Sich in die Lage von anderen versetzen (1.Kor 9,22)
Hallo Du,
„Wenn ich bei Menschen bin, deren Glaube noch schwach und unsicher ist, achte ich
sorgfältig darauf, ihnen nicht zu schaden. Wer es auch sei, ich stelle mich ihm gleich,
um auf jede erdenkliche Weise wenigstens einige Menschen zu retten.“ (1.Kor 9,22)
Ich stelle mich ihm gleich Ich lebe wie er.
Ich betrachte die Welt, das Leben, die Verhältnisse und Umstände mit seinen Augen.
Nur so erkenne ich seine Lage und seine Not, nur so mische ich mich nicht
in fremdes Leben ein, in Dinge, die ich nicht verstehe.
Niemandem möchte ich etwas aufdrängen, was er nicht haben möchte.
Vielmehr möchte ich jedem etwas schenken, von dem ich überzeugt bin,
dass er sich danach sehnt und es auch annehmen kann,
nämlich: Befreiung von Abhängigkeit, Krankheit, Leid und Not durch Jesus Christus.
Wie aber kann ich das bewirken? Die Menschen sind ihre Lebenssituation gewöhnt.
Sie ist für sie normal. Sie kennen nichts anderes. Ihr Horizont ist eingeschränkt.
Würde ich hier als wissender Guru auftreten,
würden sie mich zu Recht als hochmütig ablehnen und damit auch Jesus,
zu dem ich sie ja bringen möchte.
Er könnte ihnen nicht mehr die Augen öffnen und sie aus ihrer Abhängigkeit befreien.
Sie würden meinen, ich wolle sie manipulieren und sie würden sich Jesus verschließen.
Wenn ich mich ihnen gleichsetze,
dann muss ich mir und meinem Wissen gegenüber Selbstbeherrschung üben.
Es geht schließlich nicht um mich,
um meinen Erfolg und Ruhm, um meine Ehre und mein Verdienst,
sondern allein um Jesus Christus und sie.
Ich muss mich zurücknehmen,
Zeit für andere haben und mich ihnen zuwenden,
genau hinsehen, geduldig sein und nicht zu schnell urteilen.
Ich muss aufmerksam zuhören, auf sie eingehen,
mit ihnen reden, sie in ihren Hoffnungen ermutigen,
sie mir helfen lassen und ihnen helfen,
sie an meinem Leben teilhaben lassen und Vertrauen wachsen lassen.
Sie sollen erkennen,
dass mir jeder einzelne von ihnen wertvoll und wichtig ist,
dass mir an jedes Wohl liegt,
dass ich mich für jeden zuverlässig einsetze, ihn anerkenne und wertschätze,
dass ich jeden in seiner Verantwortung für sein Leben respektiere.
Dafür ist es sinnvoll, vorbildlich zu sein, wie Jesus auch für mich vorbildlich war.
Sie sollen erkennen können,
dass ich Gott von ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit ganzem Verstand liebe
und mich ganz ihm unterstellt habe.
Sie sollen nicht nur mich sehen, sondern besonders Jesus in mir,
der aus mir heraus leuchtet und spricht.
Sie sollen sich nicht an mir orientieren, sondern an Jesus,
der mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.
Sie sollen an mir erkennen, was Jesus auch an ihnen zu tun vermag.
Wenn ich sie nur lehrte, ermutigte und lobte, würde ich mich über sie setzen.
Sie könnten glauben, ich wollte sie manipulieren, um meiner Ehre willen.
So aber lebe und leide ich mit ihnen,
esse und trinke das Gleiche wie sie,
wende mich ihnen zu und habe Gemeinschaft mit ihnen,
finde heraus, was uns verbindet und tue nicht so, als wüsste ich alles.
Ich bemühe mich – wie sie – um Wahrheit und Gerechtigkeit.
Vertrauen wächst durch Offenheit, Vertrautheit, Treue und Zuverlässigkeit,
dazu hat Jesus mich befähigt
und deshalb kann ich authentisch und ehrlich, echt und herzlich, menschlich sein.
Ich teile mit ihnen Not, Leid und Freude und spreche mit ihnen darüber,
ihre Lage und Bedürfnisse sind mir ebenso wichtig wie meine.
Ich sehe sie ganz individuell in ihren Hoffnungen, Befürchtungen und Möglichkeiten.
Ich bin gegenüber jedem gerecht und nehme jeden so an, wie er ist.
Sensibel verhalte ich mich gegenüber jeder Person und in jeder Situation
und ich bitte Gott in jedem und durch jeden Gutes zu bewirken.
Ich lasse die Menschen teilhaben an meinen Hoffnungen und Gedanken,
an meinem Handeln und an meinen Motiven und auch an meiner Zuversicht,
dass Jesus jeden erlöst und in die stärkende Gemeinschaft mit Gott führt,
unserem himmlischen Schöpfer und Vater,
der immer das Gute für und in uns will und bewirkt!
