin der Zeitfalle entkommen.

Wann wollen wir denn leben, wenn nicht gerade jetzt?

Morgen oder Übermorgen könnten wir bereits tot sein.

 

Lk 12,22 – 34  Gott kennt unsere Sorgen (Matth. 6,25-34)

Seine Jünger ermutigte Jesus:

«Macht euch keine Sorgen um euern Lebensunterhalt,

um Essen, Gesundheit und Kleidung.

Leben bedeutet mehr als nur Essen und Trinken,

und der Mensch ist wichtiger als das, was er anzieht.

Seht euch die Raben an! Sie säen nichts und ernten nichts,

sie haben keine Vorratskammern und keine Scheunen;

aber Gott versorgt sie doch.

Meint ihr nicht, dass er sich um euch noch viel mehr kümmert?

Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr damit euer Leben

auch nur um einen einzigen Augenblick verlängern?

Wenn ihr aber euer Leben nicht einmal

   um eine Sekunde verlängern könnt,

was sorgt ihr euch um all die anderen Dinge?

Seht euch an, wie die Lilien auf den Wiesen blühen!

Sie können weder spinnen noch weben.

Ich sage euch, selbst König Salomo war in seiner ganzen Herrlichkeit

nicht so prächtig gekleidet wie irgendeine dieser Blumen.

Wenn Gott sogar das Gras so schön wachsen lässt,

das heute auf der Wiese grünt und blüht,

morgen aber schon verdorrt ist, meint ihr wirklich,

er könnte euch vergessen? Seid doch nicht so kleingläubig!

Hört also auf, ängstlich danach zu fragen:

Was werden wir essen? Was werden wir trinken?

Macht euch darüber keine Sorgen!

Wollt ihr denn leben wie Menschen, die Gott nicht als Vater kennen?

Er weiß genau, was ihr alles braucht.

Sorgt ihr euch vor allem um das Reich Gottes,

dann wird euch Gott alles andere geben.

Du kleine Herde,

du brauchst keine Angst vor der Zukunft zu haben!

Denn dir will der Vater sein Königreich schenken.

 

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