Ausgeschlossen sein
Hallo Du,
vor einiger Zeit hatte ich einen beängstigenden Traum.
Ich war auf einer alten stabilen Burg
und lief verzweifelt im Burghof umher,
eingeschlossen von einer hohen Burgmauer,
die kein Tor als Ein- oder Ausgang hatte
und ausgeschlossen vom zentralen und sicheren Burgturm,
der ebenfalls keine Tür hatte,
nur kleine Fenster in unerreichbarer Höhe.
Ich fühlte mich gleichzeitig eingeschlossen und ausgeschlossen,
eingesperrt auf den Suche nach Gespräch und Anschluss,
ausgesperrt von menschlicher Liebe und Zuneigung.
Ich suchte und suchte in meinem Dazwischen,
doch eine Tür, ein Ausweg, war nirgendwo zu finden.
In den Turm zu kommen,
in eine abgekapselte Gemeinschaft aufgenommen zu werden,
erschien mir aussichtslos.
In den Turm der Geborgenheit kann ich nicht einbrechen.
Ich bleibe solange ausgeschlossen,
bis mir jemand von innen, von Herzen, eine Tür öffnet
und mich freundlich und herzlich einlädt, einzutreten.
Aus der Gefangenschaft der Mauer zu entkommen,
einen Weg durch die eigene Mauer zu finden
und in die offene, weite und unbekannte Freiheit zu fliehen,
in ein Leben mit neuen Möglichkeiten und Gelegenheiten zu gelangen,
das erschien mir sinnvoller und leichter.
Und so überwand ich meine Ängste,
sammelte all meine Energie,
rannte mit aller Kraft gegen diese dicke Mauer an,
sprang ab und warf mich schonungslos dagegen.
Das Wunder geschah !
Ich konnte sie durchbrechen,
und in die fremde Freiheit gelangen.
Es war gar nicht so schwer.
Nun lebe ich in der Weite der Freiheit,
habe Kontakte und Gespräche,
bin aber immer noch ausgeschlossen,
alleine in der Menge..
Ich habe erkannt,
welch schlimme Folgen es hat,
abgelehnt zu werden,
als Kind von Geborgenheit, Liebe und Vertrauen,
von familiärer Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden,
ausgegrenzt, geschlagen und gedemütigt zu werden.
Ausgeschlossene Menschen
kapseln sich ab,
schließen sich selbst aus,
um nicht immer wieder
zurückgewiesen und abgelehnt zu werden.
Sie werden so zu Außenseitern,
einsam, kauzig und unglücklich,
aggressiv gegen sich oder andere,
enttäuscht von den Menschen und dem Leben,
ausgestoßen aus der Gemeinschaft.
Sie hoffen
auf einen gnädigen Gott,
auf ein freundliches, menschliches Hallo Du,
auf eine verständige Seele,
auf einen liebevollen Menschen,
der ihr anklopfendes und sehnendes Herz hört,
der auf sie zugeht und ihnen seine Tür öffnet,
der sie einlädt einzutreten und teilzuhaben,
der sie annimmt und stärkt
der sie durch bedingungslose Liebe wirklich befreit
zur eigenen Öffnung,
zur Selbst- und Nächstenliebe
und dadurch heilt.
>>Traurige Tränen tropfen,
hilflos nur kann ich klopfen,
öffne mir bitte die Tür,
zu Dir! <<
