Böse Unterstellungen

 

Hallo Du,

kann es sein, dass du anderen immer mal wieder etwas Böses unterstellst?

Ist deine spontane Reaktion: „Nein!!! Selbstverständlich nicht! ICH doch nicht!“

 

Halt, rege dich nicht auf. Das ist kein Angriff, sondern nur eine Frage an dein Gewissen.

Du beantwortest sie nur dir selbst und Gott kennt dich sowieso durch und durch.

Vor ihm kann man nichts verheimlichen, aber etwas Unangenehmes zuzugeben,

macht ihm Freude.

 

Also, Hand aufs Herz: Kann es sein, dass du hin und wieder Schlechtes von anderen denkst,

ihnen innerlich Vorhaltungen machst ihnen insgeheim Böses unterstellst und annimmst,

dein Denken sei richtig und für dich bewiesen?

Kann es sein, dass du ihnen stumm oder durch dein Verhalten vorwirfst, sie hätten etwas

absichtlich getan oder unterlassen, um dich oder andere zu ärgern, zu verletzen oder zu

diffamieren?

 

Hörst du dein kleines, selbstgerechtes ‚ICH‘ schreien?

 

„Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt. Denn so wie ihr jetzt andere

verurteilt, werdet auch ihr verurteilt werden. Und mit dem Maßstab, den ihr an andere legt,

wird man euch selber messen. Warum siehst du jeden kleinen Splitter im Auge deines

Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?

Du sagst: ‚Mein Bruder, komm her! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen!‘ Dabei hast

du selbst einen Balken im Auge! Du Heuchler! Entferne zuerst den Balken aus deinem Auge,

dann kannst du klar sehen, um auch den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen.“

(Mt 7,1-5;HfA)

 

Die Bibel ist weise und sie will uns sagen, dass solch ein Denken und Verhalten nicht liebevoll

ist Gemeinschaft zerstört. Es steht dir und mir nicht zu, an anderen herumzunörgeln,

Rechenschaft von ihnen zu verlangen, sie damit abzuwerten, um sich selbst vielleicht damit

aufzuwerten. Wer Misstrauen spürt und sich angegriffen fühlt, blockt ab, wehrt sich oder

zieht sich zurück.

 

Abgesehen davon bringen Unterstellungen auch nichts. Meistens sind sie nur ein Spiegel des

eigenen schlechten Denkens. Und sollten sie in seltenen Fällen richtig sein, dann ist es immer

noch so, dass jeder und jede für sein Verhalten ‚gute‘ Gründe hat. Ohne die zu kennen, liegt

man in seinen verletzenden Annahmen, Behauptungen, Verdächtigungen, Anschuldigungen,

Unterstellungen und unberechtigten, unausgesprochenen Erwartungen immer falsch. Wer

sich so verhält, der überhebt sich über andere; der möchte Maßstab und Mittelpunkt sein;

der möchte Macht über andere ausüben.

 

Der Bibeltext spricht von Brüdern. Leibliche Brüder und auch Glaubensbrüder sollten

miteinander vertraut sein. Sie vertrauen sich, weil sie sich gegenseitig gut kennen. Sie wollen

sich gegenseitig nicht schaden, weil sie sich achten und lieben.

Sie bitten in unklaren Situationen oder in Seelennot oder bei eigenen, blinden Flecken ihres

Sehens und Empfindens um Hilfe oder hilfreiche Hinweise. Indem sie laut Bitten, sind sie

bereit, auch kritische Aussagen aufzunehmen, darüber nachzudenken und sie schließlich

auch anzunehmen.

 

Wenn man die Eingangsfragen ehrlicherweise mit einem kleinen oder großen ‚Ja‘

beantworten muss, sollte man zuerst den dicken Ego-Balken im eigenen Auge suchen, der

eine klare Sicht verhindert.

 

Verhalten wir uns mit Annahmen, Behauptungen, Verdächtigungen, Anschuldigungen,

Unterstellungen und Erwartungen nicht bequem, selbstherrlich, selbstgerecht, hochmütig

und überheblich? Sind wir stark selbstbezogen und geltungssüchtig?

 

Weshalb gehen wir so mit anderen um?

Was zwingt uns zu solch lieblosem und zerstörerischem Denken?

 

Wollen wir es besser wissen, Recht haben, jemand sein, Kontrolle und Einfluss über andere

ausüben oder gar uns makellos darstellen? Lassen wir wohlmeinende Kritik an uns zu oder

beugen wir ihr durch solche Aggressionen vor? Denken wir dabei: ‚Du bist so schlecht,

deshalb muss ich mir von dir nichts sagen lassen!‘

 

Liebe und Erziehung lassen Raum und bauen auf Verständnis und Einsicht. Sie lieben,

ermöglichen und unterstützen. Sie kehren nichts unter den Teppich, sondern benennen

eigene Ängste und Zweifel und Schwächen und hinterfragen Auffälliges oder

Missverstandenes. Sie unterstellen nichts Schlechtes, sondern sie gehen grundsätzlich vom

Guten im anderen aus, auch wenn es noch nicht zu sehen ist. Sie zeigen ein Ziel auf und

ermöglichen einem annehmbaren Weg dorthin.

Sie ertragen Verletzungen von Stolzes und Würde und sie hoffen für das Seelenheil der

Anderen und auf ihre Erkenntnis. Sie helfen und unterstützen, wo sie erwünscht sind und sie

halten sich zurück, wo (noch) keine Bitte gestellt ist.


Das gilt grundsätzlich auch für Eltern, die für ihre Kinder verantwortlich sind. ‚Ihre‘ Kinder

sind ihnen anvertraut, damit sie sie liebevoll und geduldig auf einen guten Weg bringen. Sie

sind ihnen Vorbild, das stärker wirkt jegliche Strenge. Liebe gehorcht und wenn Kinder ihre

Eltern lieben und ihnen vertrauen, wenn sie keine Gründe für Angst und Misstrauen haben,

dann gehorchen sie gerne.

 

Bedenkt bitte immer: So wie ihr jetzt andere verurteilt, werdet auch ihr verurteilt werden.

Jeder erntet früher oder später, was er gesät hat. Beim einen sind es Perlen der Liebe, beim

anderen sind es Geschosse von Wut, Hass und Ablehnung.

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