Bedrückende oder befreiende Fürsorge
Hallo Du,
ich kenne einen liebevollen Menschen,
den ich sehr schätze und den ich mag.
Du hast ihm eine seltene, schwierige,
aber wunderschöne Gabe geschenkt,
nämlich die Gabe der Fürsorge und Nächstenliebe,
die ihm aber noch nicht so bewusst ist.
Ich danke Dir für diese Gabe
und dafür, dass ich sie erkennen kann.
Ich sehe mit weinenden und lachenden Augen,
wie sich diese Gabe mühsam aber stetig entwickelt,
wie sie aufbricht und hervortritt,
aus dem Nebel des Verborgenen,
aus der Furcht vor dem unbekannten Neuen,
aus der Sorge um Sicherheit und Wohlergehen,
aus der Liebe für andere,
und besonders
aus der Freude des Schenkens,
aus der Freude darüber, ‚nützlich zu sein’.
Ich sehe, wie aus Bedrückung und Belastung
Befreiung, Klarheit und Bestimmung werden.
Ja Vater,
es ist schwer, Deine Geschenke zu erkennen
und noch schwerer sie zu verstehen
und sie zu akzeptieren,
denn Deine Gaben, Deine Begabungen für uns,
sind Lebensaufgaben,
Aufgaben für unser sinnerfüllendes Leben.
Sie sind eine besondere, persönliche Auszeichnung,
aber auch eine dauerhafte und entgültige Verpflichtung.
Sie sind eine große Last,
aber auch eine Quelle von unendlicher Freude und Erfüllung.
Manchmal möchte ich vor meiner Begabung
und den damit verbundenen Verpflichtungen
und persönlichen Einschränkungen davonlaufen,
besonders wenn ich an meine Grenzen komme
und glaube überfordert zu sein,
doch irgendwie werde ich immer wieder
von meiner Aufgabe angezogen und schaffe es,
wahrscheinlich mit Deiner Hilfe,
meine Besorgnis,
– mein bedrückendes Gefühl der Unruhe und Angst -,
zu überwinden,
über mich hinauszuwachsen und weiterzumachen.
Du hast mir die Gabe gegeben,
Verborgenes zu erkennen und zu sehen,
mit dem Herzen zu hören
und der Seele zu verstehen.
Ich nutze nun diese Gabe,
um zu sagen, was ich aus der Sicht
des/der Betroffenen erkenne.
Ich erkenne,
dass meine Aufgabe ein Umfeld und einen Kern hat.
Im Umfeld lerne ich die Bedeutung von
‚Sorgen haben’, ‚sich Sorgen machen’
oder ‚mit Sorgen erfüllt sein’ kennen;
ich lerne
mit meinen Hoffnungen und Ängsten,
mit meinen Gefühlen und Gedanken,
mit meinen Meinungen, Vorstellungen und Bewertungen
umzugehen
und verknüpfe diese Erfahrungen mit meinem Wesen,
mit meinem Ich,
mit meiner Gesundheit, meinem Alltag und meiner Existenz.
Ich erkenne, dass dies eine notwendige Voraussetzung ist,
um die Freude und das Leid darin zu erkennen,
um die Grenzen und die Möglichkeiten darin zu entdecken,
um eigene Erfahrungen zu sammeln,
mich dazu zu verhalten
und,
um zum Kern zu kommen, der Anwendung für andere,
meine liebevolle Fürsorge für andere zu erschließen.
Ja, Freundschaften und Beziehungen sind für mich wichtig;
Ich sorge mich gerne um und für andere,
ich mache mir Gedanken um sie und bin um sie beunruhigt und besorgt,
nehme an ihrem Schicksal teil und bemühe mich um ihr Wohlergehen.
Ich setze mich gerne für sie ein, betreue und berate sie,
nehme mich ihrer an und kümmere mich um sie
und ich freue mich für sie und mit ihnen,
wenn es ihnen gut geht,
wenn ich ihnen helfen und sie mit meiner Hilfe beschenken konnte.
Es beglückt mich, wenn ich dazu beitragen kann,
dass verschüttetes wieder ans Licht kommt,
dass Glück und innerer Frieden wieder einkehren,
dass Freude und Fröhlichkeit sich wieder ausbreiten,
dass Glaube und Hoffnung wieder lebendig werden,
dass Du, himmlischer Vater, wieder erkennbar wirst.
Mit der Begabung hast Du mir auch andere Fähigkeit gegeben,
die in mir sehr stark ausgeprägt sind und die mich stark bestimmen.
Mir fällt auf, dass ich sehr sorgsam und sorgfältig bin.
Ich gehe behutsam und achtsam mit den Menschen und Dingen um,
bin vorsichtig, akkurat, ehrlich, gründlich und gewissenhaft,
ordentlich, säuberlich und pfleglich, manchmal penibel,
achte auf Genauigkeit, Exaktheit und Präzision,
verwende viel Zeit für eine sorgfältige Ausarbeitung,
und arbeite gerne mit großer Sorgfalt.
Ich wundere mich darüber,
dass nicht auch andere Menschen erkennen, wie wichtig das alles ist,
dass dies Grundlagen eines verlässlichen Zusammenseins sind,
und dass auch sie Verantwortung für andere tragen sollten.
Vielmehr sehe ich
Unachtsamkeit und Achtlosigkeit,
Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit,
Leichtsinn, Unbedachtheit und Nachlässigkeit,
aber auch glückliche Sorglosigkeit,
Unbekümmertheit und Unbeschwertheit,
nahezu grenzenloses Gottvertrauen.
Ich versuche
liebe- und verständnisvoll zu sein,
Liebe zu leben und zu geben,
mitzufühlen und auszugleichen,
das Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken,
doch ich stelle immer stärker fest,
dass ich damit überfordert bin,
dass ich mehr geben muss, als ich zu haben glaube,
dass ich mehr gebe, als ich bekomme,
dass ich von eigenen
und fremden Problemen aufgefressen werde.
Vater ich danke Dir für diese Erkenntnis,
und ich bitte Dich um Deine Mithilfe,
nein, ich bitte Dich darum,
dass Du diese Probleme löst
und dass Du mich auch weiterhin
als Hilfe und Werkzeug dabei benutzt.
Ich bitte Dich um Deinen Segen für alle,
um die ich mich sorge und für die ich bete.
Ich bitte Dich um Deine weise Führung
und um weitere, wundersame Verwandlung.
Durch meine Gebete,
kann ich die Welt nicht verändern
und auch Dich nicht,
aber,
ich kann mich verändern,
ich kann auf Dich bauen und Dir Vertrauen.
Ich bitte Dich, mich dabei zu unterstützen,
meine Gabe zum Leuchten zu bringen,
noch mehr zum Vorbild für andere zu werden,
noch mehr Beispiel zu geben,
Dir zur Ehre.
Amen.
